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Motherboard

Das Internet als Waffe gegen den Klimawandel - Al Gore im Videointerview

Al Gore warnt, dass Unglücke wie Überschwemmungen, Hurricane oder Hitzewellen erst der milde Anfang sind. „Sehen Sie sich alle Auswirkung des bisherigen Temperaturanstiegs von weniger als einem Grad an und versuchen Sie, das in eine Zukunft mit einem...

„Der Klimawandel geht unvermindert weiter“, heißt es aus dem Klimarat in Stockholm, wo gerade der fünfte UNO-Klimareport ausgearbeitet wurde. Der Meeresspiegel ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts um 20 Zentimeter gestiegen und tut es auch weiterhin. Die Eisschollen auf dem Arktischen Ozean sind auf die Hälfte geschrumpft in den letzten 10 Jahren. Hitzewellen stehen uns bevor, heißt es in dem Report, und Regionen wie Deutschland sollen von Starkregen geplagt werden. Das Vorhaben, die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten, wird zunehmend schwieriger, warnen Experten.

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Für den Report hat ein Team aus 840 Wissenschaftern aus 38 Ländern ermittelt, wie schlecht es tatsächlich um unsere Umwelt steht.

„Es ist wichtig, Glühbirnen zu wechseln, aber es ist viel wichtiger, Gesetze zu ändern“, erzählt uns Klimaschutzexperte, Friedensnobelpreisträger und Ex-US-Vizepräsident Al Gore in einem Interview. Wir haben uns mit ihm darüber unterhalten, was aus uns in hundert Jahren wird und wie wir unsere Zukunft verbessern könnten. Er sagt, dass Demokratie uns am Ende retten wird—und zwar über das Internet. Wenn die Ideen und Forderungen der Menschen viral werden, kann es zu einer weltweiten Eroberung der Demokratie kommen.

Die Zukunft der Zivilisation sieht Al Gore deswegen in den Händen jedes Einzelnen—also auch dir. Ein Umstieg auf alternative Energien und starke CO2-Reduktion sollen über bewusstes Konsumverhalten laufen.

Vor allem muss man sich bewusst werden, dass „big money“ die Demokratie regelrecht gehackt hätte. Er sieht in internetbasierter Kommunikation die Möglichkeit, dem Individuum wieder mehr Macht zu geben. Durch eine Vernetzung im Internet wären die Bürger durch ihre Masse den Lobbyisten am Ende überlegen.

„Occupy democracy“ könnte man eine solche Bewegung nennen, wenn man will.

„Wir müssen davon weg zu glauben, dass Technologie uns eine magische Lösung bringt“, gibt er zu bedenken. Viel wichtiger sei es, jetzt zu handeln und die Mechanismen in Gang zu setzen, die es braucht, um die Ökonomie zu verändern. Handeln wir nicht, so riskieren wir das Überleben der Zivilisation. Die bisherige Klimaerwärmung von einem Grad hatte ja schon verheerende Auswirkungen und hat meistens die ärmsten Teile der Welt betroffen: In Pakistan zum Beispiel wurden 20 Millionen Menschen durch Überschwemmungen vertrieben. In Russland kam es durch Brände zu einer Explosion der Lebensmittelpreise. Aber auch Amerika musste unter Superstorm Sandy und Hurricane Irene bereits darunter leiden. Was bei einer Erwärmung von fünf Grad passieren würde, könne man sich ausmalen.

Technologisch stünden wir das erste Mal an einem Punkt, wo Leute in manchen Regionen Energie aus alternativen Quellen beziehen, die günstiger ist als der durchschnittliche Strom. Hier gäbe es noch großes Potential, denn wie beim Computer werden diese Technologien immer billiger und besser. Auf diese Technologien „zu warten“ und derweil nur zuzusehen, hält Al Gore aber nicht für den richtigen Weg.