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Sex

„Ich will der Nachwelt mit meinem Penis ein würdiges Denkmal präsentieren"

Wir haben mit dem Deutschen gesprochen, der sein bestes Stück dem isländischen Phallusmuseum spenden möchte.

Hjörtur Gísli Sigurdsson sammelt Penisse. Und das seit seinem zehnten Lebensjahr und mittlerweile in zweiter Generation. Sein Vater eröffnete 1997 in Húsavík am grönländischen Meer das weltweit einzige Penismuseum. Weil Menschen aus aller Welt an den Polarkreis reisten, siedelte das Phallusmuseum vor ein paar Jahren nach Reykjavik um. Kurator Sigurdsson zählt nun annähernd 300 Penisse. Und er sagt im Gespräch mit VICE: „Ich kann damit nicht aufhören. Wenn man so will, bin ich besessen von Penissen." Sigurdsson stellt Exponate etwa von Walen, Pferden, Schildkröten oder Ratten aus. Bis jetzt befindet sich aber nur ein menschlicher Penis in den Museumsräumen. Es ist der eines isländischen Touristenführers, der angibt, mit mehr als 100 Frauen in seinem Leben geschlafen zu haben.

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Und da kommt ein Deutscher ins Spiel, der dieses Debakel ändern will. Moritz Schreiner ist 37 Jahre alt und gebürtiger Düsseldorfer. Er möchte dem isländischen Platzhirsch mit seinem besten Stück Konkurrenz machen. Wir haben den Mann aufgespürt, der als erster Deutscher sein Glied in Island ausgestellt haben will—und sich auf das Vorhaben voll und ganz versteift hat. Schreiner ist ein Weltenbummler ohne Ausbildung, aber mit Erfahrung in vielen Berufen: ob als Braumeister, im Versandhandel oder Theatertechniker. Im Interview erzählt er über sein Lebenskonzept, Flirt-Tipps, seinen Penis-Ausweis und die große Angst, mit seinem Penis ins Grab gehen zu müssen.

Foto: Moritz Schreiner

VICE: Wie kommt man denn bitte auf die Idee, seinen Penis an ein Museum zu spenden?
Moritz Schreiner: Als ich für ein Jahr in England gearbeitet habe, lief eines Abends im britischen Fernsehen eine Dokumentation über einen Typen, der nach Island gereist ist und in das Penismuseum gestolpert ist. Der Mann hat sich dann spontan dazu entschieden, nach dem Tod seinen Penis zu spenden. Als ich das gesehen habe, dachte ich mir: Mensch, cool, das mache ich auch!

Und was muss man unternehmen, bis so ein Penis im Museum landet?
Nach der Entscheidung, mein bestes Stück nach Island zu spenden, hat es noch ein paar Jahre gedauert, bis es soweit war. Das war dann im Jahr 2011. Ich bin nach Reykjavik gereist und habe dem Museumskurator, Hjörtur Gísli Sigurdsson, die frohe Botschaft überbracht, dass ich meinen Penis spenden möchte. Herr Sigurdsson sagte mir dann, dass er sich freue würde, wenn ich mein Testament einreiche und dieses als Ankündigung bis zum meinem Tod ausgestellt wird.

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Für dieses Testament musstest du dann zu einem Notar in Deutschland gehen, richtig?
Ganz genau. Die erste Reaktion der Vorzimmerdame in dem Notarbüro war damals: „Wat willst du?" Die Frau wollte mich permanent abwimmeln. Aber ich bestand darauf, mit dem Notar zu sprechen. Als ich bei ihm war, war der super relaxt und meinte sehr sachlich, dass das alles gar kein Problem wäre und er das Vorhaben notariell festhalten könne.

Ich stelle mir das jetzt so vor: Zwei Männer sitzen in einem hübschen Büro im Anzug und handeln Vertragsdetails über einen Penis aus …
So war das ungefähr. Der Notar sagte bei diesem Termin zu mir, dass das große Problem an der Sache nun noch sei, dass ein Testament meistens erst etwa zwei Wochen nach dem Tod eröffnet wird und es dann zu spät ist, meinen Penis sicher nach Island zu bringen. Es müsse nach dem Ableben so schnell wie möglich gehandelt werden und jeder sofort Bescheid wissen, dass Penis und Hodensack abgetrennt werden müssen. Der Notar beharrte auch darauf, dass ich in Zukunft immer ein Dokument bei mir tragen muss, in dem mein letzter Wille festgehalten ist. Deswegen trage ich seitdem immer einen Penis-Pass bei mir.

