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Simon Leahy: Es wird verschiedene Vorführungen geben. Dabei sind die unterschiedlichsten Kategorien vertreten, von Double Anal bis hin zu abgedrehten Horror-Pornos. Im Grunde richten wir die Galerie einfach wie ein Kino ein. Eine pseudokünstlerische Ernsthaftigkeit à la „Du musst jetzt 20 Minuten dabei zusehen, wie jemand ordentlich durchgenommen wird" gibt es bei uns nicht. Das Ganze soll eher wie eine Art gesellschaftlich-reflektierendes Kino ablaufen.Werden homo- und heterosexuelle Pornos gezeigt?
Da ich selbst offensichtlich schwul bin, könnte man wohl annehmen, dass der Fokus auf Schwulen-Pornos liegt. Falsch gedacht. Es wird zwar schon Queer-Pornographie gezeigt, aber wir haben auch noch einen Kurzfilm mit Miley Cyrus, einen Indie-Film von James Franco, Material von großartigen Filmemachern aus Berlin, experimentelles Zeug und einen Beitrag von Richard Kern vom Cinema of Transgression in petto.Wie kam es zu der—für ein künstlerisches Porno-Festival außergewöhnlichen—Zusammenarbeit mit Pornhub?
Wir haben einfach E-Mails rausgeschickt, in denen in etwa „Hilfe! Wir brauchen Geld!" stand. So war es uns möglich, das Ganze so groß aufzuziehen.
Hoffentlich. James Franco ist vielleicht auch am Start, wenn sich sein Terminplan noch ändert. Miley steht total auf Bushwick, wo ja auch das Festival stattfindet. Letztens habe ich sie dort bei einer Lady Fag-Party oben ohne rumlaufen sehen.
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Ich persönlich hätte gerne nur Alltagskultur gehabt, aber die Beiträge sind doch sehr tiefgründig. Anfangs waren wir ja noch ein Festival, bei dem jeder etwas einsenden konnte. Erst später haben wir dann bestimmte Kuratoren eingeladen. Das eigentliche Spektakel soll im Vordergrund stehen—etwas mehr „normale" Pornographie wäre schon gut gewesen, aber die Produktionsfirmen waren nicht wirklich an einer Zusammenarbeit interessiert.Pornos scheinen offensichtlich dein Steckenpferd zu sein. Hast du jemals mit einem Porno-Star geschlafen?
Ich habe mal ein Model gefickt und der hat sich dann Hals über Kopf in mich verliebt. Als er mir von seinem Model-Beruf erzählte, habe ich ihm erstmal nicht geglaubt. Auf dem Nachhauseweg stach mir dann aber ein riesiges Werbeplakat ins Auge, auf dem er zu sehen war.Männliche Models, Porno-Stars und Popsänger sind anscheinend ziemlich gleich.
Das Porno-Festival nimmt langsam richtig an Fahrt auf und mehr Leute flirten mit mir. Voll gut.Bist du nicht verheiratet? Oder führt ihr eine offene Ehe?
Nein, wir leben monogam.Du stehst also nur auf's Flirten.
Na klar.Ja, das macht wohl jeder.
Selbst hässliche Leute haben Sex. Bestes Beispiel: Ron Jeremy.
Na ja, die Besucher sollen jetzt nicht wirklich zum Höhepunkt kommen, aber einvernehmliche Sachen sind vollkommen in Ordnung. Das Ganze ist eher eine Art gesellschaftliche Veranstaltung—nichts, wo man hingeht und sich dann einen runterholt. Am Freitagabend ist Kleidung allerdings keine Pflicht. Irgendwie ist das auch eine Art Experiment, bei dem herausgefunden werden soll, wie New York mit so etwas umgeht. Ich habe nämlich das Gefühl, dass New York keine wirklich versaute Seite mehr hat.Also geht es darum, diese Seite mit Hilfe von Miley Cyrus wieder zum Vorschein zu bringen?
Nicht zwangsläufig. Meiner Meinung nach sind solche Diskussionen und solche Orte, wo man experimentieren und sich auslassen kann, für eine funktionierende Gesellschaft extrem wichtig.Glaubst du, dass es weniger Probleme gäbe, wenn unsere Gesellschaft noch etwas versauter wäre?
Ja, denn so würde man mehr über Sex und Sexualität nachdenken. Ich kenne echt viele Leute, die sexuell missbraucht wurden. Jeder hat richtig kaputte Vorstellungen von Sex.Was ist für dich „gesunder Sex"?
Für mich ist das wohl Sex mit Kondom—aber über genau so etwas würde man diskutieren.Ich glaube nicht, dass Kondome automatisch zu einem gesundem Sexleben führen, denn ich benutze sie und mein Sexleben ist ziemlich abgefuckt.
Ich finde es vor allem für Schwule interessant, dass das Festival jetzt stattfindet, denn PrEP-Maßnahmen wurden eingeführt und der Umgang mit Sex verändert sich. Vor der AIDS-Welle waren Schwule durch ihr Sexleben, ihre Versammlungsorte und ihre liberale Einstellung richtig politisch. Dann kam jedoch die Krankheit und alles musste irgendwie normalisiert werden und in den Untergrund zurück gehen.