FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Für 750 Euro wurde Hollands Ministerpräsident zum Syrer

Ein niederländischer Journalist brauchte nur 40 Stunden, um sich in Syrien einen gefälschten Pass zu besorgen—als Bild nahm er ein Foto seines Regierungschefs.

Dass syrische Pässe derzeit massenweise auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden, weiß man nicht erst, seit der deutsche Zoll vor zwei Wochen ein ganzes Paket mit gefälschten Ausweisen abgefangen hat. Dass es aber so einfach ist, sich die Nationalität anzueignen, für die Deutschland das Dublin-Verfahren ausgesetzt hat, hätte sich der in Syrien befindende niederländische Journalist Harald Doornbos vor seinem Selbstversuch nicht gedacht.

Anzeige

Sein Fake-ID-Experiment kostete ihn lediglich einen Anruf, 750 Euro und ein paar WhatsApp-Nachrichten. Nach nur 40 Stunden hielt er dann das gefälschte Dokument in der Hand, das ihn als den syrischen Staatsangehörigen Malek Ramadan ausweist.

„Seit dem Ausbruch des syrischen Konflikts sind Tausende Blankopässe und Drucker der Assad-Regierung in die Hände sunnitischer Aufständiger gefallen. Sie verkaufen jedem einen Pass, der dafür zahlt", erklärt Doornbos in einem Artikel des Magazins Nieuwe Revu.

Voor 't eerst bewijs dat je vals Syriepaspoort kunt kopen: Voor $825 kocht ik in N-Syrie paspoort+ID voor Mark Rutte. pic.twitter.com/A1WxOrEWH1
— Harald Doornbos (@HaraldDoornbos) September 16, 2015

Da die Fälscher ihn bei seiner Bestellung auch nach einem Foto fragten, habe sich Doornbos spontan für ein Bild des niederländischen Premierministers Mark Rutte entschieden. Kurze Zeit später schickten ihm die Fälscher dann bereits ein Foto des fertigen Pass per Whatsapp zur Abnahme, damit Doornbos ihn noch einmal kontrollieren konnte.

Wir haben einen Polizisten gefragt, wie effektiv die neuen Grenzkontrollen sind

Über Twitter erklärte Doornbos anschließend, welche Personengruppen seiner Recherche nach besonderes Interesse an derartigen gefälschten syrischen Pässen hätten: „1. Terroristen des IS oder der al-Nusra-Front, die in die EU einreisen wollen. 2. Syrer (sowohl Assad-Anhänger als auch Rebellen), die Kriegsverbrechen begangen haben und unter neuem Namen in der EU leben möchten. 3. Nicht-Syrer (vor allem Ägypter und Palästinenser), die in der Türkei gefälschte Pässe kaufen, um als 'syrische Flüchtlinge' nach Griechenland/EU weiterzureisen."

Während Doornbos Bericht nun von rechten Kreisen bereitwillig genutzt wird, um die Panik vor einer Islamisierung Europas weiterhin zu schüren, merken andere Stimmen an, dass das Experiment des Niederländers überhaupt nichts beweise, solange er mit dem Pass keinerlei Grenzen überquert habe. Außerdem würde ein nicht-syrischer Flüchtling spätestens beim Asylantrag dem Dolmetscher durch seinen fehlenden syrischen Akzent auffallen.

Tatsächlich fliegen Personen mit gefälschtem Pass bei der Bundespolizei regelmäßig durch nicht vorhandene Sprachkenntnisse auf. Bis es zu einer Anhörung mit dem Dolmetscher kommt, muss es allerdings in der Regel erst zu anderweitigen Problemen bei der Polizeikontrolle gekommen sein.

Wer unauffällig die Grenze passiert, dürfte dieser Tage schon allein aufgrund der schieren Masse an Grenzübertritten eine gute Chance haben, mit seinem gefälschten Pass durchzukommen. Dass darunter allerdings Dschihadisten sind, glauben deutsche Sicherheitskreise nicht. Erst vor wenigen Tagen hat zum Beispiel BND-Chef Schindler bekräftigt, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass sich unter den Flüchtlingen Terroristen befinden.