Gavin Watsons erste Docs

Wenn man VICE regelmäßig liest, weiß man, dass wir total auf Gavin Watson stehen und als wir gesehen haben, dass er die neue First And Forever-Kampagne von Dr. Martens fotografiert hat, dachten wir uns, dass es an der Zeit wäre, nochmal mit ihm zu sprechen. Die First And Forever-Anzeigen zeigen Agyness Deyn, die über ihre erste Liebe und den folgenden, unweigerlichen Bruch spricht. Die Web-Kampagne ermöglicht allen sozial-vernetzten, die keine Models sind, die Geschichte ihrer ersten Dr. Martens zu erzählen. Im Folgenden spricht Gavin Watson über sein erstes Paar Docs, dazu gibt es natürlich super Fotos.

 
Dr. Martens First And Forever-Video

VICE: Oi, oi.
Gavin Watson: Hallo Boss.

Hi Kumpel. Erzähl uns, wann du zum ersten Mal mit einem Paar Docs in Berührung kamst?
Als ich zwölf war, hat mich mein Nachbar mit in die Stadt genommen, damit ich mir mein erstes Paar kaufen konnte — es war so ein Erwachsenwerden-Ding, wir haben gegen eine Streugut-Box getreten, um sie zu taufen… Ich erinner mich, dass ich nicht allzu beeindruckt war und trug weiter meine Wellington-Stiefel - bis ich ein paar Jahre später zu dem ganze Skinhead-Ding gekommen bin…

Gavin in seinen Wellington-Stiefeln, zusammen mit Mark Phillips.

Warum hast du sie gekauft, wenn dich die Sache garnicht so interessiert hat? Ich meine, was hat dich dazu gebracht, unbedingt so ein Paar haben zu wollen?
Meine Wellingtons und Mark Phillips. Ich hab mich auf die Schuhe gefreut, aber ich denke, ich hab die Werbung etwas zu wörtlich genommen und erwartete wohl, auf Luft zu laufen. Zudem war ich faul und hasste es, Schuhe zu binden…

Hahaha. Für dich war es also eher so ein Technik-Ding? Genau wie die Sache mit den Luft-Sohlen?
Ja, ich dachte wirklich, dass es so wäre, wie auf dem Mond zu laufen, oder so. Ich war ein verträumtes Kind und Mark war unerbittlich, ich brauchte ein Paar, um bei den jungen Erwachsenen in meiner Gegend dabei zu sein.

War er älter als du?
Ja, vier Jahre älter.

Hat er sie zu dem Zeitpunkt schon getragen?
Ja. Es war die Ära der Bootboys in den 70ern, ich hatte nicht mal von Skinheads gehört, bis die Madness rauskam.

Bootboys in den 70ern. War das für dich der Auslöser, Stiefel zu tragen?
Ja, das war die Zeit, als Dr. Martens zu einer ganz anderen Sache wurden.

Und es wurde der Schuh einer ganzen Bewegung.
Allerdings, aber vorher, in den frühen 70ern, waren sie eh nie ganz verschwunden. Ich denke, die Kids haben sich einfach ihre Schädel rasiert, aber die meisten von ihnen hatten schon ein Paar gehabt. Irgendwie waren sie schon immer da, nur der ganze Rummel nicht.

Okay. Welche waren dein erstes Paar?
8-Loch, braun, glaube ich.

Gavin in St. Pauls, London, in seinem ersten Paar Docs.

Ein bisschen wie Jeans haben sie sich vom funktionalen Schuh zum Mode-Accessoire entwickelt?
Ich hab sie nie so gesehen, sondern einfach erwartet, dass sie ein paar Jahre halten. Dann brachten sie die 14-Loch-Stiefel raus, die damals ein absolutes Muss waren.

Ja, man hat in den 8-Loch-Stiefeln nicht allzu hart ausgesehen. Tatsächlich hatte ich '90 oder '91 welche, in die ich meine Hose stopfte haha - Der Trash-Look! Und als ein paar Jahre später der Grunge aufkam, trug ich sie zusammen mit Shorts. Scheiße.
Nein. Minimum waren wirklich 10 Löcher. Danach schmissen sie diese lächerlichen 21-Löcher-Stiefel auf den Markt, die eher als Scherz aufgenommen wurden.

