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Everybody was Konfro-Fighting – Gewinner und Verlierer des Dschungels 2016

Von Rolf Zacher hätten wir uns wirklich mehr erhofft.

Das Finale der schmackhaften RTL-Kotzfrucht, es ist in greifbare Nähe gerückt. Der schäbige wie heiß begehrte Thron lockt, und die zehnte Dschungelcamp-Staffel wird diesen Samstag ihre Vollendung finden. Wer die letzten zwei Wochen dabei wirklich Punkte machen konnte und wem die räudige Show dagegen den Kakerlakensargdeckel auf den Kopf nagelte, haben wir hier sorgfältig aufgedröselt.

DIE VERLIERER

Rolf Zacher

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Die desorientierte Mumie mit der rauchigen Stimme. Seine Mitcamper übernahmen die ambulante Pflege von Zacher und schleppten ihn mal hier, mal dorthin. Hoffnungslos. Bevor aus der Lethargie eine Leichenstarre wurde, musste der hinter allen Erwartungen zurückgeschnarchte Zacher von Dr. Bob abtransportiert werden. Krankenhaus oder so.

Ricky

Der schrille Talk-Troll stellt das prominenteste Opfer der „Fürstin" (Helena Fürst) dar. Selbst wenn „prominent" in diesem Fall wohl nicht wirklich greift. In einer Prüfung über den Baumwipfeln, in der Ricky die Augen der abgedunkelten Helena Fürst ersetzen soll („Ich bin blind! Ich zittere!"), kulminiert der Konflikt. Beziehungsweise „die Konfro", wie es in der Fürst-Lingo heißen muss. Rickys Empfehlungen für eine zukünftige Karriere zumindest als Blindenhund erweisen sich als bestürzend mangelhaft. Immer übergeschnappter teufelt er auf die hoffnungslose Prüfungsversagerin ein, sie möge gefälligst EINEN FUSS VOR DEN ANDEREN SETZEN!!!!11! Fürst aber gibt sich beschreiungsresistent und verharrt. Das Ereignis bleibt (mal wieder) ohne erspielte Sterne, aber für Ricky dennoch nicht ohne Folgen. Bei der Rückkehr ins Camp brandmarkt sie ihn als Kameradenschwein. Ricky wird von der Herde verstoßen und versucht sich in Unterwerfung, doch seine durchschaubare Umarmung der Alpha-Frau („Du bist mir wichtig!") zerschellt an den kalten Brüsten der Fürstin. Ricky verlässt das Camp als gebrochener Mann und—nicht zu vergessen—mit dieser deprimierenden Frisur!

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Jenny Elvers

Die sexy säuerliche Promi-Big-Brother-Altlast hat sich eigentlich nichts zu Schulden kommen lassen. Allerdings passte sie wohl nicht wirklich in die Erzählung, die sich die Redaktion aus dem Lagerfeuer-Material zusammenpuzzelte. Außer ein bisschen Mobbing durch die Moderationen hinsichtlich ihrer Alkoholerkrankung blieb die „Queen der Luder" (Dieter Bohlen) ausgeblendet. Das Ergebnis: Abwahl in der zweiten Runde.

David Ortega

„Der hat auch Defizite, der Spanier" (Gunter Gabriel)

Wer sich vor Beginn der Show noch fragte, warum dieser herzlich unberühmte „Schauspieler" von Köln 50667 ein Ticket für den Dschungel zugestellt bekam, dem ging sofort bei dessen Camp-Einzug ein Licht auf. In David Ortega blüht die unterhaltsame Kombination aus intellektueller Minderleistung und konsequenter Selbstüberschätzung. Seine impressionistische Förderschul-Uni-Sprachwelt machte ihn kurzzeitig zum Maskottchen der Sendung. Der Money Boy der Kakerlaken, die Fleisch gewordene Facebook-Seite „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder".

Doch seine Gaga-Eloquenz blieb so selbstzentriert, dass nicht wirklich Bindungen zu den Mitcampern aufkamen. Das fabulierende Solo-Album separierte sich allerdings damit auch vom unerbittlich (nicht für ihn) votenden Zuschauer. David Ortega musste trotz schrägen Unterhaltungswerts als Allererster die Open-Air-Arena verlassen. Höchststrafe.

