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Allahu Akbar auf dem Parkplatz

Europäische muslimische Fundamentalisten stehen nicht auf Burka-Verbote, aber auf Pommes.

Mitglieder der Sharia4UK und Sharia4Belgium beten gen Mekka und das zufällig vor einem riesigen Carrefour-Schild.

Am 9. April stand ich auf dem Parkplatz einer Pariser Tankstelle und sah zu, wie etwa 40 europäische muslimische Fundamentalisten gen Mekka beteten. Danach skandierten sie „Allahu Akbar!“, womit sie die verwirrten Familienurlauber, die sich auf der Autobahnraststätte erleichtern wollten, zu Tode erschreckten. Schuld an dem Ganzen war der abgesagte Protest gegen das französische Verbot des Tragens von Niqabs und Burkas in der Öffentlichkeit, das am 11. April in Kraft getreten war. Ich war auf dem Weg zu einem Interview mit Abu Imran, dem Sprecher von Sharia4Belgium, einer neuen Welle den Medien freundlich gesinnter muslimischer Fundamentalistengruppen, die glauben, dass in Europa irgendwann einmal uneingeschränkt islamisches Recht herrschen wird. Sowohl Imran als auch Anjem Choudary von Sharia4UK (der schon in den Dokumentationen Jihad Milkshakes und Royal Wedding auf VBS.TV auftauchte) hatten die Kundgebung ein paar Wochen zuvor auf YouTube angekündigt und ihre Anhänger zur Teilnahme eingeladen. Allerdings verboten die französischen Behörden die Demonstration einen Tag vorher und verhafteten 61 potenzielle Teilnehmer.

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Diese Pose war eigentlich für die Pariser Innenstadt vorgesehen gewesen, aber leider Gottes wurde der Protest untersagt.

Ich hatte Imran am selben Tag angerufen und ihn gefragt, wo in Paris wir uns treffen sollten, woraufhin er mir mitgeteilt hatte, dass ihn die Polizei am Ende der Mautstraße im Norden der Stadt festhielt. Ich sprang mit meinen Reisebegleitern—einem Fotografen und einem Kameramann—sofort in den Wagen und sauste Imran entgegen. Kurze Zeit später hielten wir an der Mautstelle der Straße, wo Imran seiner Aussage nach festgehalten wurde. Zwei Kleintransporter mit Imran und anderen Mitgliedern von Sharia4Belgium rasten, verfolgt von einer Polizeieskorte unter Sirenengeheul davon. Aufgeregt verzichteten wir auf unser Wechselgeld und folgten den Transportern zu einem Industriegebiet etwa 40 km nördlich von Paris. Nachdem alle Fahrzeuge geparkt hatten, stiegen etwa 20 Männer mit Bärten, Djellabas und Kopfbedeckungen aus. Polizisten standen mit geschulterten MP5s herum. Als wir uns der Gruppe näherten, wurde Imran gerade nach drinnen geführt. „Warte mit den Brüdern draußen“, sagte er zu mir, „wir reden später.“ Ein kahler, ziegenbärtiger Polizist mit einer Sonnenbrille, die einem Bodybuilder mittleren Alters hätte gehören können, befahl uns stattdessen, bei unserem Wagen zu bleiben. Er versicherte uns, dass wir später mit Imran sprechen dürften, wenn wir kooperierten. Eine Viertelstunde später fragten wir ihn, ob wir ein paar der im Gras sitzenden Muslime filmen dürften. Er schlug sich mit der Faust auf seine kugelsichere Weste und sagte, dass, wenn er uns noch einmal wegschicken müsse, wir „problemes énormément, colossal“ bekommen würden. Wir trollten uns zurück zum Wagen, und anderthalb Stunden später ließ die Polizei alle außer Imran gehen. Drei der Muslime kamen auf uns zu und fragten uns, was wir hier wollten. Wir erklärten ihnen, dass wir Journalisten seien. Einer der Männer erzählte uns, dass Imran immer noch festgehalten würde. „Sie haben uns nicht gesagt weshalb“, sagte er.

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Das ist Abu Izzadeen, mit bürgerlichem Namen Trevor Brooks. Er erzählte uns, dass die westliche Gesellschaft zutiefst korrumpiert ist und die Fahne des Islam bald über ganz Europa wehen wird. Außerdem hält er Samenbanken für die denkbar verkommensten Institutionen. Trotz allem war er sehr eloquent und liebenswürdig, und das, obwohl er über drei Jahre wegen terroristischer Aktivitäten in einem britischen Knast gesessen hat.

Wir fragten sie, ob wir trotz Imrans Abwesenheit über die Demonstration berichten dürften. Sie waren einverstanden, und kurz darauf lernten wir Imrans Vertretung kennen: einen zurückhaltenden und ruhigen Belgier marokkanischer Herkunft (er verriet uns seinen Namen nicht) in einer weißen Djellaba. Es war Viertel vor zwei. Die Demonstration hätte vor einer Viertelstunde beginnen sollen.

