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It's still real to me, damn it!

Vince McMahons eigene Tode

Hier kommt unser Platz 2 von Vince McMahons größten Kämpfen: Sein Re-Match gegen den Gevatter.

Ich denke, man kann guten Gewissens sagen: Sterben ist im Allgemeinen nicht so der Burner. Außer natürlich, man wird verbrannt, aber selbst dann ist es eher schwierig, sich so richtig dafür zu erwärmen (hihi). Allerdings ist das mit dem Sterben – wie so oft – gleich um einiges leichter, wenn man es nicht selber tun muss. Und am Coolsten ist der Tod sowieso, wenn er einen Milliardär trifft, den man ohnehin nicht sonderlich gern hat. Nein, die Rede ist nicht von Muammar al-Gaddafi. Hier kommt unser Platz 2 von Vince McMahons größten Kämpfen: Sein Re-Match gegen den Gevatter.

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Wenn ihr jetzt glaubt, in einer Zeitschleife festzuhängen, weil letzte Woche an dieser Stelle auch schon der Kampf Vinnie M. vs. Gevatter T ausgetragen wurde, lasst euch gesagt sein: Mit dem Universum ist noch alles in Ordnung. Mit euch hingegen weniger, wenn ihr ernsthaft gedacht habt, ihr wärt Bill Murray und müsst fortan jeden Tag zu Sonny und Cher auf den Radiowecker hauen. Gott, werdet ihr eigentlich nie erwachsen? Okay, zurück zu Wrestling.

Wir sind bei Ungustl McMahon, der von seiner eigenen HD-Bühne niedergeplundert wird, nachdem er 3.000.000 Dollar im Fernsehen an Wildfremde verschenkt hat. Jetzt könnt ihr euch natürlich denken „Was hab ich davon, solange das Geld jemand anders kassiert?“, aber denkt drüber nach: Ein Arschloch verteilt seine Millionen und kratzt danach ab. Das gibt einem doch ein erhabenes Gefühl von Gerechtigkeit.

Ziemlich genau ein Jahr nach dem berüchtigten Limo-Krawumm von letzter Woche nahm sich der Boss nämlich vor, noch einmal zu sterben. Aber diesmal würde er seinen Mitleids-Trip besser vorbereiten und jedem Wrestler persönlich verbieten, während dieser Storyline abzukratzen. Im Vorfeld des zweiten ersten Todestages von Vince McMahon wurde dieser deshalb plötzlich zum Publikumsliebling – und weil das bei einem 10 Jahre gedienten Arschloch-Boss nicht so ohne weiters funktionierte, beschloss er einfach, jeden Montag eine Million Dollar aus seinem Privatvermögen zu verschenken (4 real, broski!), aufgeteilt in kleine und große Beträge, damit ihn gleich noch mehr Leute liebhaben.

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Das Prinzip: Online registrieren, montags einschalten, Passwort merken, Telefon abheben, gewinnen. McMahon mit Quietschestimme danken, ihn zum Messias machen, WWE-Merchandise kaufen, WWE-Aktien kaufen, restliches Geld für einen Ford Mustang verbraten, zuviel feiern, Job verlieren, arm werden, mehr Kinder kriegen, Ford Mustang in Brand stecken, von Versicherung verklagt werden, Playstation auf Raten kaufen, Marlboro rauchen, montags wieder einschalten, draufkommen, dass bald eine WWE-Show in der Nachbarschaft stattfindet, Tickets kaufen, gegen Crack eintauschen, trotzdem hingehen, am Parkplatz feiern und dann dieses Foto schießen:

Kreislauf des Lebens und so. Wie dem auch sei, am dritten Montag war es dann an der Zeit, die Spendierhosen langsam wieder runterzulassen und dem Tod einmal mehr den Knackarsch unter die Nase zu halten – hier kommt der furchtbare „Unfall“, der einen langen Schatten auf die Million Dollar Mania und ihren ach so freigiebigen Erfinder werfen sollte:

Naja…
Sagen wir’s mal so: Tod Nummer eins war irgendwie gelungener. Allerdings haben zweite Male immer etwas Abgeschmacktes an sich, und der debil ferngesteuerte Zombie-Vince ist wahrlich nicht einfach zu übertreffen.
Auf jeden Fall zeigte sich der Big Boss dieses Mal verletzlicher als je zuvor und gab eine herzerweichende Halbleiche ab, wie ich finde. Spätestens damit war klar: diesmal wollte er uns am Gewissen packen, die Schadenfreude sollte uns im Hals stecken bleiben. Während also in der Schwebe war, ob Vince nun überlebt hatte, sollte uns allen ein lautes „HA!“ aus dem Jenseits durch die Birne dröhnen und zu Mitleid ermahnen.

