FYI.

This story is over 5 years old.

Reisen

Ein seltsames Date in einer sowjetischen Kaserne

Es ist ein verdammt einsames Geschäft, alleine durch verrostete Stahlwerken zu irren, egal wie viele Leute beim nordkoreanischen Freizeitpark auf „Gefällt mir" geklickt haben.

Wusstest du, dass ich wirklich gerne verlassene Gebäude besichtige? Ich liebe den postindustriellen Verfall und die Art, wie diese Orte mit dem Pathos der Vergangenheit getränkt sind. Aber vielleicht liest du meine Artikel auch nur, weil ich Witze über Schwänze mache? Nun, es ist ein verdammt einsames Geschäft, Einsam durch verrostete Stahlwerken zu irren, egal wie viele Leute beim nordkoreanischen Freizeitpark auf „Gefällt mir“ gedrückt haben. Darum beschloss ich, eine junge, weibliche Begleitung für meinem Trip nach Paldiski, einer abgeschiedenen U-Boot-Stadt der ehemaligen Sowjetunion, mit an Bord zu nehmen. Dadurch wollte ich die übliche Prüderie meiner Artikel mit einem aufregenden „Habt ihr‘s getrieben?“-Aspekt und der Aussicht auf Brüste loswerden.

Anzeige

Das ist Agni, sie ist eine extrem große Estin. Auf diesem Foto blende ich sie gerade mit dem Blitz. In dem Bunker war es pechschwarz. Ob etwas mit ihr lief? Gott, ihr denkt ja nur an das eine.

Während ihrer Blütezeit war es eine der größten geheimen Anlagen ihrer Art in der UdSSR und beschäftigte über 16.000 zur Verschwiegenheit verpflichtete Menschen, die die umfangreichen Atom-U-Boot-Einrichtungen und Marineausbildungszentren am Laufen hielten. Die Sperrzonen wurde erst 1994 geschlossen, nachdem das letzte russische Kriegsschiff von dannen segelte. Wenn das nicht eine Landschaft ist, die "aufregendes Aphrodisiakum" nur so schreit, dann bin ich wohl nicht der Casanova, vom dem ich mir vorstelle es zu sein, sondern nur ein Typ, der sich mal Was Frauen wollen ausleihen sollte, um etwas über das andere Geschlecht zu lernen.

Heute leben noch rund 4000 Menschen in der Gemeinde Paldiski, etwa eine Stunde von den Überresten der Basis entfernt. Die Leute leben in Gebäuden wie diesen…

…haben einen starken Gemeinsinn…

… und sie haben überhaupt keine  Angst, dass die Reste des nuklearen Mülls, den Bello im Garten ausgräbt, eines Tages dazu führen, dass ihre Kinder mit überzähligen Finger geboren werden, die im Dunkeln leuchten und vielleicht radioaktiven Laserstrahlen schießen können.

Einfache Schienen haben so oft Tyrannei begünstigt (sie sind praktisch für den Transport von Sklaven, Uran, Waffen etc. etc.). Ich wusste, dieser Weg aus der Stadt würde uns in die abgelegene Wildnis führen, wo nur die Tapfersten es schaffen. Mädchen lieben mutige Typen, also wäre Agni mein, mein, mein!

Anzeige

Der erste Trümmerhaufen aus Backsteinen und zerbrochenen Glas, auf den wir stießen, waren diese ehemaligen Kasernen. Die Behörden versuchen offensichtlich die Gebäude vor Einbrechern und Plünderern zu schützen, indem sie ein dünnes Plastikband darum spannen. Ich habe das Band mit einer sicherlich beeindruckenden Geste meiner Männlichkeit zerschlagen.

Drinnen war es aber nur langweilig.

"Offensichtlich war einer der vorherigen Besucher so begeistert, dass ihm die Kiefer runterklappte," sagte ich zu Agni. Sie hat nicht gelacht.

In der alten Kantine tat Agni so, als serviere sie mir mein Mittagessen. Ich fühlte mich gleich wieder in meine unschuldige Schulzeit zurückversetzt. Dieses sexy regressive Rollenspiel erinnerte mich an eine Zeit als man sich mit 10 Jahren gegen ein Kissen rieb, während man sich Jet von den American Gladiators im Fernsehen ansah. Danach roch es immer komisch. Wir hatten uns gerade erst kennen gelernt, aber es schien mir, als ob die Bindung zwischen Agni und mir schnell fester und enger wurde.

Leider was das das einzig freie Bett im ganzen Haus.

Vielleicht würden wir mehr Glück in der alten Marineakademie haben, die mittlerweile von einem lauten Windpark umgeben ist.

Langsam kam mir der Gedanke an Vergewaltigung…

… denn Haufen von rostigem Eisen bringen mein Blut in Wallung.

Agni war auch ziemlich aufgeregt, während sie mich durch die Trümmer führte, ein bisschen wie das schwarze Kaninchen von Inlé aus Unten am Fluss.

Anzeige

Irgendwann kamen wir an diesem merkwürdigen Mosaik an. Mir war die Aussage nicht ganz klar. Am Ende eines jeden Regenbogens wartet ein sowjetisches Nuklearschiff, dass dich aus dem Leben bomben wird?

Dann haben wir diesen Ausguck gefunden. Was Ausgucke angeht, war es nicht das beste, was ich jemals gesehen habe, aber Agni schien beeindruckt, also tat ich auch so, als würde ich ihn großartig finden, währen ich mich in meinem tiefsten Inneren nach der futuristischen Raumstation von Kochi sehnte.

Es war stockdunkel dadrin, wir mussten den Blitz der Kamera benutzen, um den Weg zu beleuchten. Ich war mir sicher, dass es ein paar sexy „ineinander Prallen-Momente“ mit Agni geben würde. Wenn es jetzt gerade einen Atomkrieg gäbe, wären wir die einzig Überlebenden. Wir müssten die Erde im Alleingang neu bevölkern.

In den Offiziersvilla fingen wir an die Dinge zu tun, die Verliebte so machen.  Wir sprachen über unsere Kindheit. . .

. . .im Jacuzzi lachten wir über vergangene Beziehungen. . .

. . .und in der Sauna machten wir einander schöne Augen.

Agni bat mich, kurz in dem anderen Raum zu warten, sie muss sich umziehen. Der Raum schien zu wollen, das was passiert. Und dann…

Wow, Agni! Tolles Kleid! Wo kommt das denn her?!

Merkwürdigerweise wollte sie damit aufhören durch die Ruinen der Sowjetunion zu wühlen und Leiber ein paar Stunden mit einem Fotoshoot verbringen. Ich habe zugestimmt, weil ich kein Rückgrat habe.

Und eigentlich war's das schon.  Sie sieht super aus, oder? Bist du nicht total neidisch, dass ich den ganzen Tag mit ihr anhängen durfte?

Die Trümmer werden immer für mich da sein.