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Sex

Sind Hauspartys heute schlechter als in unserer Jugend?

Natürlich gab es auch Gutes an den vorstädtischen Hauspartys unserer Jugend, aber wir sind mittlerweile Profis im Feiern geworden. Wir haben die wichtigsten Facetten einer Hausparty betrachtet — von damals und von heute. Was ist also besser?

Kennst du das auch? Du bist Anfang 20 und sitzt lieber den ganzen Tag herum und unterhältst dich mit deinen Freunden wie ein Baby über's Internet, anstatt Anzüge zu tragen und eine Familie zu gründen. Mir scheint es, als hätte dieser Infantilismus jeden in diesem Alter erwischt. Ich weiß nicht, ob es ein Symptom dieses Phänomens ist, aber jede Hausparty, auf die ich gehe, erinnert mich an eine kindische 15. Geburtstagsfeier, die etwas aus dem Rahmen geraten ist. Wenn du zurück in meine Jugend reisen könntest und mir sagen würdest, dass ich mit 24 noch immer meine Wochenenden damit verbringe, in Häusern von Fremden abzuhängen und deren Freundinnen zu Misteeq tanzend zu beobachten, würde ich mir wahrscheinlich die Pulsadern in der Badewanne aufschneiden und dabei Leonard Cohens Elliot Smith Cover anhören. Einfach so zum Spaß.

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Es ist nicht so, dass ich Hauspartys nicht mögen würde—oder Misteeq oder Mädchen—es ist nur so, dass ich das alles schon einmal erlebt habe. Ich habe gehofft, dass ich an den Türen der schicksten Viertel klopfe und Witze über den portugiesischen Wein mache, den ich gerade gekauft habe. Will Self würde mir die Tür aufmachen und mich hinein bitten, während ich im Hintergrund schon die kultivierten Gespräche und die aneinanderstoßenden Champagnergläser höre. Stattdessen waren weitere zehn Jahre geprägt von billigem Dosenbier und größeren Typen, die sich an der Schlange zum Klo vorgedrängelt haben.

Natürlich gab es auch Gutes an den vorstädtischen Hauspartys meiner Jugend. Zum einen waren sie extrem unvorhersehbar. Das waren keine Partys, die du groß vorbereiten musstest. Das waren Partys, die explodierten und wie Autobomben deinen Freitagabend sprengten voller Garage House, Faustkämpfen und ängstlich aussehenden Leuten, die kläglich versuchten elementare Geschlechtsakte auszuüben. Üblicherweise waren sie ziemlich schnell vorbei, das wiederum ist aber bei den besten Partys genauso. Irgendwann aber war bis zum Morgengrauen wach zu bleiben nicht mehr cool. Ich glaube, wir alle wissen, wann dieser Punkt erreicht war, also denke ich mir jetzt keine Metapher aus, die dich daran erinnert, als du das erste Mal drei Stunden damit verbracht hast, an die Decke zu starren und darüber nachzudenken, warum du vorher nie bemerkt hast, wie grau die Welt ist.

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Was ist also besser? Um die Antwort zu finden, habe ich entschlossen die wichtigsten Facetten einer Hausparty abzuwiegen—von damals und von heute.

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Damals: Solange du nicht aus einem Schweizer Diplomatenfamilie oder sonst einem gutbetuchtem Hause stammst, stehen die Chancen nicht schlecht, dass die meisten wirklich guten Hausparties deiner Jugend in den Häusern der Eltern von anderen stattfanden. Vielleicht ist das heute noch immer so; vielleicht bist du einer von den Leuten, die niemals erwachsen wurden, und jetzt arbeitest du in der nächsten Kneipe, verbrätst dein Geld mit Fruitinator am Spielautomaten und denkst, du seist eine große Nummer in der Gegend. Aber das ist auch gut so. Es wird immer ein paar 13-jährige NOFX-Fans im Skatepark geben, die vor Älteren beschützt werden müssen.