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Ich weiß nicht, ob diese Einlage auch nur irgendeinem Fan eine läuternde Schrecksekunde bescherte, aber zumindest war die ganze Sache mit dem Tod diesmal so konzipiert, dass wir uns gegenüber der Außenwelt nicht schämen mussten, wenn wir erzählten, was wir uns Montagabend so im Fernsehen anschauten. Zusammengefasst liest sich die Geschichte in etwa so: McMahon will Gutes tun, wird erschlagen, keiner weiß was, vielleicht tot. Danach Abtransport, vegetativer Zustand, Abblende, Ende.

Das klingt irgendwie schon viel erwachsener als der lobotomisierte Grinse-Vince, der seinen eigenen Tod vorausahnt und dann in der Bombenlimo Bumm macht. Diesmal musste McMahon auch gar nicht blinzeln und konnte die Story bis zum bitteren Ende durchziehen. Nur, dass dieses bittere Ende nicht wirklich der Tod war, sondern eher so eine Art Wachkoma, über das sogar seine Tochter Stephanie mal einen ziemlich seltsamen Live-TV-Traum hatte (hier das Video dazu). Ist aber alles nicht so wichtig, solange nur genügend seiner Gefolgsleute im Fernsehen so taten, als würden sie über einen Verstorbenen reden und heulen und bibbern und kondolieren.

Wie dem auch sei, ein halbes Jahr später war der WWE-Vorstand wieder auf den Beinen und tappte direkt in die nächste Geschichte, die zur Abwechslung mal mit seinem Knockout endete. Der Unterschied: Hier konnte man zum ersten Mal glauben, dass er dem Tod wirklich nur knapp entging – gebt euch bitte diesen Schienbeintritt:

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McMahon wurde bei der Aktion übrigens das Ohr halb abgerissen und gleich im Anschluss wieder angenäht. Außerdem erlitt er eine Gehirnerschütterung und war einige Wochen ganz wirklich ausgeknockt. Bei jedem anderen Job hätte man wohl keinen Anspruch mehr auf Bonuszahlungen, nachdem man seinem Boss die Schläfe zermanscht hat, aber im Wrestling ist das kein großes Ding – im Gegenteil war Vince McMahon sehr zufrieden mit dem Auftritt, weil der psychotische Randy Orton es immerhin ziemlich echt aussehen hatte lassen. Braver psychotischer Randy!

Und so viel also zu McMahons grenzgängerischen (Nah-)Toderfahrungen. Was uns das ganze Gewäsch von Selbstbeweihräucherung und Fremdscham jetzt im Detail sagen will, kann ich natürlich auch nur raten.

Ich glaube aber, dass es in etwa darauf rausläuft, dass der Tod unser Meister ist und wir nur die Lakaien sind. Und wenn der Tod überhaupt einen Gebieter kennt, dann höchstens Mr. McMahon. Das ist zumindest die Story, die er uns mit schöner Regelmäßigkeit füttert und ich für meinen Teil nehme sie nicht nur mit einem Körnchen Salz, wie man so sagt, sondern auch mit einer ganzen Ladung Zucker, damit die Pampe schön runtergeht, wie Scientology-Gehirnwäsche bei Tom Cruise, und er mich ja nicht beim Würgen erwischt.

Schließlich will ich mich mit diesem abgebrühten Hurensohn echt nicht anlegen (das gilt für Tom Cruise und Vince McMahon gleichermaßen). Lieber explodiere ich selbst in einer Limo oder lass Bühnenteile auf mich runter regnen.

Ob Vince McMahon damit gegen den Tod gewonnen hat, weiß ich nicht – mich hat er jedenfalls genau dort, wo er mich vermutlich haben will, und wenn ich mich so umsehe, bin ich hier nicht allein. Die Welt ist mürbe geworden in McMahons Griff. Bald hat das Arschloch uns wirklich alle erledigt. Da fragt man sich doch, wer denn bitteschön ein noch größerer Gegner für den Mac-Man sein soll. Wobei einer würde mir da schon noch einfallen…

Und ich spreche nicht von dem New Age Typen rechts, wenn das bitte gleich mal klar sein dürfte. Aber mehr dazu nächste Woche. Bis dahin good fight, good night und ein gepflegtes: Mahalo!