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Bald neu im Reality-TV: Diese Spitzen-Clowns wollen deine Stimme!

Hereinspaziert! Hereinspaziert! Prada-Peer und Gratistherapiestunden bei fantastischen Freidenkern.

2013 wird das „Superwahljahr“. Dieses mal aber nicht, weil in Backnang der Bürgermeister gewählt wird, sondern weil es Bundestagswahlen gibt! Das sollte sogar bei Politikverdrossenen mildes Interesse verursachen. Denn hier entscheidet sich, wer der nächste Bundeskanzler wird: also, wessen Gesicht und einschläfernde Stimme wir die nächsten vier Jahre ertragen müssen—wenn wir zwischen Dschungelcamp und Gossip Girl aus Versehen über einen staatlich-finanzierten Sender stolpern.

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Auftakt des Superwahljahrs macht die Landtagswahl Ende Januar in Niedersachsen. Das Chicago der deutschen Politik hat Networker wie Gerhard Schröder und Christian Wulff hervorgebracht. Wer hier Erfolg in der Politik hat, hat wichtige Freunde, die einem auch mal bei der Hausfinanzierung unter die Arme greifen.

Weil aber die Wahl als richtungsweisend für die Bundestagswahl im Herbst gilt, kommen die ganzen wichtigen Jungs und Mädels aus Berlin (Angela Merkel (CDU), Peer Steinbrück (SPD), Philipp Rösler(FDP)). Die rühren dann testweise schonmal die Werbetrommel. Wahlsiege sorgen für gute Stimmung, wenn es dann ans Eingemachte im Herbst in Berlin geht.

Die Zeit nach Neujahr fällt außerdem noch mit einigen der traditionellen Get-togethers der deutschen Parteien zusammen. Da wird Pseudo-Zusammenhalt demonstriert, oder die ersten Köpfe rollen: Zum Beispiel beim Dreikönigstreffen der FDP (Rösler wackelt) und die Klausurtagung der CSU in Kreuth (Seehofer zeigt allen, dass er der Boss ist).

Man kann also nach den letzten Tagen ein kurzes Fazit ziehen, was wir 2013 zu erwarten haben:

Die Linke

Beschäftigt sich vor allem mit sich selber, aber weniger mit ihr. Die interessanteste Meldung war im letzten Jahr das Bekanntwerden von Oskar Lafontains Beziehung mit der schönen Sarah Wagenknecht. Ansonsten soll Gregor Gysi jetzt wohl Spitzenkandidat für 2013 werden, und somit ist zumindest ein Politiker mit von der Partie im Bundeswahlkampf, der einen höheren Unterhaltungswert als BahnTV besitzt und vernünftig formulieren kann.

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Fazit: Die Linke steht für lustige Positionen und Partei-Inzest

Die SPD

Die SPD wirkte in letzter Zeit eigentlich fast wie eine ernstzunehmende Partei. Sigmar „Testosteron“ Gabriel, der Bluthund der Sozialdemokraten, hielt ruhig und widmete sich zum Wohlgefallen aller seiner Anke und dem Baby. Gleichzeitig arbeitete die Partei daran, ihrer Glaubwürdigkeit als Arbeitnehmerpartei zurückzugewinnen, indem sie vage gegen „das Diktat der Finanzmärkte“ wetterte. Auch die Wahl von Peer Steinbrück wurde als Zeichen gesehen, dass die SPD nach langer Zeit mal wieder konkurrenzfähig war. Aber dann zog Peer seine Show ab. Und innerhalb von wenigen Wochen schaffte er es, die SPD zu versenken und wie eine lila-rot-gefärbte FDP aussehen zu lassen. Nach all der Diskussionen über Vortragsgehälter, Vorstandsjobs, Höhe von Kanzlergehältern und den Preis von gutem Rotwein rätseln alle, was um Gottes willen im Kopf von Peer vorgeht? Vielleicht wollte er sich für die enttäuschte FDP-Klientel wählbar machen? Zumindest über die Höhe des Kanzlergehalts muss er sich jetzt keine Sorgen mehr machen.

