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Ein Programmierer aus Hamburg ist Anwärter auf ein One-Way-Ticket zum Mars

Der in Hamburg lebende Francesco Massei befindet sich in der Auswahl für die Mars One-Expedition. Schafft er es ins Team, fliegt er zum Roten Planeten—aber nicht mehr zurück.
Marsmission
Francescos Traum-Zuhause | Foto: Pressebild Mars One

Die NASA testete gerade erfolgreich einen hausgroßen Fallschirm, der eine sanfte Landung auf dem Roten Planten garantieren soll. Die Anfahrt ist also gesichert, fehlen nur noch die Bewohner, die den Mars ab 2024 besiedelt sollen, so der ambitionierte Plan der Mission von Mars One.

Alle zwei Jahre sollen dann jeweils vier Erdenbürger zum Roten Planeten fliegen, dort erste von Menschenhand vollbrachte Forschungen durchführen und die Vorhut für was auch immer bilden. Dass es sich dabei lediglich um ein Hinfahrtticket handelt und die Überlebenschancen auf Grund der unwirtlichen Atmosphäre auf dem Mars zwischen wenigen Minuten und mehreren Tagen schwanken—der Astronaut Dr. Ulrich Walter vergleicht die Expedition mit einem von den Medien begleiteten Selbstmordkommando—hält die wahren Enthusiasten und Forschergeister nicht davon ab, sich auf diese Reise zu bewerben.

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Einer davon ist der in Hamburg lebende Italiener Francesco Massei, der zu den letzten Tausend gehört, die sich im Auswahlverfahren für die Mission befinden. Ich habe mit ihm über sein Abreisevorhaben gesprochen.

Motherboard: Wie bereitest du dich auf die Mars-Reise vor?Francesco Massei: Ich war zwar nie dick oder unsportlich, aber als Softwareentwickler führe ich ein Leben vor dem Computer. Dabei werden deine Muskeln nicht besonders beansprucht, es sei den du zwingst dich selbst zu etwas mehr Aktivität. Dazu kommt, dass ich nicht immer besonders „diszipliniert" bin. Ich gehe gern auf Parties und esse worauf ich Lust habe. Ich musste also ganz von vorne anfangen. Im Moment habe ich einen Übungsplan den ich alle paar Wochen erweitere, aber nichts mars-mäßiges.

Hauptsächlich laufe ich, um Atem und Beine zu trainieren, mache Push-Ups und Pull-Ups für das Herz sowie Crunches, Leg-Raises und Sit-Ups zur Stärkung der Bauchmuskeln. Ich fühle mich jetzt richtig gut und meinen Freunden und Kollegen ist es sofort aufgefallen, dass ich Sport treibe. Vielleicht behalte ich das sogar bei auch wenn ich nicht für die Mission ausgewählt werde.

Was tust du für deine mentale Fitness?
Ich denke ich bin eine psychisch recht stabile Person. Das kann ich natürlich nur über mein alltägliches Leben sagen, keiner weiß ja so genau, wie du dich in extremen Szenarien verhälst. Als ich jünger war, habe ich mich mit Yoga und Meditation beschäftigt, das hat mir schon oft in schwierigen Situationen geholfen. Wenn es etwas gibt, auf das ich mich verlassen kann, ist es meine psychische Gesundheit—hoffe ich jedenfalls!

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Musst du bestimmte Dinge lernen?
Da gibt es eine Menge. Meiner Meinung nach gibt es zwei verschiedene Anforderungen: einerseits das Basiswissen wie Mathematik, Physik, Astronomie und so weiter und andererseits das praktische Wissen der Maschinen, Instrumente und der Geräte, die wir benutzen werden. Das erste betreffend denke ich, dass jeder Bewerber weit qualifizierter als der Durchschnittsbürger ist. Letztenlich sind wir alle Weltraumenthusiasten und die meisten von uns haben Berufe aus diesem Bereich. Bezüglich der praktisch technischen Seite gibt es bis jetzt noch keine Möglichkeit Dinge zu erlernen, bevor das Programm wirklich beginnt. Jeder im Mars One-Team soll die Möglichkeit haben, die Herausforderung erfolgreich zu bestehen und das Training wird alles abdecken, was die Kolonisten wissen müssen.

Was ist deine Motivation, an der Marsreise teil zu nehmen?
Da gibt es natürlich die offensichtlichen Antworten, wie die, zur Zukunft der menschlichen Rasse und der Erkundung des Universums. Die treffen auch absolut zu, aber das ist natürlich nicht alles. Bei mir, wie auch fast allen anderen Bewerbern begann die Geschichte schon in der Kindheit.

Wie Millionen anderer kleinen Jungen willst du ein Astronaut sein, durch die Sterne reisen, Außerirdische treffen und so. Wenn die Kinder dann größer werden, finden die meisten etwas anderes, auf das sie ihre Karriere aufbauen. In der Annahme, dass keiner dieser Jungen es jemals in den Weltraum schafft—der Prozentsatz der jenigen, die ins All fliegen ist so lächerlich gering, dass ich sie nicht mitrechne—vernachlässigen sie diese Pläne und wenden sich etwas realistischeren Wünschen zu wie einem Job, einer Familie und eigenen Kindern. Keine Planeten, keine Sterne und die Nachrichten berichten auch nur von Kürzungen in den Spaceprogrammen.

Doch ich habe diesen Wunsch nie vergessen. Mehr noch, je näher du beruflich mit einer Branche zu tun hast, die sich mit dem Weltraum beschäftigt, je überzeugter bist du davon, dass es nur eine Frage der Willenskraft ist. Allein die Möglichkeit zu haben, diesen Versuch zu unternehmen ist für mich schon Motivation genug.

Welche Voraussetzungen benötigst du, um für Mars One ausgewählt zu werden?
Perfekte physische und mentale Gesundheit. Wenn ich „perfekt" definieren sollte, würde ich es mit „besser als die anderen" beschreiben. Oder noch anders ausgedrückt: finde die perfekte Rolle in dem perfekten Team. Das ist etwas kompliziert, weil es nicht darum geht, wie gut du bist, sondern wie gut du mit anderen in einer Gruppe zusammen arbeitest. Das lässt sich einfach sagen, ist aber ziemlich schwierig herauszufinden. Der einzige Weg das zu testen sind Simulationen und das wäre auch der nächste Schritt der Rekrutierungsphase.

Wie hat eigentlich deine Familie reagiert?
Ich habe schon lange vor dem Mars One-Projekt davon erzählt, dass ich auf dem Mars leben und sterben werde. Als Mars One, dann öffentlich wurde, wunderte sich eigentlich keiner darüber, dass ich mich bewarb. Ich bekam sogar Anrufe von Freunden, die erst Monate später davon hörten und mir sagten, ich muss mich beeilen und mich anmelden. Meine Frau will selbstverständlich nicht, dass ich gehe, doch sie kennt meinen „unerfüllbaren" Wunsch und hilft mir, ihn zu verfolgen. Das ist auch ein Grund warum ich sie so sehr liebe.

Francesco weiß zur Zeit noch nicht, wann die nächste Auswahlrunde für Mars One statt finden wird. Doch zur weiteren Vorbereitung und, weil eine Marsreise so sehr nach Science Fiction klingt, darf natürlich auch der richtige Style nicht fehlen. Hier ist der Otto-Katalog für das All: die aktuelle Weltraummode der NASA.