FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Yoko Ono tanzt

Auf ihrer Mission Weltfrieden war Yoko Ono zu Gast im John-Lennon-Gymnasium in Mitte—wo ihr nichts besseres einfiel, als den Schülern die Show zu stehlen.

Die letzte Schule, die in Berlin so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, war wahrscheinlich die Rütli Schule mit ihrem Brandbrief. Heute jedoch parkt ein weitaus größeres Luxusfahrzeug, als man es sonst selbst aus dem komplett gentrifizerten Kiez Berlin Mitte gewohnt ist, zwischen dem John-Lennon-Gymnasium und den Choriner Höfen, die durch die Randalen linker Autonomer („Berliner Liste“) bekannt wurden. Yoko Ono Lennon ist mit dem John-Lennon-Education-Bus, ein Non-Profit Projekt dem sie ihr berühmtes Gesicht leiht, zu Gast. Ja, die echte Yoko Ono. Der Bus war seit seinem Start im Jahre 1998 schon an vielen Brennpunkten zu Gast. Für den Weltfrieden scheint kein Weg zu weit.

Anzeige

Alles ist exakt wie erwartet. Die Muttis bringen selbstgebackenen Kuchen mit, der Schulleiter blamiert sich mit peinlichen Englisch-Fehlern, Yoko Ono hält eine Rede über den Zusammenhang zwischen ihrem Bus-Projekt und dem Weltfrieden, den wahrscheinlich nur sie versteht und alle sind glücklich, weil an diesem Tag die Schule ausfällt.

Der Bus an sich ist nicht weniger als ein High-End-Produktionszentrum auf vier Rädern. Er ist sogar so High End, dass er von Stars wie Justin Timberlake oder den Black Eyed Peas gemietet wurde, um während der Tournee weiter an Aufnahmen arbeitet zu können. Außer, den ohnehin schon priviligierten Gymnasiasten aus Berlin Mitte einen professionellen Einblick in die Audio- und Videoproduktion zu ermöglichen, bleibt aber unklar, was das eigentliche Ziel des Non-Profit-Projektes ist. Und vor allem, wie das den Weltfrieden bringen soll.

Acht Schüler haben zusammen mit dem Team des John-Lennon-Education-Bus einen eigenen Song aufgenommen und ein Video gedreht. Pop statt Schulorchester—das funktioniert an einem Gymnasium, das Mitte der 90er Jahre seinen Namenspatron August Bebel (Geschichtsexkurs: der „Gegenkaiser“ oder „Arbeiterkaiser“) abschaffte, und sich selbst den fancy Namen John-Lennon-Gymnasium gab, als hätte man den unaufhaltsamen Aufschwung des Viertels damals schon exakt vorhergesehen.

Eine Graffiti auf dem Pausenhof zeigt John Lennon, der einen riesigen Joint raucht.

Anzeige

Die Idee mit Kunstworkshops zum Allgemeinwohl beizutragen ist nicht unbedingt neu und hat berechtigte Gründe. Diplo himself gründete beispielsweise auch eine Charity Organisation, „Heaps Decent“, die vor allem im Outback Australiens aktiv ist und mit den Kids der indigenen Bevölkerung arbeitet. Projekte wie diese, bieten benachteiligten Menschen eine Perspektive, schenken den Unbeachteten Aufmerksamkeit, sensibilisieren für Themen die sonst keinen Platz in der öffentlichen Debatte haben, oder bringen einfach nur ein wenig Farbe den sonst eher grauen Alltag der Beteiligten. Zumindest letzteres ist dann auch am John-Lennon-Gymnasium passiert.

Zur Premiere des Songs am Mittwoch kommen Pressevertreter, Adel Tawil von Ich+Ich, der den Jugendlichen als Mentor und Producer zur Seite steht, und natürlich die Grand Dame Yoko Ono selbst. Nach einem kleinen Ständchen („Imagine all the people…“),werden alle in die Turnhalle gebeten wo Hadnet Tesfai die beteiligten vorstellt.

Hadnet Tesfai und Adel Tawil.

Die Videopremiere läuft gerade einmal wenige Sekunden und noch während die Teenies stolz auf ihr erstes eigenes Musikvideo starren, beschließt die mittlerweile 80-jährige Yoko Ono, ihnen die Show zu stehlen. Sie legt spontan eine Tanznummer hin, die alle Blicke auf sich zieht. Hadnet und Adel machen, wenn auch leicht verkrampft, mit. Sie weiß, dass man einiges tun muss, um namhafte Sponsoren wie Apple oder Sony bei der Stange zu halten. Eine Agenda sozialer Natur, gehört aber offensichtlich nicht dazu. Man würde sich vielleicht auch zu weit aus dem Fenster lehnen, wenn man sich etwas spezifischeres als den Weltfrieden auf die Fahne schreiben würde.

Anzeige

Yoko Ono tanzt.

Folgt Noisey bei Twitter und Facebook für tägliche Updates über gute Musik.


MEHR VON NOISEY

Drummer Gesucht: Muss exakt die Person sein, die ich mir vorstelle

WLeute zu finden, die mit dir in einer Band spielen wollen, ist verdammt schwer. Aber ein bisschen Aufwand lohnt sich.

Wie du dich für das richtige Lyric-Tattoo entscheidest

Bevor du dich dazu entscheidest, eine Songzeile aus deinem Lieblingssong tätowieren zu lassen, solltest du deine Optionen überdenken.

Es gibt kein Emo-Revival, ihr habt nur nicht aufgepasst!

Hört auf, es Comeback zu nennen!