Wie dem auch sei, die Vorteile dieser Partys waren, dass es üblicherweise mehr als ein Zimmer, eine fette Stereoanlage und einen Schrank voller Schnaps gab. Die vielen Räume wurden aber nur selten alle benutzt, da die Feier meist im dafür vorgesehenen, spießigen Partykeller stattfand. Dennoch versuchten ständig Leute, einen Moment alleine mit dem Schwarm der Klasse zu verbringe, weshalb sich auch immer jemand dazu bereit erklärte, eine solche Party zu schmeißen.

Heute: Spul vor nach heute und solange du kein Schmetterlingskind bist oder einen Job hast, der keine zwölf Stunden am Tag von dir abverlangt, ist es höchstwahrscheinlich, dass es bei dir zu Hause in der WG in etwa so aussieht. Sicherlich hast du die Chance, dass die Eltern frühzeitig nach Hause kommen könnten, schon lange vergessen—und die Polizei muss sich in Städten auch um wirkliche Verbrechen kümmern—, aber es werden zweifelsohne einige wirklich fiese Viren in der Luft schwirren und verschollene Brotmesser herumliegen, um die du dir Sorgen machen solltest. Denn es gibt keinen enttäuschenderen Weg, eine Party zu beenden, als durch einen Notruf, der durch ein Brotmesser ausgelöst wurde.

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Was ist besser? Heute. So sehr ich auch den vielen Platz und die grundlegende Sauberkeit wertschätze, will ich dennoch nie wieder auf eine Party gehen, bei der die Oma des Gastgebers sich im oberen Stockwerk heulend hinter einer Tür verbarrikadiert, während ein paar Idioten auf ihr Schuhregal pinkeln und eine verzierte Kokosnussschale mit einem Stuhlbein zertrümmern. Falls du jetzt denkst, dass das doch lustig klingt, kann ich dir versichern, dass es damals nur wenig amüsierte.

ALKOHOL

Damals: Lass dir nicht von Judd-Apatow-Filmen und Facebook-Partys, die aus dem Ruder liefen, deine Erinnerung verwischen; Die meisten Hauspartys waren langweiliger als du dich vielleicht noch erinnern kannst. Es gab keinen harten Schnaps, keinen Wein und kein richtiges Bier. Stattdessen hast du dich früher mit Colabier und Apfelkorn besoffen und so viel vertragen wie ein zehnjähriges Schulmädchen. Wenn du ganz mutig warst, hast du dich an den Schnapsvorräten der Hausbesitzer versucht.

Die paar Tropfen Alkohol, die getrunken wurden, hinderten die üblichen Verdächtigen aber nicht davor, das Treppenhaus voll zu heulen, in den Garten zu kotzen und sich in der Küche zu prügeln. Aber alles war für gewöhnlich bereits um 11 Uhr zu Ende. Man vergisst leicht, dass die Partys von damals oft bereits zu der Zeit endeten, zu der sich heute die meisten von uns gerade erst für eine Party fertig machen.

Heute: Traurigerweise versuchen wir heute noch immer, dem Hollywood-Klischee einer Hausparty in den späten 90ern nachzueifern. Nur ist es mittlerweile 2013 und wir sind alle schon längst über 20, was das Ganze gleich doppelt so peinlich macht, wenn du morgens mental zurückspulst und dich dabei erwischst, wie du versuchst, ein Flasche Jägermeister zu exen, während im Hintergrund Aaliyah läuft.
Wir stehen in den verschimmelten Studenten-WGs herum und versuchen einer Jugend nachzueifern, die wir so nie wirklich erlebt haben. Die traurige Gewissheit ist, dass unser Leben früher viel mehr dem Film Kes als Superbad glich. Eine authentischere Rückbesinnung auf die alten Tage wäre, sich draußen in der Kälte mit einer Flasche Billigfusel zu betrinken und danach nach Hause ins Bett zu fallen und zu hoffen, dass man einschläft, bevor man sich übergeben muss.

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Was ist besser? Damals. Natürlich können wir uns heute unseren Alkohol selbst kaufen, anstatt auf selbstgemixte Flaschen aus dem heimischen Schnapsvorrat zurückzugreifen. Aber aus biologischen Gründen und aus Gründen basierend auf Angebot und Nachfrage hast du es damals einfach viel mehr wertgeschätzt. Jeder kleine Schluck war ein hart erkämpfter Triumph. Sich damals zu besaufen hat sich besser angefühlt als heute Drogen zu nehmen.