ACH, DIE HIER WAREN AUCH DABEI?

Jürgen Milski

Von seinem abwaschbaren Auftritt wird in den Annalen der Sendung wenig übrig bleiben. Einzig bemerkenswert seine „fast schon allegorische Darstellung der kölschen Lebenswelt: Hässlich, übertrieben jovial, irgendwie dumm und clever zugleich." (Felix Scharlau, Medienkritiker).

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Brigitte Nielsen

Sagenhaft auserzählt reiste die gebürtige Dänin bereits zum dritten Mal in die Show. Auch wenn der Dschungel seine eigene Redundanz zelebriert („Hier kommt Dr. Bob … düt-düt-düt-düüü!"), so gilt das doch nur für die Kulisse. Die Kandidaten mögen schon bitte für weniger Rituale denn Variation sorgen. Nielsens bei der ersten Teilnahme 2012 aufgekommener Slogan „Was geht los darein!" gehört definitiv nicht dazu.

Nathalie Volk

Wer war das noch mal?

Nathalie Volks Mutter

Na, die bleibt zumindest im Gedächtnis. Sie reiste als Begleitung ihrer Tochter mit nach Australien. Medienberichten zufolge allerdings nahm sich die Gymnasiallehrerin aus Soltau keinen Urlaub, sondern meldete sich krank. Kann man ja mal versuchen …

Sophia Wollersheim

„Das ist ein Fehler!" (Gunter Gabriel über die Brüste von Sophia Wollersheim)

Ihr unsubtiles Äußeres hat etwas davon, direkt in die Sonne zu blicken. Von der Schwerkraft gebeutelt liegt sie in der Hängematte und fantasiert sich zusammen, sie hätte ihren geschätzt hundert Jahre älteren Traumprinz, den Rotlicht-Halbwelt-Opi Bert Wollersheim, auf MySpace kennengelernt. Nun, wenn bereits MySpace die schönere Geschichte darstellt, ist beim ersten Date echt was schiefgelaufen. Wollte man etwas Gutes über das It-Girl der Oberweiten-Ultras-Szene sagen, wäre es Folgendes: Sie hat zumindest nicht so sehr genervt wie „General Busen" (Melanie Müller, Dschungelcamp-Siegerin 2014). Wollersheims ledergesichtiger Mann indes schaffte es nicht mal ins australische Hotel. Seine Vorstrafen verunmöglichten die Einreise nach Australien, das Internet habe ihn hingerichtet, gibt der Ex-Zuhälter zu Protokoll. Denn eine verjährte Haftstrafe stünde in seinem Wikipedia-Artikel. Tja, wer bei der Spenden-Kampagne für das Online-Lexikon vor wenigen Monaten mitgemacht hat, darf sich also für die Einknastung von Wollersheim dem Älteren am Airport selbst auf die Schulter klopfen.

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Gunter Gabriel

Der ewig prekäre Malocher pinkelte wild und musste wegen Herzproblemen aus dem Rennen genommen werden. Dennoch hatte er neben hemdsärmeligem Altersstarrsinn etwas zu bieten, was man in einer RTL-Sendung schnell mal als Weisheit bestaunt. Im echten Leben ein faselnder Querkopf, im Dschungel quasi Philosoph.

DIE GEWINNER

Das Format

Letztes Jahr wurde beim Dschungel noch gekotzt—und zwar vom Zuschauer und abseits von Essprüfungen. Gründe gab es viele: Rebecca Siemoneit-Barum lag im Wachkoma und Walter Freiwalds Buckel musste schon als Staffelhöhepunkt herhalten … Die Schnarch-Veranstaltung wurde bloß noch von der unsäglichen Sommerausgabe der Sendung getoppt, der man ja auch das komplett überflüssige Wiedersehen mit Brigitte Nielsen aktuell verdankt.

