FYI.

This story is over 5 years old.

Unter Umständen

Schwanger, Woche 13: Die neue Wampe!

Das etwas im Bauch ist bald kein Zellhaufen mehr. Nüchtern bei den Stones, Furchtlosigkeit angesichts von Umstandsmode und andere tapfere Heldentaten.

Foto Credit: Schwangerschaft via photopin cc

Meine sorgsam gepflegtes Bierwämpelchen sorgte bereits zweimal für Missverständnisse. Es ist dann tatsächlich so, dass Frauen, die man mehr oder weniger gut kennt, einem mit sinnendem Lächeln eine mehr oder weniger manikürte Hand auf den Bauch legen und fragend blicken. Danach schämen sie sich dann meistens. Seitdem sich das Bäuchelchen dank Zellhaufen und mangels Bier zur kleinen lieben offiziellen Babywampe mausert, hat mich lustigerweise niemand mehr darauf angesprochen. Als ich den Liebsten letztens umarmte, spürte ich deutlich, dass die Wampe keine reguläre Wampe mehr ist. Man kann das leider nicht näher erklären, aber ein schwangerer Bauch fühlt sich von innen anders an. Und das modisch Allerlässigste ist: Nix mehr da mit kaschieren! Ich bin schwanger! Der Bauch hier soll da offiziell so!

Anzeige

Von solchen Gedanken bewegt, wagte ich mich in die Umstandsmode-Abteilung. Da hängt leider gar viel fades Zeug herum, deshalb halten derweil oben weiterhin einschlägige Herrenshirts mit halbnackten Vertretern der Rock-Industrie her. Zwei Hosen wurden es dann doch und ich sage euch: Genial! Hose mit vorgetäuschtem Bund und dehnbarem Bauchsocken obenrum. Eigentlich auch perfekte Trinkerkleidung, aber was soll’s. Als ich meine Größe suchte, landete ein Teenager-Mädel versehentlich in der Abteilung. „Aber das ist doch die Schwangeren-Abteilung!!!“ kreischte die Mutter hysterisch. Mein Gott, das Kind wird sich schon nicht anstecken, gute Frau! Ich schlapfte auch in ein hippieskes Geschäft mit billigen indischen Fetzen gutem indischen Tuch und besitze jetzt so ein wampenfreundliches flattriges weißes Sommerkleid mit Blumen und Vögeln drauf. Wenn ich die Brille abnehme, kann ich jederzeit undercover ins Sommerlager zu Uriella, auf Hochzeitsmessen oder zu esoterischen Randgruppen.

Foto von Irene Adler

Und dann, ja dann, waren wir beim saugeilen Rolling-Stones-Konzert. Auch hier zeigte sich jemand besorgt: „Aber wird das nicht zu laut für das Kind?“ Eh klar, als ob Fruchtblase und mütterliche Wampe nicht reichen würden. Außerdem: Auch der kleinste Zellhaufen muss musikalisch auf den richtigen Weg gebracht werden, es ist nie zu früh, um auf sein erstes letztes Rolling-Stones-Konzert zu gehen, immerhin war die Mama schon auf fünfen.

Oh und wie war ich all den mitgegangenen geliebten Irren ihr teures Stadionbier neidig! Ich habe aber einen neuen Schnorrer-Schmäh erfunden: „Haben Sie vielleicht einen kleinen Schluck Bier für eine werdende Mutter?“ funktionierte da ganz gut. Und ja, es wurde auch eine Zigarette geraucht, möglicherweise waren es sogar zwei. Skandal! Rockandroll! Die Quintessenz vom Großkonzert ohne Rausch: Ich kann mich ans Ende vom Konzert erinnern! Ich habe bis zum Schluss getanzt! Und ich sehe auf den Fotos nicht völlig behindert aus! Es hat eben alles auch seine Vorteile.

Namensvorschläge: Keith. Charlie. Ron. Mick.

Unter Umständen ist eine VICE Kolumne, in der uns Irene Adler mehr darüber erzählt, wie es ist, wenn aus dem Bierwamperl ein Babybauch und aus einem Zellhaufen ein kleiner, schreiender Mensch wird.