Fazit: Die SPD steht 2013 für dicke Autos und miese Ästhetik (Andrea Nahles in Rot-Violet, Foto: Dirk Vorderstraße)

Die Grünen

Die Partei der wohlsituierten Biosupermarktkunden ist richtig gut drauf und selbstbewusst. Nachdem sie ihre Dauernervensäge Claudia Roth abgesägt haben, positionieren sie sich immer konservativer und haben sich als Hauptopfer—wie alle anderen auch—die FDP ausgesucht (derzeit das Äquivalent zum rothaarigen, dicken, bebrillten Jungen in deiner Schulklasse). Das bietet sich für die Grünen aus zwei Gründen an: Einmal, weil es bekanntlich am einfachsten ist, auf jemanden einzutreten, der schon am Boden liegt. Und zum Zweiten, weil es ihrem unbändigen Regierungswillen entgegenkommt (Jürgen Trittin will sogar Finanzminister werden). Denn 2013 wird die FDP nicht in den Bundestag einziehen und sich daraufhin in schwer zugängliche Bergtäler zurückziehen. Dann bleiben nur noch die Grünen als kleiner Koalitionspartner für beide großen Volksparteien übrig.

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Fazit: Die Grünen stehen 2013 für moralisches Überlegenheitsgefühl, Biomarkt und Arbeitgeber-Gattinen

Copyright by World Economic Forum; swiss-image.ch/Photo by Moritz Hager

Die CDU

Angela Merkel will sichergehen, dass das alles sauber läuft dieses Jahr mit der Wahl. Die Supernanny Europas hat sonst nicht für jeden Quatsch Zeit. Aber für den glatten David McAllister hat sie sich tatsächlich nach Niedersachsen begeben. Was hier passiert, soll auch maßgebend für die bundesweite Wahlkampf-Strategie sein. Erstens: nicht zu sehr mit der abschmierenden FDP assoziiert werden. Zweitens: die von der CSU verursachten peinlichen Momente auf ein Minimum reduzieren. Und drittens: möglichst wenig über Inhalte sprechen. Stattdessen voll auf den Kanzlerinnen-Bonus verlassen. Angie ist laut Umfragen immer noch Everybody’s Darling. Also Angie, weiter auf deine zuckersüße Art Daumen drücken, ruhig halten und Peer einfach den Job erledigen lassen. Schaut aus, als würde es klappen.

Fazit: Die CDU steht 2013 für Langeweile

Schließlich die FDP:

Sie ist derzeit Deutschlands unterhaltsamste Partei. Noch wissen wir natürlich nicht, wer am Ende ihr Spitzenkandidat sein wird. Aber den Weg der Selbstfindung zu beobachten, ist ähnlich unterhaltsam, wie abgehalfterten Stars bei der endgültigen Selbstvernichtung im Dschungelcamp zuzusehen. Philipp Rösler scheint jedenfalls keine so guten Karten mehr zu haben, nachdem er während des Dreikönigstreffens von Parteifreunden mit „Arschloch, halt’s Maul“ bedacht wurde. Während Röslers Versuche, witzig zu sein, eine Mischung aus Fremdscham und Mitleid auslösten, hat sich Rainer Brüderle während des Treffens in seiner weinseligen Art in Position gebracht. Er scheint jetzt die rettende Lösung auf der untergehenden FDP-Titanic. Seiner Meinung nach sei die FDP nämlich „ein sympathischer Haufen von Freidenkern“. Brüderle meinte allerdings auch, die FDP solle aufhören, sich mit sich selbst zu beschäftigen: „Wir sind ja alle nicht in einer Therapiegruppe, sondern in einer politischen Partei“. Achso, danke, Rainer!

Fazit: Die FDP steht auch 2013 für Streber, Fremdscham und 2 Prozent