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Musik

I Break Horses spielen Glücksmelodien

Um ein Haar hätten wir uns gar nicht mit ihr getroffen, doch wir konnten unsere Vorurteile überwinden - dieses mal!

Machen wir uns nichts vor. Das Shoegaze-Revival entwickelt sich von einer anfänglich begrüßenswerten Erscheinung zur akustischen Beulenpest des frühen 21. Jahrhunderts. Als uns das Debütalbum des schwedischen Duos I Break Horses ins Büro geschickt wurde, wäre es fast Opfer unserer bekanntlich an blinde Ignoranz grenzenden Vorurteile geworden. Die Songs von Maria und Fredrik, man muss sich das mal vorstellen, waren aber sogar stärker als unsere Ignoranz. Deswegen trafen wir uns mit ihnen und plauderten über Pferde, dunkle Gedanken und Herzrhythmusstörungen.

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VICE: Hey Maria, wie geht’s dir?

Maria Lindén: Hey, super, Danke. Wie geht's dir?

Geht so. Ich hab vor zwei Tagen aufgehört zu rauchen, ich schwitze.

Oh je, das ist ja schrecklich, ich habe auch lange geraucht. Hab dann irgendwann aufgehört und wurde total depressiv, deshalb hab ich jetzt immer Snus dabei (Oraltabak, Anm. d. Red.). Damit geht’s mir besser.

Wo ist eigentlich der Rest deiner Band?

Ich glaube, Fredrik ist zuhause in Schweden und arbeitet. Er macht so eine Internetsache als Hauptjob. Bella Union hat mich nach Berlin geschickt, wahrscheinlich weil sie mich für die zentrale Person der Band halten (lacht).

Was für ein Problem hast du mit Pferden oder warum heißt deine Band „I Break Horses"?

Mit „I Break Horses" ist das Zähmen von Pferden gemeint …

Ach so, wie in der „Pferdeflüsterer“? Ich dachte schon, du müsstest Angst vor Tierrechtlern haben …

(lacht) Nein, also Pferde machen mir tatsächlich Angst, aber in diesem Fall war es so, dass ich dasselbe Problem hatte, wie viele andere Bands auch: Ich hatte keinen Plan wie ich das ganze Projekt nennen sollte. Da habe ich einfach 20 verschiedene Dinge aufgeschrieben, die als Name in Frage kommen würden und „I Break Horses" hat mir am besten gefallen.

Euer Debüt-Album „Hearts" kommt im Oktober raus, wie lange gibt es die Band eigentlich schon?

Ich mache seit vier Jahren Musik und hab mir irgendwann das Equipment zusammengekauft, um elektronische Musik aufzunehmen. Dann kam Bella Union auf mich zu und jetzt sitze ich hier.

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Viele Songs von euch klingen irgendwie glückselig—weißt du was ich meine?

Definitiv. Weißt du, immer wenn ich die Musik schreibe, habe ich Bilder im Kopf, mit denen ich arbeite. Viele Leute reden immer von den Bands, die mich evtl. inspiriert haben, aber noch viel mehr inspirieren mich Filme. Ich liebe es Musik mit Bildern zu verbinden. Auf jeden Fall denke ich in Bildern, wenn ich Musik mache. Es ist so, als würde ich meinem Lieblingsfilm einen ganz persönlichen Soundtrack verpassen. So arbeite ich.

Erklär mir doch bitte die Idee, die hinter dem Verbinden der einzelnen Songs mit diesem „Herz-klopfen-Rhythmus" steckt.

Na ja, also das hat sich einfach so entwickelt, dahinter steckt keine bestimmte Intention. Der Puls ist allerdings nicht wirklich stabil, er verändert sich. Ich erinnere mich noch daran, dass wir beim Sportunterricht die ganze Zeit im Kreis laufen mussten. Danach hat unsere Lehrerin den Puls gemessen. Ich fand das total dämlich, dass ein fremder Mensch meine Vitalfunktionen misst—ich bin ohnmächtig geworden. Da ist natürlich auch viel Unterbewusstes beim Schreiben mit eingeflossen. Ich hab mich immer auf einen einzelnen Song konzentriert und weniger auf das ganze Album.

Die Chemical Brothers haben ein Remix vom eurem Song „Hearts" gemacht. Das Video ist ziemlich düster und schafft eine fast schon angsteinflößende Atmosphäre. Wie gefiel es dir, als du es zum ersten Mal gesehen hast?

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Ich fand es wirklich gut. Ich habe manchmal diese dunklen Gefühle, es hat sich wie ein großartiger Remix angefühlt, das hat einfach gepasst. Die Atmosphäre in dem Song ist wirklich bedrückend.

Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Ein anderer Künstler bei Bella Union hat beim letzten Album der Chemical Brothers an den Vocals mitgearbeitet. Simon Raymonde, einer der Gründer von Bella Union, hat dann einfach unseren Song hingeschickt und den Jungs hat es gefallen.

Ihr seid nicht die einzige Shoegaze-Band da draußen. Was würdest du sagen, macht euch besonders?

Oh, das ist schwierig. Ich sehe das was wir machen als Beitrag zu der Musik, die ich selber mag. Ich mache die Dinge aus meinem Inneren heraus. Auch wenn es abgedroschen klingt, aber ich stecke mein Herz in diese Sache.

Was kommt als nächstes?

Ich habe aber noch keinen Plan, wie es weiterläuft. Ich versuche mir so wenig Gedanken wie möglich über meine Zukunft zu machen. Es wird eben so wie es wird. Ich will das hier wirklich machen, aber wenn die Dinge nicht so laufen, dann eben nicht. Ich arbeite zum Beispiel viel am Licht, das bei der Show zusammen mit den Songs abgemischt wird. Ich stand ja noch nie auf der Bühne und weiß natürlich, dass es eine völlig andere Situation ist als zuhause Musik zu machen. Ich muss einen Weg finden, die Songs auch live rüberzubringen.

Hearts von I Break Horses erscheint im Oktober bei Bella Union.