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Achtjährige Kids bauen die besten Drohnen

Ein bulgarisches Künstlerpaar bietet in New York Bastler-Workshops zum Selberbauen von Drohnen. Und ihre begeistertesten Anhänger sind junge Kinder aus der Nachbarschaft.

Letzten Sonntag versammelte sich eine Gruppe von ungefähr 20 New Yorkern am Queens Museum of Art in Flushing Meadows. Dort trafen sie sich mit Georgi und Nina Tushev. Das bulgarische Künstlerpaar in ihren Dreißigern, bietet „Bau dir deine eigene Drohne" Workshops an. Wir sprechen hier nicht von Performance Art oder so. Teilnehmer lernen tatsächlich, wie „einfach es ist, seine eigene Drohne zu bauen", verspricht das Paar. Ich bin mir nicht sich, ob es eine gute Idee ist, den Anwohner einer der Flächen mit der höchsten Bevölkerungsdichte der Welt zu zeigen, wie man ferngesteuerte fliegende Maschinen baut.

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Hobby-Drohnen sind eine der mächtigsten und sich am schnellsten verbreitenden DIY-Technologien. Wie die meisten Technologien, die in ihren Anfangsphasen stecken, neigen die Drohen dazu, nicht zu funktionieren, aber in den meisten Fällen liegt das an der Person, die die Drohne bedient. Spätestens nachdem Demonstranten eine Drohne bei einem Wahlkampfauftritt in Richtung Angela Merkels fliegen ließen, wurde klar, dass es nicht sonderlich viel braucht, um aus einer Hobby-Drohne eine gefährliche Waffe zu machen.

Der Workshop war aber nicht überfüllt von zwielichtigen Gestalten, die sonst was mit ihren selbstgebauten Drohnen vorhaben. Nein, die meisten Teilnehmer waren unter zehn Jahren alt. Sie schauten sich mit aufgerissenen Augen an, wie die Tushevs falteten, klebten und die Blätter und den Schaum zu fliegenden Objekten verbauten. Das elektronische System hatten sie schon vorher fertiggestellt, welches auch eine Schutzbrille beinhaltet, die dem Piloten zeigt, was die Drohne sieht und die komplett aus im Internet erworbenen Materialen, zusammengesetzt wurde. Der Hauptvorteil des FPV-Fliegens (first-person-view) ist, dass man die Drohne in Sichtweite fliegen kann, da man visuell gesehen „in" der Drohne ist. Dank der FPV Drohnen können wir spektakuläre Videos, wie dieses hier, genießen.

Trotz der coolen Videos haben Hobby-Drohnen in der letzten Zeit ein paar schlechte Schlagzeilen produziert. Auch wenn es technisch gesehen keine Drohne war, hat ein RC Helikopter im September seinen 19-jährigen Piloten getötet. Ein Musiker aus Brooklyn hat einen Quadcopter in Manhatten abstürzen lassen und nur knapp einen Mann verfehlt. Ein paar Tage später stürzte ein andere Quadcopter auf die Sydney Harbor Brücke, kurz vor einer Marineparade.

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Es ist einfach unmöglich nicht daran zu denken, was alles passieren kann, wenn eine nicht getestete Drohne über den Köpfen von 20 Kindern fliegt.

Man kann der FAA, der us-amerikanischen Luftfahrtbehörde, eigentlich nicht die Schuld für die unregulierte Nutzung der Drohnen geben. Von der Industrie unter Druck gesetzt, hat die Agentur eine UAS Integration Roadmap veröffentlicht, welche erklärt, wie sie sich einen regulierten Himmel vorstellt, an dem nicht Todesfällen kommt, wenn er sich mit Drohnen füllt. Auch wenn der Hauptgedanke der FAA eigentlich die Sicherheit ist, wurden sie ebenfalls in die Debatte um Privatsphäre gezogen, die Drohnen ausgelöst haben. Brendan Schulman, der Anwalt, der Trappy im Fall mit der FAA vertritt, sagt, dass die Regulationen für Hobby-Drohnen sehr belastend sein werden. Hobbyisten wie die Tushevs müssen vielleicht mit der Flugüberwachung koordinieren, sobald sie eine Drohne fliegen lassen.

Als es an der Zeit war, die jungfräuliche Drohne der Tushevs fliegen zu lassen, war es nicht schwer nachzuvollziehen, warum die FAA besonders besorgt um die selbstgebauten Drohnen ist. Es ist einfach unmöglich nicht daran zu denken, was alles passieren kann, wenn eine nicht getestete Drohne über den Köpfen von 20 Kindern fliegt. Mit leicht erblasstem Gesicht startete Georgi die Drohne in den Luftraum über Queens während die Hälfte der Zuschauer keuchte und die andere schrie. Es war der erste kalte Wintertag und es regnete den ganzen Nachmittag, aber kurz vor dem Flug verschwanden die Wolken. Das Flugzeug flog tatsächlich. Ein paar Mal tauchte es tief ab, aber die Tushevs sind für einen sicheren Flug erfahren genug. Schon bald zeigte Georgi welche Tricks er so drauf hat. Die Kinder, eingepackt in Winterjacken und Schals, quietschten vor Begeisterung.

Nach dem Workshop fragte ich die Tushevs, ob sie glauben, dass es eine gute Idee sei, Amateuren ohne jegliche Flugerfahrung, zu zeigen, wie man solche Maschinen baut. „Was wirklich gefährlich ist," sagte Georgi, „ist, wenn Leute, die nichts übers Fliegen wissen, sich fertige Drohnen kaufen, die einfach zu fliegen sind." Gebrauchsfertige Drohnen sind wesentlich gruseliger als selbstgebaute, weil sie tatsächlich jeder kaufen und über Manhatten fliegen lassen kann.

Im Gegensatz zu dem, was die Tushevs eigentlich für den Workshop versprochen hatten, traten sie den Beweis an, dass es unmöglich ist für jemanden, der keine Erfahrung hat, eine funktionierende Drohne zu bauen. Man braucht dafür, und das ist wirklich nicht verwunderlich, eine Menge wissenschaftliches und mathematisches Wissen.

Für die meiste Zeit des Workshops schauten die Kinder mit leeren Augen die Tushevs an, als diese die Konzepte erklärten, die selbst die Eltern nicht mehr verstanden. Wenn eine Drohne nicht vernünftig ausbalanciert ist - wofür man Dinge berechnen muss, wie zum Beispiel die Mitte der Schwerkraft - dann würde die Drohne nicht fliegen. Wenn die Elektronik nicht vernünftig verlötet ist, wird sie nicht fliegen. Wenn die Gewichtsverteilung falsch ist, dann wird sie nicht fliegen. Theoretisch gesehen, kann man online gehen und sich eine Reihe von Bauteilen besorgen und eine Todes-Maschine bauen. Praktisch gesehen werden 99,9 Prozent der Leute online gehen und einen Plug-and-Play Quadcopter kaufen. In gewisser Hinsicht ist das noch viel gruseliger.