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Wir hatten die Macht: Ein Interview mit dem legendären L.A. Punk-Filmemacher David Markey

Wir reden über Punkrock und über das Jahr, als er zerbrach, mit dem Mann, der es am besten weiß.

Vielleicht wisst ihr nicht, wer David Markey ist, aber ihr kennt definitiv seine Arbeit. Der in Südkaliforniern geborene, selbst erlernte Musiker und Filmemacher ist der Mann, hinter der gefeierten 90iger Dokumentation 1991: The Year Punk Broke, Desperate Teenage Lovedolls (1984), The Slog Movie (1982) und zuletzt Cut Shorts (2006) und einer Dokumentation über The Circle Jerks, My Career As A Jerk. Während seiner jüngeren Jahre, hat er mit seinem besten Freund Jordan Schwatz ein Fanmagazin gestartet, um die dynamische L.A.-Punkszene zu dokumentieren, in der sie gelebt haben. Jetzt hat dieses Fanmagazin den neuen Foto- und Essaysammlung, We Got Power!: Hardcore Punk From 1980s Southern California inspiriert. Es werden Essays von Keith Morris (Circle Jerks), Dez Cadena, Henry Rollins, Chuck Dewoski (alle von Black Flag), Steve Human (Vandals), Tony Reflex (Adolescents) und Fotos von Jennifer Finch (L7) gezeigt, plus noch viele mehr. Diese Sammlung ist eine orale und visuelle Geschichte, vom Innenleben des L.A. Punks. Um es anders auszudrücken, dieses Buch macht mich sehr traurig darüber, dass ich 1985 in Kanada geboren wurde.

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Markey hat mit jeder wichtigen Punkband zusammengearbeitet, von Black Flag, Circle Jerks, Ramones, X, Nirvana, Sonic Youth bis Mudhoney—es ist eine Wäscheliste meiner Plattensammlung. Auch als wir uns unterhalten haben und sein Computer abstürzte, hat er es „The Spirit of Darby“ zugeschrieben, was er natürlich darf, seitdem er mit The Germs befreundet ist. Darby hat wahrscheinlich seinen Computer heimgesucht. Ich war überrascht, dass nicht die Seele von Kurt Cobain sein Modem wiederbelebt hat.

(Spoiler Alert: Ich habe während des Interviews von Courtney Love geschwärmt. Reagiert nicht so überrascht.)

Du bist in der Punkszene von Los Angeles aufgewachsen. Was war die erste Show, die du gesehen hast?
Den ersten Punk, den ich erlebte war X. Von da an, The Dickies, The Go-Gos, dann ging alles um Black Flag. Black Flag mit Dez, sollte ich anmerken. Er war fantastisch als Sänger bei Black Flags.

Was hast du am meisten an seiner Performance geliebt?
Seine Stimme und die Tatsache, dass er seine Haare in Sandwichtüte gebunden hatte. Erinnerst du dich an die? Kleines Papier mit Draht fixiert, (bevor sie herausgefunden haben, wie man den Baggie Seal macht.) Für mich, als 16-Jähriger, war das legendär.

Ich habe gelesen, dass du alles selbsterlernt hast und deinen ersten Film bereits mit 11 gemacht hast. Wieso Filme? Außerdem habe ich kürzlich deinen Kurzfilm von 1984 Desperate Teenage Lovedolls entdeckt und ich war besessen von dem Dialog.
(Filmemachen) ist einfach das, was ich gemacht habe. Ich habe nicht viel darüber nachgedacht. Ich war bloß ein Kind und vom Filmemachen fasziniert. Wie bei Desperate (Teenage Lovedolls) … das war wie mich und meine Freunde von der ganzen Popkultur zu reinigen, in der wir beim Heranwachsen in den 70igern ertränkt wurden: Fernsehen, Werbungen, Rock'n' Roll. Die „Have A Nice Day“ Kultur der 70iger. Alles war reif für Parodie.

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Genießt du jetzt die Parodie, genauso wie du es damals getan hast? Bist du immer noch zynisch?
Ich genieße es jetzt genauso so sehr, wie ich es damals getan habe. Aber ich denke, dass ich Parodie heutzutage nicht mehr so sehr aufnehme. Ich habe viele Jahre gehabt, um über den Zustand der Dinge zu reflektieren und ich hab mich von der Person entfernt, die ich als Kind war, glücklicherweise. Ich war ein zynischer Teenager, keine Zweifel.

