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Indien

Schwarz gebrannter Schnaps ist Gift

Fast 100 Menschen starben vergangenes Wochenende in Mumbai, nachdem sie illegal gebrannten Schnaps getrunken hatten. Trotz der offensichtlichen Gefahren, scheinen sich die Leute davon nicht abschrecken zu lassen.
Hilary Pollack
Los Angeles, US
Foto von indi via Flickr

In vielen Teilen der Erde ist Schwarzgebrannter allgegenwärtig. Er ist billiger als Markenprodukte, weil der Brenner auch keine hohen Alkoholsteuern zahlen muss, aber er ist auch dreckiger, weil unsauber und provisorisch gearbeitet wird und der Methanolgehalt deshalb sehr hoch sein kann.

In den letzten Jahren starben immer wieder zahlreiche Menschen wegen diesem unsorgfältig hergestelltem Gesöff. Und durch die Ereignisse der letzten Woche in Indien wurde uns wieder einmal bewusst, wie verheerend die Folgen sein können.

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97 Menschen (laut anderen Quellen 99) starben vergangenes Wochenende in Mumbai, nachdem sie eine illegal gebrannte Spirituose mit extrem hohem Methanolanteil konsumiert hatten. Methanol kommt im Brennvorgang natürlich vor, nur wird es in Markenprodukten weitestgehend abgetrennt, also entfernt. Es wird dann hauptsächlich für Frostschutzmittel, Lösemittel und Treibstoff verwendet. Geschmacklich hat Methanol was von Klebstoff, ist extrem schädlich und kann zu Blindheit, Koma oder Tod führen.

Die Polizei beschlagnahmte mehr als 1000 Liter der schwarz gebrannten Spirituose und nahm fünf Männer sowie zwei Frauen fest, die angeblich die illegalen Bars in den Laxmi Nagar-Slums in Mumbai betrieben haben sollen, und klagte sie unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Vergiftung an.

Bewohner der Nachbarschaft erzählten CNN, dass viele Männer innerhalb der verarmten Gemeinschaft stressigen, harten Jobs nachgehen und den illegal gebrannten Alkohol trinken, um der harten Realität der Slums zu entkommen und ihre Sinne zu betäuben.

Das ist nicht das erste Mal, dass in Indien so viele Menschen den Folgen des illegalen Schnapskonsums zum Opfer gefallen sind. 2011 starben 168 Menschen in Westbengalen daran, während mehrere hundert ins Krankenhaus eingeliefert wurden. 2008 waren es mehr als 150 (möglicherweise bis zu 180), die in den indischen Bundesstaaten Karnataka und Tamil Nadu nach dem Konsum einer schwarz gebrannten Spirituose starben.

Trotz all der Horrorgeschichten bleiben schwarz gebrannte Spirituosen in Indien sowie anderen armen Ländern sehr beliebt.

Auch in Nigeria starben kürzlich 56 Menschen in den Bundesstaaten Rivers und Ondo nach dem Konsum lokalen Gins, der auch als Ogogoro, kparaga oder Kaikai bekannt ist. Die nigerianische Regierung reagierte vergangene Woche mit einem Verkaufsverbot des Produkts und kündigte an, illegal gebraute, alkoholische Getränke im ganzen Land zu beschlagnahmen.

Die schlechte wirtschaftliche Situation und die Aussichtslosigkeit vieler Menschen hat Menschen immer schon zum Trinken bewogen–zum Spülmitteltrinken, weil anderes nicht leistbar ist.