Sieben Dinge, die Heterosexuelle über schwule Beziehungen wissen sollten

Foto: Jamie Lee Curtis Taete

Letztens nahm die angesehene Sexkolumnen-Veteranin Tracey Cox ihre Leserschaft mit einem Artikel namens „Six sex and love lessons straight couples can learn from gay relationships" ganz sanft an die Hand und führte sie in den Homosexuellen-Zoo, um dort herauszufinden, welche Dinge man von diesen seltenen, exotischen und wunderschönen Kreaturen lernen kann. Ihr extrem hohes Level an Verständnis und ihre Erkenntnisse sind dabei eine wahre Inspiration für uns alle: „Homosexuelle Männer wissen, dass sich Männer einfach gerne an sexy Dingen erfreuen", schreibt sie. Zur gemeinsamen Selbstbefriedigung gibt es dann noch folgende Weisheit: „Homosexuelle Männer geben gerne an."

Selbst ich habe das Gefühl, etwas gelernt zu haben, und ich bin einer dieser extravagant masturbierenden Schwulen, die Cox so fleißig erforscht. Aber als stolzer Teil einer nun schon seit neun Jahren bestehenden Homo-Beziehung glaube ich, ein bisschen besser beurteilen zu können, was ihr Heterosexuellen von einer reibungslos funktionierenden Homo-Beziehung über den Umgang miteinander lernen könnt (ich habe nämlich schon unglaublich oft mit einem schwulen Mann geschlafen). Los geht's, bedanken könnt ihr euch später.

Als homosexueller Mann bereitet es dir unheimlich viel Freude, die verschiedensten Schwänze zu Gesicht zu bekommen. Penisse sind genauso unterschiedlich wie Arme: mal behaart, mal dick und manchmal auch tätowiert. In einer Homo-Beziehung lernst du, nicht über das dir präsentierte Glied zu urteilen, sondern es einfach zu genießen—denn wir sind doch alle wunderschöne Kreaturen Gottes, oder? Und wir ejakulieren doch auch alle im ungefähr gleichen Körperbereich.

Tut mir leid, dass ich euch das hier jetzt sagen muss, aber auch in einer Homo-Beziehung wird man genauso faul wie jede andere Person auch. Nach einer gewissen Zeit ist ein Netflix-Abend mit Kuscheldecke und leckerem Tee einfach viel reizvoller als ein sexuelles Cardio-Workout im Bett.

Wenn dich schon der Gedanke an's Ficken nicht ermüden lässt, dann auf jeden Fall die Vorbereitung und das Aufräumen nach der Schlacht: Sperma gelangt überall hin—wirklich überall. Das soll jetzt allerdings auch nicht heißen, dass Homosexuelle plötzlich asexuell werden, wenn sie in einer Beziehung sind. Manchmal reicht es aber auch einfach, sich alleine einen zu schleudern und dann die Intimität des Kuschelns zu genießen. Deshalb weise ich euch an: Ihr müsst auch in einer Hetero-Beziehung einsehen, dass Selbstbefriedigung und eine Umarmung cool sein können.

Kleidung ist mit das Teuerste, was in einem Haushalt zu finden ist. Schlaue und gewiefte Homosexuelle schlagen also zwei Fliegen mit einer Klappe, wenn sie mit einem ähnlich aussehenden Typen zusammen kommen und sich so Zugang zu dessen Kleiderschrank verschaffen.

Das birgt natürlich auch Konfliktpotenzial. Es ist zwar toll, sich eine Garderobe zu teilen, aber man kann dabei auch in viele Fallen tappen. Hier die Regeln: Trage niemals etwas, dass sich dein Freund für spezielle Anlässe besorgt hat. Kaufe ab und an auch mal ein Kleidungsstück in der Größe deines Mannes und tu dann so, als sei es wirklich für dich—im nächsten Schritt machst du dann ein großes Drama draus, dass es dir nicht passt und an ihm sowieso viel besser aussehen würde. Ergebnis: Ego-Boost für deinen Freund, Blowjob für dich. Umgekehrt musst du warten, bis dein Freund darüber hinweggekommen ist, aus einem Kleidungsstück „rausgewachsen" zu sein. Erst dann kannst du besagtes Teil für dich beanspruchen. Behalte das immer im Hinterkopf, wenn du das nächste Mal die Unterwäsche deiner Freundin anprobierst.