Haha, 21 Löcher?! Ay, Caramba! Erzähl mir ein bisschen darüber, wie du die Stiefel getragen hast. Ich hab gesehen, dass du deine Ox-Blood-Stiefel mit weißen Schnürsenkeln getragen hast, was war der Grund dafür, die Schnürsenkel zu ändern?
Jeder Kult hatte eine andere Art, um sich durch die Stiefel auszudrücken, nicht, dass ich mich erinnern würde… Der praktische Grund war, dass Schnürsenkel für Sport-Schuhe länger waren und sie passten eher in die höheren Stiefel und es gab sie in viel interessanteren Farben als Schwarz oder Braun. Und wenn die Original-Schnürsenkel rissen, machten wir die rein. Daraus entstanden die ganzen Mainstream-Angst-Geschichten, dass verschiedene Farben, verschiedene politische Zugehörigkeiten bedeuteten, hahahahaha.

Ich erinner mich daran, wie ich die gelben Nähte mit Politur geschwärzt und die Farbe von den Ösen abgeschmirgelt habe, damit sie silber waren. So ziemlich jeder hatte ein Paar, also musste man seine selbst bearbeiten.
Ja, Punks haben sie modifiziert, aber eingefleischte Skinheads haben versucht, sie so zu polieren, dass sie wie verspiegeltes Glas aussehen. Außer mir, ich war zu faul. Von 19 bis 23 trug ich hauptsächlich die 14-Loch-Commando-Steelies.

Haha, du hast sie also nicht im brandneuen Zustand gehalten?
Nee, das war das Gebiet von meinem Bruder Neville.

Warst du je neidisch auf die Docs von jemand anderes?
Ich war auf die Fähigkeit neidisch, wie sie ihre sauber hielten.

Haha, schön. Nebenbei, hast du je Schuh- oder Loake-Loafer-Version getragen?
Ja, wollte ich gerade sagen. Wir hatten alle die Schuh-Version, die Loakes-Loafers waren ziemlich teuer.

Insgeheim wollte ich die immer haben. Die Ska-Kids trugen sie, aber die Metaller NIE. Erzähl mal. Was ist mit dem berüchtigten, braunen ersten Paar passiert? Du hast sie nicht raus aufs Meer gebracht, wie bei einer Wikinger-Beerdigung, oder so?
Keine Ahnung. Nev hat immer noch ein Paar aus seinen Skinhead-Tagen.

Echt? Unglaublich.
Ja, Nev ist so einer.

Es gibt ein schönes Foto, auf dem du deine Stiefel bindest und ein Fred Perry-Polo trägst - hattest du was Bestimmtes vor, oder bist du immer so rumgelaufen?
Da hab ich mich für ein Punk-Konzert in der Elviga-Hall in Chesham fertig gemacht.

Das Punk-Konzert in der Elviga Hall, Chesham.

Cool! Hast du dich trotzdem jeden Tag so angezogen?
Ja, aber an diesem Tag hatte ich sogar geduscht.

Hahaha, Duschen ist nicht sehr Punk, oder… Okay, Ich denke wir haben ziemlich alles hier abgedeckt, haben wir irgendwas vergessen?
Nee, mir fällt nichts ein. Wir sollten es kurz und herzlich halten oder richtig tief gehen und darüber sinnieren, warum all die Kühe sterben mussten…

Hahaha, die Kühe! Das ganze Leder! Zum Schluss, wie war das Shooting mit Agyness? Wie hat sie sich gemacht, im Vergleich zu anderen Mädels bei früheren Shooting?
Sie ist ziemlich auf dem Boden geblieben, umgänglich und wir hatten viel zu lachen. Ash hat jeden bei Laune und in Schrecken gehalten, es waren ein paar tolle Tage.

Schrecken?
Er ist irre.

Haha, warum?
Geh einen Abend mit ihm aus, dann siehst du es?

Alles klar, ich nehm dich beim Wort - du hast über die Jahre deine Erfahrungen gemacht, darauf verlasse ich mich.
ja, das könnte man sagen. Es war der, den ich jeden Morgen im Spiegel gesehen habe, der mir Sorgen bereitete.

DR. MARTENS AUS GAVIN WATSONS ARCHIV

INTERVIEW: DYLAN HUGHES
PHOTOS: GAVIN WATSON