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Reisen

Die WM zerstört Brasiliens größten und chaotischsten Markt

Auf dem Markt Feira de São Joaquim in Salvador de Bahia machten Drogendealer und andere Kleinkriminelle ihre Geschäfte. Jetzt wird er für die Fußballweltmeisterschaft „aufgeräumt“.

Auf dem Markt Feira de São Joaquim in Salvador de Bahia in Brasilien tobte das Leben. Es war ein chaotischer Markt, auf dem sich Menschen aus den Slums ihre Lebensmittel besorgten. Jetzt wird er für die Fußballweltmeisterschaft „aufgeräumt“.

Der Markt war der größte in Brasilien, vielleicht sogar in ganz Südamerika. Er blickt auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück und war ursprünglich eines der weltweiten Zentren des Sklavenhandels. Die Mehrheit der Einwohner von Salvador, die in den Slums lebt, wird in die neuen Einkaufszentren der Stadt nicht reingelassen. Der Markt war der Ort, an dem die ärmeren 85 Prozent der Bevölkerung ihre Lebensmittel und andere Produkte eingekauft haben.

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2011 zog ich mit einem anderen Fotografen aus der Gegend los und machte sechs Wochen lang Fotos. Zwei Wochen nachdem wir fertig waren, veranstaltete die Polizei eine große Razzia auf dem Markt. Es gelang ihr, mehr als 60 Drogendealer und andere Kleinkriminelle festzunehmen und den Markt komplett stillzulegen.

Heute ist die geplante Renovierung zum Stillstand gekommen und es ist fragwürdig, ob das Projekt überhaupt rechtzeitig zur Weltmeisterschaft fertiggestellt werden kann. Was ursprünglich als Reinigungsmaßnahme verkauft wurde, die die Lebensqualität der Geschäftsleute steigern sollte, hat Arbeiter und ehemalige Verkäufer der ganzen Stadt zersplittert.

Nun sind viele von ihnen arbeitslos oder kämpfen um ihren Lebensunterhalt. Diejenigen, die die Hoffnung auf eine Wiedereröffnung des Marktes hegten, müssen nun der bitteren Realität ins Auge sehen, dass der seit drei Jahren verfolgte „7-Stufen-Plan“ für eine Wiederbelebung nicht einmal über die erste Phase hinausgekommen ist.

Die Verkäufer haben Proteste veranstaltet und bekamen schließlich eine Audienz mit der lokalen Regierung. Die Regierungsvertreter schoben die Schuld auf Gewerkschaften und Planungsschwierigkeiten.

Hier findet ihr mehr von Lennart Maschmeyers Fotos.