Diesen goldigen Briten mit seinen sanften blauen Augen und dem samtigen roten Bart hätten wir am liebsten tot geknuddelt. Uns kamen fast Freudentränen, als er sagte, dass wir uns vielleicht eines Tages „als Muslimbrüder in einer Moschee treffen können, ja?“

In null Komma nichts waren wir wieder auf der Autobahn und fragten uns, was wohl passieren würde, wenn die Demo abgehalten würde. Eine Viertelstunde später bogen die Kleintransporter auf den Parkplatz einer Tankstelle neben dem Carrefour (dem französischen Walmart) ein, wohin wir ihnen folgten. Später erfuhren wir, dass die Polizei die Demonstration abgesagt hatte, da sie „ganz klar eine Aufstachelung zu Gewalt und Rassenhass“ sei, und dass jüdische und andere Gruppierungen vorhatten, sich den Muslimen in den Weg zu stellen, was die öffentliche Ordnung zu stören drohte. „Wir haben gehört, dass in Paris jeder Muslim und Bärtige verhaftet wird“, sagte Imrans Vertretung. „Wir warten hier, bis uns unsere Freunde aus der Stadt anrufen und uns sagen, wo wir uns treffen können, ohne dass sich die Polizei einmischt.“ Ein 22-jähriger Muslim aus Antwerpen fügte hinzu: „Sie zwingen unsere Mütter und Schwestern, sich zu entkleiden. Uns werden unsere religiösen Grundrechte genommen.“ Ein Bus, der mit etwa 50 britischen Muslimen auf dem Parkplatz eintraf, zog die Aufmerksamkeit auf sich. Die Belgier begrüßten die Neuankömmlinge herzlich. Mit ein paar Ausnahmen waren alle um die 20 Jahre alt. Ein über 30-jähriger kahlköpfiger Schwarzer, der das Sagen zu haben schien, stellte sich als Abu Izzadeen vor. Ich fragte ihn, was los sei und weshalb er und seine Mannschaft erst jetzt einträfen. „Wir sind heute früh um zwei in England losgefahren“, sagte Izzadeen. „In Calais wurden wir festgehalten und unserem geliebten Scheich Anjem Choudary wurde die Einreise verweigert. Sie nannten uns keine Gründe. So willkürlich wird in Demokratien geurteilt. Wenn Gesetze von Menschen anstatt von Gott gemacht werden, können sie benutzt werden, um Muslimen ihre Grundrechte zu verweigern. Man kann sie ändern, wie man will. Sie gelten nicht für Muslime. Die Demonstration wurde verboten, weil der Niqab als politisches Symbol verstanden wird. Der Islam ist die Religion mit dem größten Zulauf in der ganzen Welt. Der Tag wird kommen, wo die Fahne des Islam über ganz Europa weht—Rom, Paris und 10 Downing Street. Letzten Endes wird es so kommen. Egal was Sarkozy und seine Exmodel-Frau unternehmen, der Islam wird siegen.“

Die Jungs boten uns begeistert ihre Pommes an. Als wir annahmen, erzählten sie uns alles über die Herrlichkeit des Islam, während sie die unwiderstehlichste Köstlichkeit der Ungläubigen futterten.

Noch nie hatte ich jemanden die Worte „Exmodel-Frau“ mit so viel Verachtung aussprechen hören. Izzadeen erzählte mir auch, dass er aufgrund von Terrorismusvorwürfen dreieinhalb Jahre in einem britischen Gefängnis eingesessen hatte. Während unseres Gesprächs umringten uns fahnenschwenkende, junge Muslime, die Grimassen für die Kamera zogen. Ein paar Jungs kauften Pommes im Carrefour, die sie unbedingt mit mir und dem Team teilen wollten. Während wir uns über das Futter hermachten, versuchten sie uns vom Heil des Islam zu überzeugen. Es war lustig, wie sie sich über die Tücken der westlichen Gesellschaft ausließen, während sie eine der köstlichsten Gaumenfreuden der westlichen Welt in sich hineinstopften. Nach einigen Stunden fröhlicher Kollegialität und weiteren Abneigungsbekundungen gegen menschengemachte Demokratien machten wir uns bereit, den Muslimbrüdern nach Paris zu folgen. Die Karawane machte einen Boxenstopp in den Außenbezirken, wo unser Fotograf versuchte, mit ein paar Frauen im Niqab zu reden. Das sorgte natürlich für böses Blut. Die Muslime zerstreuten sich und zogen los in die Stadt, und wir beschlossen, zurück nach Amsterdam zu fahren. Am nächsten Tag erfuhren wir, das Imran bis 8 Uhr abends festgehalten worden war, bis ihn ein paar belgische Polizisten nach Belgien zurückbrachten und ihn dort ohne weitere Zwischenfälle gehen ließen. Er erzählte uns, dass während seiner Verwahrung in Frankreich angeblich Sarkozys Sekretär in der Wache angerufen hatte, um den Polizisten mitzuteilen, dass dem Führer von Sharia4Belgium die Einreise nach Frankreich verweigert worden war. Außerdem fanden wir heraus, dass Izzadeen (alias Trevor Brooks, alias Scheich Omar Brooks)—der muntere ältere Gentleman, den wir auf dem Parkplatz des Carrefour kennengelernt hatten und der kein großer Fan von Frau Sarkozys kessem und weitgehend unbehaartem Körper war—ein ziemlich berüchtigter muslimischer Extremist war. Und er hatte definitiv nicht übertrieben, als er behauptete, einige Zeit in einem britischen Knast gesessen zu haben. Izzadeen war tatsächlich wegen terroristischer Umtriebe angeklagt worden und wurde von der Sunday Times dahingehend zitiert, dass er als Selbstmordattentäter sterben wolle. Ach ja, er hatte die Terroranschläge am 7. Juli 2005 in London laut der Daily Mail für „absolut lobenswert“ befunden. Also genau die Art von Vorbild, die beeinflussbare junge Muslime brauchen.