Foto: Moritz Schreiner

Was steht in diesem Dokument?
Da steht: „Mein Penis nebst Skrotum (Hodensack) sind unmittelbar nach meinem Tod dem isländischen Phallusmuseum zu Ausstellungszwecken dauerhaft zur Verfügung zu stellen." Ich habe aber wirklich Angst, dass wenn mir etwas passiert und ich zum Beispiel einen Unfall habe, man den Penis-Pass nicht sofort findet. Der Notar sah das ganz ähnlich. Aber ich meinte zu ihm, dass er sich darüber mal nicht den Kopf zerbrechen solle. Meine Hoffnung ist es einfach, dass ich friedlich im Bett sterbe und dann alle um mich herum wissen, was mit meinem Penis zu tun ist.

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Wie viel haben die Dokumente für deinen Penis eigentlich gekostet?
Insgesamt musste ich dem Notar 300 Euro zahlen.

Der 3,5-Kilo-Penis von Micha wäre auch ein gutes Exponat:

Wie wird irgendwann einmal dein Penis nach Island transportiert?
In einer Kühlbox gelagert wird der Penis verschickt und die Grenzbehörde versteuert die Ware dann wie rohes Fleisch.

Woher stammt die Motivation, nach dem Tod deinen Penis zu spenden? Viele fragen sich doch bestimmt: Warum tut er das?
Warum denn auch nicht? Ich weiß, dass es bisher nur ein Penis in das Museum geschafft hat. Dieser stammt von besagtem Isländer. Er war sehr stolz auf seinen Kameraden. Mit meinem Penis hat das Museum bald jedoch noch eine andere anatomische Variation. Außerdem ist meiner brandneu und nur von ausgewählten Personen benutzt.

Foto vom Autor

Apropos Anatomie! Was misst denn dein Penis?
Er ist voll im Durchschnitt mit seinen 15 Zentimetern. (Anm. d. Red.: deutscher Durchschnitt ist 14,84 Zentimeter)

Sind Frauen von deiner Idee angetan?
Wie laufen Gespräche auf Partys denn sonst so ab? Man unterhält sich über das Wetter oder andere belanglose Sachen. Aber wenn ich von der Spende spreche, dann ist das Eis schnell gebrochen.

Der Museumskurator hat mir erzählt, dass er mit seinem Phallusmuseum die Welt auch wissenschaftlich ein Stück weiter bringen möchte.
Richtig. Es ist ganz klar eine wissenschaftliche Angelegenheit. Warum sollte ich meinen Penis auch mit ins Grab nehmen, wenn er dem Museum mehr hilft und andere Menschen ihn bestaunen können? Ich verstehe auch nicht, warum Leute Angst haben, ihr Glied zu spenden. Das ist doch ganz normal. Ich will das auf jeden Fall machen, das kann ich nicht oft genug sagen. Meiner Nachwelt muss ein würdiges Denkmal präsentiert werden.

In den Reykjaviker Ausstellungsräumen kündigt der Museumskurator bereits stolz künftig eintreffende Exponate an. Ein Spender aus den USA hat sich beispielsweise mit seinem Penis auf einem Barhocker fotografieren lassen, ein Engländer ließ einen Gipsabdruck anfertigen und ein anderer hat sein Glied auf einen Kopierer gelegt und den Abzug dann nach Reykjavik geschickt. Wie wird dein Penis angepriesen?
Mein unterzeichnetes Testament hängt ja bereits im Museum. Aber ich habe auch schon mit einer Fotografin Kontakt aufgenommen, die Interesse daran hätte, von meinem Penis Porträtfotos anzufertigen. Sie hat auch gleich gesagt, dass dies unbedingt in erigiertem Zustand geschehen muss.

Dein letzter Wille?
Mein Penis muss nach Reykjavik.