Anzeige
Anzeige
Anzeige
Allerdings ist es nicht leicht, die Arbeit zu wechseln, wenn man zeitlich begrenzte Papiere hat. Der Wechsel hätte gar nicht passieren dürfen. Es drohte die Ausweisung. Der Chef der Ausländerbehörde wies ihn freundlicherweise darauf hin, dass er Asyl beantragen könne, als Kurde wären die Chancen gut. Die Küçüks hatten eine Wohnung und mussten damit nach Rechtslage nicht in ein Heim. Doch die Behörde entschied sich, sie doch so unterzubringen. In Jena. Herr Küçük musste seine Wohnung aufgeben und verlor seinen ganzen Hausstand, es drohte die Abschiebung.Dann erhielt er einen Brief von dem Chef der Ausländerbehörde aus Lingen, es hatte ein Urteil gegeben, die sogenannte Kazım-Kus-Entscheidung hatte die Rechte der türkischen Immigranten 1992 deutlich verbessert, gesagt hatte es ihnen niemand. Erst als Herr Küçük die Beamten auf die Rechtsprechung des europäischen Gerichtshofes hinwies, durfte er bleiben.Im Jahr 2000 dann übernahm er den Laden "Yufka" in Jena. Als er begann, hatten die Vorbesitzer für einige Jahre keine Steuererklärung gemacht, das Finanzamt schätzte die Steuerschuld auf 30.000 Mark und so war Herr Küçük bankrott, als er anfing. Er müsse Konkurs anmelden, sagte der Steuerberater, sonst drohe ihm eine Anzeige wegen Insolvenzverschleppung. Er wurde damit auch Experte im Steuerrecht, nachdem er sich schon eingehend mit Asyl-, Bau- und Arbeitsrecht hatte auseinandersetzen müssen. Das Leben als Versuch, eine Existenz zwischen Paragrafen aufzubauen. Er hielt an seinem Geschäft fest, investierte und war freundlich, die Kunden kamen und die Trinker blieben.Mensch ist Mensch für mich, die Trinker sind meine Professoren.
Anzeige