MUSIK

Damals: Trotz der Tatsache, dass sich die Musik im Laufe der Zeit deutlicher als alles andere auf dieser Liste verändert hat, ist sie wahrscheinlich der Aspekt, der sich auf Hauspartys am wenigsten verändert hat. Du musst verstehen, dass es immer nur zwei Arten von Typen gibt, die auf Partys die Musik aussuchen: Die Leute, die cool aussehen wollen und die Leute, die besoffen genug sind, das zu spielen, worauf sie gerade wirklich Lust haben.

Die Wahl zwischen einer Drum-and-Base-CD oder "Tipsy" von J-Kwon hat sich daher nur leicht verändert zu der Wahl zwischen einem Julio-Bashmore-Mix und eben "Tipsy" von J-Kwon.

Heute: Die eine Konstante, die sich über die Jahre bei Hausparty-DJs durchgesetzt hat, ist, dass es immer jemanden geben wird, der die Sache viel zu erst nimmt. Es spielt keine Rolle, ob das nun der nicht viel ältere Onkel von jemandem ist, der ein paar Platten von Dillinja zwischen den Bongzügen spielt, oder ein Typ, der einen Azealia-Banks-Remix von einer Pitchfork-Playlist auf einer Kunsthochschulparty auflegt. Sie ersticken jegliche Form von guter Laune an diesem Tag bereits im Kern.

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Was ist besser? Weil beide fast identisch sind, muss ich hier ein Statement machen. Es wird immer tragische junge Männer geben, die denken, ihre Kenntnis obskurer DJ-Geheimtipps würde ihnen Frauen verschaffen. Daher kann es hier nur Verlierer geben.

DROGEN

Damals: Was ist das prägende Bild deiner Teenagerjahre? Deine Rivalen aus der Gegend in einem kreisweiten Tischtennisturnier schlagen? Du kannst dich glücklich schätzen—du hast ein gesundes Leben geführt. Traurigerweise ist meins, furchtbare Stöckchen und Zweige hinter der Gartenhütte von meinem Freund Omar zu rauchen, eingekesselt von einer Betonwand und Maschendrahtzaun, der uns von der donnernden Eisenbahnlinie nebenan trennte.

Gras auf richtigen Partys zu rauchen war auch nicht viel besser. Zum Kiffen musstest du dich mit ein paar Typen und braunen Carhartt-Pullis in irgendeinen abgelegenen Teil des Hauses zurückziehen. Dann musstest du den Typen auch noch eine Menge abgeben, die bereits die ganze Zeit das Mädchen befummelten, das du magst. Du bist dann stundenlangen in einem Sessel auf und ab gewippt und hast dich über die Leute um dich herum gewundert.

Heute: Auch heute gibt es noch diese seltsamen Drogenrituale in Schlafzimmern. Allerdings hat sich die Ausrüstung geändert. Anstelle der Braune-Pulli-Fraktion hast du heute Leute in Sakkos und Converse All-Stars und mit Löffelketten. Anstatt sich über John Frusciantes Solowerk und die Stringtheorie zu unterhalten, sprechen diese Typen über ihre kreativen Projekte und ihre ungelösten Vaterkomplexe.

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Was ist besser? Das ist schwer zu sagen. Auf der einen Seite sind Koksfans teuflische Leute. Auf der andern Seite sind Kiffer wahrscheinlich noch schlimmer. Wenigstens kennen die Kokser ein paar gut aussehende Menschen, selbst wenn es bloß Theaterstudenten mit Monobrauen und aufgeschlitzten T-Shirts sind. Ich muss mich hier den harten Sachen anschließen.