Was denkst du heute von Musik und Popkultur? Bist du involviert? Kannst du dich für irgendetwas Neues begeistern?
Auf einer Art bin ich verwöhnt, durch all die tollen Bands und Dinge, die ich in frühen Jahren erleben konnte. Die Dinge waren damals wirklich auf Kreativitätshöchstkurs. Andererseits haben jetzt einen Blickwinkel, den wir damals nicht hatten. Ja, ich sehe noch Bands und ja, es gibt immer noch gute Musik. Es ist bloß schwieriger Gutes zu finden, obwohl alles durch einen Klick erreichbar ist, nur einen Klick von deiner Tastatur weg. Ich weiß nicht, ob da heutzutage irgendeine „Szene“ ist. Es gibt alle Arten von Musik da draußen. Tatsächlich war L.A. in den 80igern auch sehr elektronisch und hatte diverse Szenen.

Als Musiker hasse ich diese ganze „einfache Zugangssache“ ebenso sehr, wie ich darauf für das Überleben meiner eigenen Band baue. Es ist toll, dass wir unsere eigenen Tourneen durch Social Media buchen können und unsere Musik an Orten verbreiten können, zu denen aus finanziellen Gründen nicht reisen können.
Ich verstehe was du sagst, total. Aber ich nutze das Internet genauso sehr, wie jeder andere auch und ich werde nicht aufhören, es zu nutzen. Yeah, Dinge tendieren heutzutage wirklich schnell dazu, zu altern. Es gibt kein richtiges Konzept, irgendetwas zu bauen: eine Band, einen Film. Es geht alles um das Jetzt und das Business ist hierbei strenger. Es ist keine Zeit, um irgendetwas naturgemäß zu gründen. Schau mal, wie lange es damals gedauert hat, Informationen zu verteilen—Fanmagazine brauchten viele Monate, um produziert zu werden. Mainstream Media würde dieses Zeug nicht anrühren.

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Törnt dich diese Schnelligkeit ab?
Es ist halt was es ist. Mir ist das sehr wohl bewusst. Eines ist sicher: Wir gehen nicht rückwärts. Zwei Jahre alte Kinder haben iPads und iPhones und Internet. So ist es nun einmal. Es gibt keinen Weg es zu bremsen, außer vom Computer zurückzutreten und ein Buch oder so zu lesen.

Die Leute sollten dein Buch einem Zweijährigen vorlesen.
Das gibt eine tolle Gutenachtgeschichte.

Wer mag es nicht, seinem Kind ein Keith Morris Essay vorzulesen?
Ich würde es tun.

Ich auch. Ich muss grad für eine Minute schwärmen und dich über deine Arbeit mit 1991:The Year Punk Broke fragen, da ich den Film über 800 mal gesehen habe, wenn auch nur für den Teil, wenn Babes in Toyland spielen und Courtney Love von ihrem Stuhl aufsteht und Aufmerksamkeit verlangt…
Ich kenne ihre Jahre vor dem Film. Ich habe sie 1984 getroffen. Wir waren „Punks Extra“, die an einem Film arbeiteten. Pat Smear (von The Germs) hat mich ihr vorgestellt. Sie sagte zu mir: „Mein Name ist Courtney Love und ich werde berühmt werden.“

Das ist mutig. Als du den Film gemacht hast, hattest du dir diesen Effekt vorgestellt?
Keineswegs. Ich hatte keine Ahnung, auf was das hinausläuft. Ich habe Thurston Moore für diesen Film gefragt. Er war mit meiner Arbeit vertraut. Er wusste es alles besser als ich.

Mochtest du Sonic Youth?
Ich habe sie geliebt.

Wann hast du TYPB letzte Mal in voller Länge gesehen und was hast du gedacht?
Ich habe ihn letztes Jahr gesehen, mit einem Publikum bei Don’t Knock The Rock in L.A. Ich habe viel davon gesehen, weil ich ungefähr gleichzeitig an der DVD gearbeitet habe. Wäre der Film ein Mensch, wäre er nun 21 Jahre alt. Es war der letzte Schnappschuss von einer unschuldigen Ära für mich, die 1980 begann. Offensichtlich ist es kein Film, den ich jetzt machen würde, aber es war der beste Film, den ich damals machen konnte.

@myzkaway