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​Pazifisten-Gamer spielt Fallout 4 komplett durch, ohne zu töten

Zero Kills sind die eindrucksvolle Bilanz von YouTuber Kyle Hinckley am Ende von Fallout 4.

Nicht einmal die Radroaches hat er zertreten. YouTuber und Gaming-Enthusiast Kyle Hinckley spielte Fallout 4 komplett durch, ohne einen einzigen Menschen oder eine andere Kreatur zu töten. Damit hat er quasi die Entwickler von Fallout selbst geschlagen. Denn wie Bethesdas Gamedirector Todd Howard einmal gegenüber dem Guardian erklärte, ist die post-apokalyptische Überlebensschlacht schlicht nicht dafür ausgelegt, gewaltfrei gespielt zu werden. Hinckley schaffte das jetzt allerdings sogar im schwierigen Survival Mode und dokumentierte sein Meisterwerk in einem ausführlichen Playthrough auf YouTube.

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Wie gelang Hinckley also das pazifistische Kunststück? Nachdem er bereits 75 Stunden Zeit in sein Vorhaben investiert hatte, nur um schließlich festzustellen, dass er die falsche Fraktion unterstützt hatte, was ihn sechs statt null Menschenleben kostete, kreierte er einen komplett neuen Character: eine Frau namens Dizzy.

Ich habe alle Drogen genommen, die ich in Fallout 4 bekommen konnte

Das Erfolgsgeheimnis von Dizzy liegt in ihrer hohen Charisma-Punktzahl. Sie ist sehr überzeugend und kann Mensch wie Mutant entweder sanft beruhigen oder so richtig gegeneinander aufstacheln.

Man kann also durchaus sagen, dass Dizzy psychische Gewalt ausübt, aber sie tötet nicht. Sie lässt töten. „Es geht nicht darum, ob ich pro oder contra Gewalt bin. Das Spiel [Fallout 4] gibt dir einfach nicht die Möglichkeit—wie z.B. New Vegas—Gewalt komplett zu vermeiden", so Hinckley auf YouTube. Sein Ziel sei es, dass sein Charakter am Ende des Spiels eine Tötungsstatistik von Null aufzuweisen habe. Dass dafür von anderen Händen Blut vergossen wird, nimmt Hinckley in Kauf.

Dizzy lockt also zunächst einmal die lästigen Radroaches in eine Falle und verlässt ihre Vault. Die ersten Feinde hetzt sie einfach gegeneinander auf. Schon bald steht Dizzy vor dem Problem, ausreichend Experience Points anhäufen zu müssen, die haupsächlich durch Kämpfe gesammelt werden und nötig sind, um in höhere Levels aufzusteigen.

Da Kämpfen für Dizzyy offensichtlich keine Option ist, baut sie Siedlungen. Eine nach der anderen. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Irgendwann hat Dizzy so viele Siedlungen gebaut, dass sie in Level 10 starten kann. Hier gibt es all die notwendigen (und friedvollen) Perks, mit denen Hinckley schließlich sein großes Wagnis beginnen kann, Fallout 4 tötungsfrei durchzuspielen.

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Mit dem Perk „Wasteland Whisperer" kann Dizzy jetzt angreifende Feinde einfach verbal pazifizieren, sozusagen ruhig reden. Das klappt allerdings nicht immer, weswegen Hinckley seinen Spielstand vor jeder wichtigen Aktion abspeichert und im Falles eines Scheiterns wieder vom letzten Spielstand aus beginnen kann. Bisweilen grenzt es an Si­sy­phus­ar­beit, doch Hinckley kommt voran—und lässt weiterhin andere die Drecksarbeit für ihn machen.

Wie zum Beispiel den gutmütigen Travis. Dizzy greift ihm wiederholt in die Tasche—nicht um zu stehlen, sondern um Travis so auszurüsten, dass er einen aggressiven Feind aus dem Weg räumen kann.

Dizzy gelangt schließlich in den Quest, wo sie ihren Follower Nick Valentine aus einer Vault retten muss. Dessen Freundin hatte sich mit einem Gangster namens Skinny Malone in den Bunker verdrückt. Auf einmal steht Dizzy Malone und der Dame gegenüber. Andere Spieler würden an dieser Stelle wohl einfach beide NPCs aus dem Weg räumen—für Hinckley natürlich keine Option. Er muss verbale Skills spielen lassen.

An dieser Stelle beginnt Fallout 4 auf einmal, gegen Hinckleys Pazifisten-Modus zu rebellieren. Audioprobleme tauchen auf, ein neuer Feind erscheint aus dem Nichts und die Dialoge verlaufen anders als erwartet. Sogar Nick Valentine weigert sich, mit aus dem Bunker zu kommen.

Hinckley bleibt nichts anderes übrig als ein Feuergefacht anzuzetteln, bei dem er sich gemütlich im Hintergrund hält:

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„Ich würde Todd Howard gerne einmal fragen, warum Pazifismus in Fallout 4 so schwierig ist. Ich bin etwas enttäuscht, was die mangelhaften diplomatischen Lösungen in dem Game angeht. Es unterscheidet sich so vom Rest der Serie", beklagt er sich im Interview mit Kotaku.

Für das Ausschalten ihres großen Gegners braucht Dizzy schließlich geschlagene fünf Stunden, doch wie Hinckley nach dem Spiel erklärte, war es das wert: „Es war etwas ärgerlich, bei jeder Quest 20 bis 30 mal neu zu laden, aber es war mir wichtiger , die Probleme hinter mir zu lassen als sie vollkommen zu lösen. Diese Form von Zufriedenheit, die ich spürte, als die Synth [welche von Dizzy gebrainwashed wurden] Kellogg töteten wiegt mehr als jeder Kampf, den ich mit dem Spiel hatte."

Auf YouTube könnte ihr euch das komplette Playthrough von Kyle Hinckley anschauen.

GIF: YouTube/The Weirdist