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Die Revolution in Spanien oder nur dumme Punks?

Vergangene Wochen fanden in 50 spanischen Städten Protestmärsche für mehr Demokratie statt. Obwohl mehr Menschen als jemals zuvor daran teilnahmen, war die Reaktion der meisten Menschen darauf nur „ein neuer Tag, ein paar dumme Punks auf der Straße.“

Vergangene Wochen fanden in 50 spanischen Städten Protestmärsche für mehr Demokratie statt. Obwohl mehr Menschen als jemals zuvor daran teilnahmen, war die Reaktion der meisten Menschen darauf nur „ein neuer Tag, ein paar dumme Punks auf der Straße.“
Gestern am Mittwoch campten jedoch noch immer 4.000 Menschen im Stadtzentrum Madrids. Manche von ihnen schwenken ägyptische Fahnen, der Tagg #spanishrevolution geht gerade durch die Decke und jeder fragt sich, „Ist das nun die verdammte Revolution oder nicht?“

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Ohne nun viel langweilige Zahlen zu zitieren, kann man sagen, dass Spanien ordentlich tief in der Scheiße sitzt. Die Hypotheken schießen nach oben, während gleichzeitig die Immobilienpreise abschmieren und somit für viele ein eigenes Heim ein unerfüllbarer Traum wird. Mehr und mehr Familien der unteren Einkommensschicht sind in dieser Schere gefangen, verlieren ihre Häuser UND müssen der Bank noch zusätzlich hunderttausende Euro zurückbezahlen, da es sowas wie eine Privatinsolvenz in Spanien nicht gibt. Dazu kommt noch die höchste Arbeitslosenrate unter Jugendlichen in Europa und jetzt könnt ihr euch wahrscheinlich vorstellen, warum soviele Menschen auf die Straßen gehen.

In Madrid und Barcelona riefen die Demonstranten in Sprechchöre sowas wie „PP und PSOE [zwei verschiedene Parteien] sind die gleiche Scheiße.“ „Sie sollen für ihre verschissenen Mütter wählen“ und „Hände hoch, das ist ein Überfall.“ Es war ein großer Spaß. Die Demonstrationen endeten am Sonntag mit den üblichen brennenden Mülleimern und 19 Festnahmen. Seitdem hört man von den Festgenommenen immer wieder Beschwerden über Misshandlungen durch die Polizei. Einer der Festgenommenen gab an, dass einer der Polizisten zu ihm sagte: „Wie willst du einen Job finden, wenn du diese engen, schwulen Hosen trägst?“

Massenkundgebungen sind in Spanien nichts neues. Seit den Anti-Kriegsprotesten 2004, denen zugeschrieben wird, dass sie den Regierungswechsel nach sich zogen sind die Leute für und gegen alles auf die Straßen gegangen. Von Menschenrechten für Embryos bis hin zur Wiederherstellung der Republik unter Franco. Man sollte zusätzlich vielleicht noch erwähnen, dass sich die Menschen in Spanien ansonsten eigentlich einen Scheiß für irgendwas interessieren. Die Leute mit denen ich auf Facebook sprach interessierten sich eigentlich eher dafür schnell zum Strand zu kommen, als sich den Demonstranten auf dem Plaça Catalunya anzuschließen.

Die Proteste sollen nun jeden Abend um 8 Uhr abends in Madrid und Barcelona stattfinden. Wir werden also sehen, ob Spaniens apathische Jugend das Ding wirklich durchzieht. Bislang sieht es eher danach aus, als würde die Polizei sich darauf einstellen, dass alles einfach auszusitzen und nicht einzuschreiten, solange die Demonstranten die besetzten Plätze sauber halten. Auf der anderen Seite halten die Organisatoren die Demonstranten dazu an, nicht zu trinken und kein Gras zu rauchen um die Polizei nicht zu provozieren.
Wir halten euch auf dem Laufenden.