Wow, zwei Vorteile auf einmal. Im richtigen Moment kann dieses Thema eingesetzt werden, um bei ungeliebten Mitmenschen ein so starkes Schamgefühl zu verursachen, dass sie irgendwann von selbst weggehen: Alte, schnurrbärtige Tanten und engstirnige Kollegen können alle mit einem eisigen Blick und einem angesäuerten „Und was genau lässt dich denken, dass wir heiraten wollen?" abgewürgt werden. Irgendwie glaubt seit der Einführung der Homo-Ehe jeder, dass alle Schwulen nur ein Ziel haben, nämlich den Traueraltar. Dazu fragen Mütter jetzt unerträglich oft, ob sie sich einen Hut kaufen sollten. Hey Mama, nur weil wir gerne Partys planen, heißt das noch lange nicht, dass wir zwangsläufig auch eine Hochzeit feiern wollen. Verpiss dich mit der Hut-Frage.

Fragen nach einem Baby sind für Leute, die gerne einfach so einen Streit anzetteln, ebenfalls ein richtiger Glücksfall. Der „Also ihr würdet eher einfach nur in einen Pappbecher ejakulieren und das Ganze dann wie einen Slushie mixen, als jemanden zu befruchten … ?"-Kommentar scheint dabei eher den aggressiv-heterosexuellen Familienmitgliedern vorbehalten zu sein, was zu wirklich wunderschönen Auseinandersetzungen führen kann und mit denen wir unserem Umfeld zeigen können, dass wir immer noch Bürger zweiter Klasse sind. Wenn du dann ganz emotionsgeladen mit „UND SIE WILL MIR NICHT MAL IHRE GEBÄRMUTTER ZUR VERFÜGUNG STELLEN!" antwortest, wird es deinem homophoben Cousin sehr schnell so gehörig leid tun, dass er zu seiner Entschuldigung manchmal sogar noch ein Geschenk dazu kauft.

Anmerkung: Ähnliche Diskussionen können auch bei den Themen Blutspende, Lehrertätigkeit und Gebrauch des Wortes „schwul" als Schimpfwort angeregt werden.

Mein Freund heißt genauso wie ich—was für Egoisten und notorische Zuspätkommer eine tolle Sache ist. Wenn ich gefragt werde, warum ich so spät bin, kann ich auf ihn zeigen und sagen: „Nun ja, David hat über eine Stunde für das Zurechtmachen seiner Haare gebraucht." Dabei war es mein Pony, der einfach nicht so wollte wie ich. Gut, ich weiß jetzt nicht genau, wie das Ganze bei Heterosexuellen funktionieren soll … Oh, vielleicht hast du ja Glück und heißt Alex oder Kim.

Wenn die homosexuelle Magie zwischen zwei Männern besonders gut fließt, betreten sie manchmal die Küche—der eine Mann übernimmt dann den Spüllappen, während der andere sich das weichste Handtuch zum Abtrocknen sucht. Ohne überhaupt ein Wort sprechen zu müssen, bilden sie das perfekte Yin und Yang und schrubben und trocknen das Geschirr, bis es es funkelnd für die erneute Benutzung bereit steht. Nein, Schwule ziehen sich nicht nur Poppers rein und gehen in die Sauna—wir sind auch noch richtig gut im Abspülen.

Abgesehen von der Extra-Fleischpeitsche ist eine Homo-Beziehung im Grunde das Gleiche wie jede andere Beziehung auch: man sitzt stundenlang vor dem Fernseher, furzt voreinander und erlebt ab und an einen richtig intensiven Dreier. Von uns kannst du eigentlich nicht viel lernen, außer es geht um den Namen eines obskuren Kylie Minogue-Liedes, das nur in Japan veröffentlicht wurde, oder darum, wer bei welcher Staffel von Ru Pauls Drag Race angetreten ist. In diesem Rahmen bewegt sich das Ganze ungefähr.