Doch ein Ausweiten der Krise zwischen Fan und Format fand dieser Tage nicht statt. Im Gegenteil. RTL hatte emsig Kasalla-Inventar aufgefahren, um wieder geliebt zu werden, und der Zuschauer gab sich milde, machte wegen der durchaus vorhandenen Schwächen der Staffel keine Szene. Eskapismus ist eben keine Krankheit, sondern eine Dienstleistung—und die hatten dieses Jahr weit mehr nötig als noch im letzten Januar—also bevor fucking 2015 so richtig durchdrehte.

Der Musikfreund

„Hey Everybody!" (5 Seconds Of Summer)

Hinter dieser hässlichen Fratze eines wie jedes Jahr von der Plattenfirma reingekauften offiziellen Songs tönt ein Paradies. Die Musikredakteure aus dem RTL-Dschungel haben immer wieder die Regler hochgezogen, um zu beweisen, dass bei ihnen im Büro nicht nur (wie vermutet) Die Atzen oder Helene Fischer läuft. Im Gegenteil: Bilderbuch, The National, Alabama Shakes und andere kamen auf. OK, wir glauben es euch ja! Bei RTL in Köln-Hürth hocken auch Schöngeister. Oder werden diese am Ende dort nur gefangengehalten von den regulären Privatfernsehen Orcs—und die Playliste ist ein Hilfeschrei?

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Menderes

„Hattest du echt noch nie 'ne Perle?" (Thorsten Legat)

Menderes' Auftritt im Dschungel markiert das Gegenteil zu der Rolle, die ihm DSDS seit jeher zuweist. Designierter Sieger statt unweigerlicher Ausscheider (nein, kein Witz über die chronische Darmerkrankung). Wo anderen die frühzeitige Favoritenrolle oft zum Verhängnis wurde, herrscht bezüglich des bescheidenen, leicht borderlinigen Teddybären durchgängig die totale Gönnung. Wer kein Herz für diesen ultimativen Außenseiter hat, wählt heimlich AfD. „Das ist Fakt!" (Thorsten Legat). Etwas irritierend war es natürlich, dass der höfliche Prinz unter den Säuen an Tag 12 bei einer Schatzsuche dann doch sein erstes Mal erleben durfte (beziehungsweise musste). Allerdings mit einer Professionellen. Sophia Wollersheim drehte total auf, war auf keiner Busenlänge Abstand mehr zu halten. Menderes ließ es halb perplex, halb angeregt über sich ergehen.

BESONDERE ERWÄHNUNG DER JURY

Thorsten Legat

So unsympathisch der kahle Ruhrpott-Irre auch sein mag (und ja, er ist sehr unsympathisch), so sehr muss man ihm zu Gute halten, gemeinsam mit Helena Fürst eigentlich den größten Teil der Staffel bestritten zu haben. Wer sich für das Schreckgespenst des hässlichen Deutschen interessiert, kann bei dem ehemaligen Bundesligaprofi auf 180 genau hinschauen. Wegen solcher Leute darf Deutschland einfach nie die Atombombe besitzen.

Helena Fürst

„Ich komme von RTL, wenn hier einer weiß, was er hier macht, dann ich!" (Helena Fürst)

Aus der Gegenwelt nachmittäglicher Hartz-4-Exploitation-Shows in die Wahrnehmung geknallt wie ein Laster ins Hauptfeld der Tour de France. Willkommen Helena Fürst. Wo soll man anfangen? Bei der Cornrows-Frisur zwischen Axl Rose und einem Predator? Bei der Stimme, als wäre ein Hamster in den langsamsten Mixer der Welt gefallen oder als wäre Darth Vaders Sprachausgabe auf Methadon? Einfach eine Erscheinung der Extreme. Auch die selbstgerechte Skrupellosigkeit, mit der sie Ricky Rinderwahnsinn erlegt hat, trotzt einem Entsetzen ab. Ob sie Thorsten Legat, ihren offensichtlich nächsten Endgegner, auch noch wird verspeisen können? #Bossfight!

Fürst ist in jedem Fall ein Dämon des Dschungels, jeder Bond-Bösewicht muss neben ihr wirken wie ein gutmütiger Schülerlotse.