Wir leben in einer Epoche, die sich irgendwie gleichzeitig nach Rom kurz vor dem Untergang und Amerika bei der Eroberung des Wilden Westens anfühlt. Vielleicht waren Menschen in ihren mittleren bis späten Zwanzigern aber auch einfach immer schon zerrissen zwischen einem Gefühl des Aufbruchs und der Angst, dass der Untergang der Zivilisation unmittelbar bevorsteht. Jedenfalls könnte diese Ambivalenz der Grund sein, warum wir besessen von Abbruchhäusern, verlassenen Gebäuden und Ruinen sind. Orte wie Detroit üben auf uns eine morbide Faszination aus und Ruin Porn ist schon fast so ein Ding wie unsere Obsession mit Essensfotos.
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Auf der Suche nach kaputter Ästhetik vergessen wir allerdings oft die Geschichten hinter den Bildern. Das ist mir noch einmal ganz deutlich bewusst geworden, als ich aufgeregt durch ein verlassenes Wiener Jugendgefängnis gelaufen bin. Für mich war die Eroberung eines Ortes, den sonst niemand sieht, ein Abenteuer. Aber beim Erkunden der engen Gänge, Gemeinschaftsduschen und winzigen Zellen wurde mir irgendwann klar, dass es sich hier um einen ziemlich tragischen Ort handelt. Die Jugendlichen, die hier über Monate eingesperrt waren, sind arme Teufel, die oft aus zerbrochenen Familien stammten und vielleicht schon wieder irgendwo im Häfen sitzen. Das solltet ihr nicht vergessen, wenn ihr euch diese Bilder anschaut.