SEX

Damals: An meiner Schule gab es ein Gerücht über ein Sexzelt, an dem zwei Schlangen von Jungs und Mädchen anstanden, und anscheinend wurde ein Mädchen namens Abi dort "gekitkatted". Es schien so, dass jede Hausparty, zu der ich nicht eingeladen war, die reinste Fingerorgie war. Zu wirklichem Sex kam es dabei jedoch fast nie. Ein Freund, der dort war, hat mir jedoch erzählt, dass dort mehr gevögelt wurde als auf einem Steve-Via-Album.

Die Partys, auf die ich eingeladen wurde, konnten nie mit den Gerüchten über die anderen Partys mithalten. Die einzigen Aufrisse waren schmerzhaft, peinlich und kindisch. Da haben sich mehr Zähne berührt, als es eigentlich Knie hätten tun sollen. Natürlich kam es auch mal zu dem ein oder anderen Handjob oder zum Lecken im Badezimmer der Eltern, doch für gewöhnlich wurden solche Ereignisse schnell von den anderen Partygästen, die ihre Eifersucht nicht im Griff hatten, mit albernen Scherzen gestört.

Heute: Letztendlich wirst du die friedlichen Tage von naiver quasi-freizügiger Sexualität vermissten. Dir wird klar, dass jeder in einer langanhaltenden Beziehung ist. Du bist verwirrt, müde und deine Libido ist von Herzschmerz und MDMA erstickt. Du willst dich einfach nur mit deinen Jungs besaufen. Ihr Mädchen wollt dann bloß Sekt in der Küche trinken und euch über eure Freunde aufregen, die sich draußen im Garten mit ihren Kumpels abschießen.

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Was ist besser? Trotz der Tatsache, dass die Haltung gegenüber sexueller Annäherung auf Hauspartys von Teenagern eher lächerlich unreif ist, wirst du es vermissen. Erst recht wenn du es mit der Tatsache vergleichst, dass auf den letzten Partys, auf denen du warst, Essen serviert wurde und die Gäste sich halbwegs ernsthaft besorgt über Partnertausch unterhielten.
Damals war es besser.

STREICHE

Damals und heute: Manche Sachen ändern sich nie. In dieser schnelllebigen und unsicheren Zeit ist es (irgendwie) gut zu wissen, dass es noch immer Konstanten in unserer Existenz gibt. Sich Scherze bei Leuten zu erlauben, die ernsthaft in Gefahr sind, ihre eigene Kotze einzuatmen, wird immer eine solche Konstante bleiben. Ganz egal, wo du wohnst oder wo du herkommst. Nichts versüßt den Abend so sehr, wie einem schlafendem Typen vorsichtig die Schuhe deiner Freundin auf das Gesicht zu stellen.

Was ist besser? Zeit spielt in diesem Fall keine Rolle; unsere kleine Welt verblasst im Vergleich zu der zeitlosen Freunde über einen betrunkenen Streich. Ich bin ziemlich sicher, dass Kain Abel getötet hat, weil dieser bei ihm den alten Folie-über's-Klo-Scherz gebracht hat.

FAZIT: Es ist ein Unentschieden. Während es Aspekte der alten Hauspartys gibt, bei denen es leicht fällt, schnell in Euphorie zu verfallen, ist es Schwachsinn zu behaupten, dass sie wirklich besser waren. Ich möchte nochmal herausstellen, dass es damals auch eine andere Zeit gewesen ist. Das Gras scheint immer grüner auf der anderen Seite zu sein, doch wenn du mal rüber gehst, ist es wahrscheinlich eher braun und verrottet und von Kühen vollgepisst.

Natürlich gibt es Gutes und Schlechtes an Hauspartys aller Zeiten, aber die Probleme sind größtenteils die gleichen. Die meisten Leute sind lahm, und wenn du die Nachbarn nicht einlädst, verpfeifen sie dich und rufen das Ordnungsamt. Wenn du mir noch immer nicht glaubst—wenn du immer noch vorhast, deine verspätete Ungeküsst-Fantasie auszuleben—crash doch mal eine Schülerparty von heute und schau, wie nostalgisch du dich dann fühlst, wenn du mit Minderjährigen Alkohol trinkst. Du wirst salzige Bacardi-Tränen im Polizeiwagen weinen, während du noch im Hintergrund leise "Yonkers" hören kannst.

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