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Mixes of the World: Borrowed Identity

In unserer Rubrik Mixes of the World stellen Produzenten und DJs Musik aus der ganzen Welt vor. Wir wollen im weltlichen Freiburg anfangen.

Die Welt ist groß und gute Musik lauert überall. Dank einer kleinen Erfindung namens Internet können wir uns mit Produzenten und DJs auf der ganzen Welt austauschen, die uns die schönsten Feinheiten, Eigenarten und Trends aus den verschiedensten Ecken zeigen. Mit dieser Idee geht unsere neue Serie an den Start: Mixes of the World. Und weil überall abgefahrene Klänge und Sounds zu finden sind, fangen wir in Freiburg an. Hört sich nicht so sexy an, aber gilt Freiburg nicht als des Breisgaus Tor zur Welt? Der 23-jährige Produzent und DJ Borrowed Identity hat uns den ersten Mix bereitgestellt.

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THUMP: Bitte stelle dich doch kurz vor!
Borrowed Identity: Mein Name ist Borrowed Identity. Ich komme aus Freiburg, bin dort auch geboren, habe aber rumänische Wurzeln in meiner Familie. Der Name meines DJ- und Produzenten-Projekts verbindet diese Wurzeln mit meiner Liebe für elektronische Musik aus Detroit und Chicago und so vielem mehr.

Wie sieht die elektronische Musikszene in Freiburg aus?
Von einer Szene kann man nicht wirklich sprechen. Es gibt zwar ein paar Nerds, die über den Tellerrand rausschauen, das Meiste, was in Freiburg an Partys und dem Drumherum passiert, kann man getrost unter Zirkus und sinnentleertes Minimal-Geklöppel verbuchen. Dementsprechend wird dem Publikum, das diese Veranstaltungen besucht, auch nichts geboten, worin man sich vertiefen und so etwas wie eine Szene entwickeln könnte. Die einzige Ausnahme macht da Rainer Truebys Veranstaltung Rootdown, die bereits seit fast 19 Jahren monatlich läuft und konstant für gute Musik steht. Vielleicht bin ich aber einfach nur ein ignoranter Einzelgänger und bekomme deswegen die „Szene" hier nicht mit.

Deine bisherigen House-EPs für Labels wie Mistress Recordings oder Quintessentials sind eindeutig von Soul und Funk inspiriert. Mit welcher Musik bist du aufgewachsen und was fließt davon auch heute noch in deine Produktionen ein?
Die ersten Klänge, die an meine Ohren gedrungen sind, waren wohl traditionelle Volksmusiken aus den verschiedensten Ländern. Ich bin in einem Multikulti-Viertel aufgewachsen und bin ja selbst auch ursprünglich aus Rumänien. Über die 90er in meiner Kindheit kann ich mich an viel Eurodance, Techno, Rock und HipHop erinnern, was man halt so im Fernsehen und auf irgendwelchen Schlumpf-Compilations und Bravo Hits-CDs aufschnappen konnte. Als ich zehn war, habe ich dann immer mehr Rap gehört: B.U.G. Mafia, Dr. Dre, Eminem, Snoop Dogg und so weiter. Ich war ein riesiger HipHop-Nerd als Teenager und habe dann auch selbst sehr jung begonnen, Beats zu bauen. Über die Suche nach Tracks zum Samplen für meine Beats bin ich dann mit Soul und Funk und allen nur denkbaren Verrücktheiten in Kontakt gekommen. Zuerst habe ich nur nach Stellen gesucht, die ich für meine Beats klauen konnte, ohne die Originale wirklich zu schätzen oder ernsthaft anzuhören. Später habe ich dann weniger Rap gehört und mich mehr mit der Original-Musik beschäftigt, wodurch ich bis heute ein fanatischer Fan von Soul, Funk, Jazz, Disco, Krautrock, Blues aber auch früher elektronischer Musik geworden bin. All das fließt natürlich bei jedem einzelnen meiner Tracks mit ein.

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Wie und wo wurde der Mix aufgenommen?
Ich habe den Mix in meinem Studio, nach einem langen DJ-Wochenende mit sehr wenig Schlaf, mitten in der Nacht mit zwei Plattenspielern, zwei CDJs und einem Pioneer-Mixer aufgenommen. Da ich die letzten drei Tage davor in Clubs aufgelegt hatte und direkt von einer Party kam, war ich noch voll im Flow und habe einfach aus der Musikauswahl, die ich dabei hatte, diesen Mix aufgenommen.

Gibt es eine spezielle Idee hinter dem Mix oder zur Trackauswahl?
Nicht wirklich, ich arbeite bei DJ-Sets nie konzeptuell und ich versuche auch Genres und die verschiedenen Styles komplett aus meinem Kopf zu verbannen. Mich interessiert nur, ob ein Track bei mir Gefühle auslöst oder nicht. Und dementsprechend lege ich auch auf—ich spiele das, was sich als nächster Schritt für mich richtig anfühlt. Das kann in extremen Situationen auch mal nach einem cheesy Popsong eine brutale Nummer von Surgeon sein—oder umgekehrt. Den Fehler Konzepte und Ideen in DJ-Sets zu verpacken, habe ich schon gemacht als ich mit etwa 14, 15 Jahren das Auflegen begonnen und mich lange Zeit gewundert habe, warum sie nicht funktionieren. Bis ich dann gemerkt habe, es funktioniert für mich nur, wenn ich mich komplett von meinen Emotionen lenken lasse und nicht von meinem Verstand!

Woran arbeitest du gerade?
Momentan versuche ich meine nächste EP für Mistress Recordings fertigzustellen. Parallel dazu bereite ich meine Live-Tour für Januar und Februar 2015 vor. Ich habe mich entschieden, keinen Laptop zu benutzen, nur ich und meine Maschinen, deswegen bin ich zurzeit in einem großen Selbstfindungsprozess. Ich habe keine Ahnung, was dabei herauskommen wird und wo die Reise hingeht. Es wird mein erstes Mal sein, dass ich eigene Musik live vor Menschen performen werde und ich habe noch keinen Plan, wie das genau aussieht. Feststeht aber, dass ich am 30. Januar im Rex Club in Paris mein Live-Debüt mit meinen Maschinen haben werde. Die andere große Baustelle ist mein erstes Album, ich hoffe 2015 werde ich endlich fertig sein und es veröffentlichen können.

Tracklist:
01. DJ Vas - One Love
02. Frank Booker - Fall Out
03. Moodymann - Forevernevermore
04. Max Graef - No 5
05. Soundstream - Dance With Me
06. Trankilou - Atom Funk
07. Phoenix Knight - Up2U
08. Earl Jeffers - Jump
09. Marquis Hawkes - Outta This Hood
10. House Master Boyz - House Nation
11. DJ HMC - Marauder
12. Ben Sims feat. Blake Baxter - I Wanna Go Back
13. Egokind & Ozean - Everybody Dance Now
14. Fix - From The Ghetto
15. Mr G - Eye Poke
16. UVB - Quiet Life
17. Rupcy - Can
18. Takaaki Itoh - Toner
19. Charles Fenckler - Program
20. DVS1 - Black Russian
21. Ben Sims - I Feel It Deep (Sandwell District Remix)

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