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Pro Green vs. Major Labels

Warum Professor Green die Wut auf sein Label lieber zurückhalten sollte.

Wenn du im Musikbusiness arbeitest, dann ist eine Sache todsicher: Du bist ein schrecklicher Mensch. Ich rede zum Beispiel von solchen Aktionen wie damals, als ich meinem Freund, der ein konkurrierender Musikfrosch ist, die Adresse eines chinesischen Lieferservice anstatt der Adresse zum Presseausflug gegeben habe, damit ich ein Interview exklusiv bekomme. Was ich sagen will ist, dass das Musikbusiness eine Industrie ist, in der sich niemand um den anderen schert. Warum die Leute also immer so schockiert sind, wenn sie in den Arsch gefickt werden, verstehe ich deswegen überhaupt nicht.

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Ein Beispiel: Der Rapper Professor Green aus London schimpfte letztens auf Twitter über die Probleme mit seinem Label EMI und behauptete, sie wären ein Haufen inkompetenter, diebischer Monster. Hier sind die Highlights:

Sein Geheule stieß natürlich auf eine Menge Unterstützung von den Fans. Es ist mir zu anstrengend, Screenshots davon zu machen, aber die breite Masse der Kommentare war im Stile von „MACH SIE FERTIG! LASST EUCH VON DIESEN GROßEN FIRMEN NICHT VERARSCHEN!“ Das sind Fans–könnte ich mir vorstellen–die auf die Musik von Professor Green vor allem durch das riesige Presse- und Marketing-Team aufmerksam gemacht wurden. Und ja, gegen die Großen zu rebellieren, kann sehr erstrebenswert sein. Ich glaube nicht, dass irgendjemand, der für ein riesiges Unternehmen arbeitet, noch nie diesen Moment hatte, in dem er dachte, sein Boss ist ein ausbeuterischer Wichser.

Aber der offensichtliche Missstand von Otto Normalverbraucher hier ist, dass ein Label eben kein durchschnittlicher Boss ist. Für die meisten Leute ohne Verbindungen, die außerhalb von New York oder London leben und einen Platz bei einem Majorlabel anstreben, ist es eine Unmöglichkeit, auf die Art einen zu bekommen. Es ist das Pendant dazu, zum New Yorker zu gehen und zu sagen: „Passt auf, hier sind ein paar Artikel aus einigen Lokalzeitungen von mir und ein Blog, den ich mal geschrieben habe, als Beleg dafür, dass ich ihre Leserschaft mit Garantie um 100% steigern kann. Könnt ihr mir also genug Geld bezahlen, damit ich aus meinem beschissenen Kaff wegziehen und wo hinziehen kann, wo Journalisten auch gebraucht werden? Und könnt ihr eventuell auch die Kosten für einen Stift übernehmen?“ Natürlich haben sie beim Majorlabel keine Zeit für Angestellte. Die denken wahrscheinlich sogar, dass keiner von ihnen viel arbeitet; aber, Pro, ich wette sie tun das. Denn wenn sie das heutzutage nicht tun würden, wären sie ganz schnell arbeitslos.

Es ist einfach schwer, mitzufühlen, wenn bekannte Künstler mit dem Denkfehler beginnen, sie wären unersetzbar. Ich will nur sagen, im einen Moment kannst du Dane Bowers sein, Nummer-Eins-Hits haben, Alben, die Platin bekommen, herausbringen und mit Janet Jackson auf Tour gehen. Und im nächsten Moment bist du Dane Bowers, der hochgenommen wird, weil er Drogen bei illegalen Cage Fights verkauft hat. Majorlabels sind nicht da, um Künstler einfach nur zu fördern. Sie sind da, um Künstler zu fördern, damit sie eine Menge Geld mit ihnen verdienen können.

Was ist also mein Rat an Pro, wenn er auf seine Vernunft hört, anstatt auf die ganzen Ja-Sager, mit denen EMI wahrscheinlich geschickt sein Leben vollgestopft hat? Hör auf damit, nullachtfünfzehn Nicht-Kontroversen aufzuwirbeln, lass dein Label sitzen und mach's alleine, wenn es so verdammt nervtötend ist.