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Sex

Die Bibel braucht mehr Sexszenen

Matthew Stillman hat das Buch Genesis ein bisschen heißer gemacht und wird deshalb jetzt von religiösen Fundamentalisten bedroht.

Einband mit freundlicher Genehmigung von Matthew Stillman

Allgemeinen Einschätzungen zufolge ist die Bibel das belieb­teste Buch aller Zeiten. Das vielschichtige, epische Werk wurde in alle Sprachen übersetzt, die seit Jesus’ Kreuzigung auf der Welt gesprochen wurden und werden, und hat das Leben vieler Menschen verändert. Aber sollte sie mehr Sex enthalten? Diese Frage hat sich Matthew Stillman gestellt, ein 40 Jahre alter „Upper West Side Jew“—wie er sich selbst bezeichnet—der das erste Buch Mose in der englischen King-James-Version um einige Sexszenen bereichert hat. Was nicht heißt, dass sein Buch, Genesis Deflowered, eine Pornoparodie der Bibel ist. Wenn Adam und Eva zur Sache kommen, heißt es bei ihm: „Und sie waren beide nackt, der Mann und seine Frau, und sie schämten sich nicht, einander die Festigkeit ihrer Länder und die Feuchte ihrer Meere zu zeigen. Sie labten sich aneinander wie an einer reichen Speise. Und Gott, der Herr sah, wie das Meer das Land verschlang, und er sah, dass es gut war.“

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Matthew sagt, die züchtige Sprache soll den Stil der King-James-Bibel nachempfinden, den er immer geliebt hat. „Da würde niemals stehen: ‚Adam legte Eva auf den Tisch und fickte ihre feuchte Möse‘“, erklärte er mir.

Er war von einer erotischen Erzählung von Marias unbefleckter Empfängnis inspiriert worden, auf die er beim Surfen bei Amazon gestoßen war. „Ich las die dort gezeigten ausgewählten Seiten, und es war grauenvoll, einfach nur peinlich, in jeder Beziehung, und schlecht und schlampig geschrieben“, sagte er. „Aber es hatte fast 30 Beurteilungen und die Reaktionen gingen alle in eine Richtung: ‚Das hat mich echt angemacht. Jetzt liebe ich Jesus noch mehr.‘“ Matthew kam zu dem Schluss, dass er das besser konnte, und veröffentlichte seine Version des ersten Buchs Mose im August.

Er fand viel Beachtung und sowohl positive als auch negative Reaktionen. Nachdem er in einer Online-Fox-Nachrichtensendung über sein Buch gesprochen hatte, bekam er einen Haufen Hass-Mails und -Tweets. „Da hieß es: ‚Du hast Glück, dass ich Christ bin, sonst würde ich dich fertigmachen‘“, erzählte er mir. „Drohungen unterhalb der Gürtellinie.“

Es kam noch schlimmer: Ende September schmierte ein Hasser „Gotteslästerung“ an sein Haus in Harlem. Er rief die Polizei, scheint den Vorfall aber gelassen zu nehmen.

Neben den Schmier-Kritikern hat Genesis Deflowered, wie Matthew sagt, auch viele begeisterte Kritiken von Christen bekommen. „Ein paar unartige Christen sagten: ‚Das ist total aufreizend, denn es wird eigentlich nichts gesagt‘“, sagte er. „Eine Nonne fand es wunderschön und anrührend und nahm es zum Anlass, neu über den Stellenwert von Lust und Glaube in ihrem Leben nachzudenken. Ein schwuler Jesuitenpriester, der aber den Zölibat befolgt, sagte mir unter Tränen: ‚Ich wünschte, das Buch hätte es schon gegeben, als ich noch jung war.‘“