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Was ich auf der GameStage #5 gelernt habe

Bei der Videospielkultur-Veranstaltung GameStage in Linz ging es um das Erforschen virtueller Welten. Ich war dort, und mir sind gewisse Dinge klar geworden.
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Ich bin ja wirklich der Letzte, der sich in diesem Land gern über die Grenzen Wiens hinauswagt, aber wenn man in Österreich wohnt und sich für Videospielkultur interessiert, kommt man so langsam nicht mehr an Linz vorbei. Die Stadt hat seit vergangenem Jahr nicht nur ihre eigene Retrobörse, die sich heuer zu einem waschechten Gaming-Festival mausern soll, auch die Veranstaltungen des Vereins GameStage im Ars Electronica Center lassen die oberösterreichische Hauptstadt ordentlich nerd cred gewinnen.

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Der fünfte Termin seiner Art hat letzen Freitag unter dem Titel Game Stage #5: Schöne neue Welt stattgefunden und sich mit Spielumgebungen, Immersion und virtuellen Welten beschäftigt. Ein perfektes Thema für mich, dachte ich, der nichts lieber macht als sich in imaginären Paralleluniversen zu verlieren—also ab in die Westbahn und am Leberkas Pepi vorbei ins AEC. Linz allein ist ja schon so eine Art imaginäres Paralleluniversum. Und nun dazu, was ich auf der diesjährigen GameStage gelernt habe.

Man kann Virtual Reality mittlerweile wirklich ernst nehmen

Oculus-Rift-VR-Brillen sind ja ganz nett, aber bis zur totalen Immersion wie in der Matrix fehlt dann halt schon noch ein bisschen was. Die niederösterreichische Firma Cyberith will den Weg dahin beschleunigen und hat zu dem Zweck ein irres Gerät namens Virtualizer erfunden. Dahinter verbirgt sich ein auf den ersten Blick wie ein Fitnessgerät aussehendes Gestell, in dem sich der Spieler festschnallt und dank einer Art dynamischen Laufbands in jegliche Richtung laufen kann ohne sich dabei tatsächlich vorwärts zu bewegen. Auch Höhenunterschiede, Posen und Sprünge werden dank zahlreicher Sensoren virtuell umgesetzt. In Kombination mit Oculus Rift, Kopfhörern und Wii Remote bleibt am Ende sehr wenig von der lästigen realen Welt übrig.

Size does matter!

Ich liebe Skyrim. Sogar auf meinem kleinen Laptop hat mich dir schöne, lebendige, immersive Spielwelt ganz schön in ihren Bann gezogen. Jetzt stelle man sich Skyrim gestochen scharf auf einer 16x9-Meter großen Leinwand vor—genau das konnte man nämlich auf der GameStage #5 sehen, dem Deep Space im Ars Electronica Center sei Dank. Skyrim in HD über den saustarken Rechner von Hi-Tech zu bewundern war ein Genuß. Und selbst mit 140 (!) installierten Mods lief das Ganze immer noch bemerkenswert flüssig. Auch im Deep Space spielbar und sogar speziell dafür entwickelt: das abstrakte Multiplayer-Game re:collection.

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Screenshots sind jetzt Kunst

Rainer Sigl, Videospieljournalist und Betreiber des feinen Games-Feuilleton-Blogs videogametourism.at hat den Deep Space ebenfalls genutzt und uns auf der großen Leinwand einige besonders interessante Beispiele dessen vorgeführt, was sich In-Game-Fotografie nennt—das sind Spiele-Screenshots, aber mit künstlerischem Anspruch. Oft wird von den In-Game-Fotografen enormer technischer Aufwand betrieben, um das perfekte Bild einzufangen, seien es Cheats, mit denen sich die Kamera frei bewegen lässt, Mods, die die Zeit einfrieren oder kräftig gepimpte Grafikeinstellungen, die die Framerate in den Keller sausen lassen - was ja in dem Fall glücklicherweise keine Rolle spielt.

Die Intention kann dabei sowohl sein, ein Spiel einfach möglichst gut aussehen zu lassen, als auch es mittels Verfremdung zu subvertieren oder einfach eine ästhetisch besonders interessante Einstellung einzufangen. Ausgewählte Beispiele finden sich auf videogametourism.at. Besonders schön: Joshua Taylors Galerie A Distant Sadness via Battlefield 3.

Auch wenn Assassin's Creed 3 als Spiel nicht die Krönung war, Bilder gibt es schöne her. (Foto von mrfullman)

Tiroler stehen auf Terraforming

Passend zum kürzlich hier abgehandelten Thema Spiele aus Österreich stellten die stillalive studios aus dem heimischen Tirol ihr Action-Adventure Son of Nor vor, das es auf Kickstarter auf über 150.000 Dollar gebracht und auch schon längst grünes Licht auf Steam Greenlight bekommen hat. Spieler laufen dabei durch semi-lineare Levels und setzen mittels Fähigkeiten wie Terraforming und Telekinese ihre Umgebung dynamisch gegen Widersacher und zum Lösen von Puzzles ein. Die Jungs von stillalive scheinen ihr Handwerk und Geschäft zu verstehen. Son of Nor soll in Kürze für PC, Mac und Linux erscheinen, ich bin gespannt.

Nach rund zweieinhalb Stunden auf der GameStage #5 habe ich mich auf den Rückweg nach Wien gemacht—man will ja auch die letzte Westbahn noch erwischen—und darüber nachgedacht, dass dieser kleine Ausflug mir tatsächlich eine ganze Reihe spannender Perspektiven auf das Thema "virtuelle Welten" gegeben hat und ich toll finde, dass unsere oberösterreichischen Freunde einer hochgradig nerdigen Veranstaltung wie dieser so ein gebührendes Forum geben. Das nächste Mal geht sich vielleicht sogar ein Zwischenstopp beim Leberkas Pepi aus.

Mehr auf Bildschirmsprünge Andi auf Twitter: @schirmsprung

Bildmaterial von Andreas Dobersberger