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Fotos

Ein Interview mit Jim Mangan

Wir haben das erste mal von Jim Mangan gehört, als er uns eine Fotoserie mit dem Titel „Winter's Children" schickte, in der nackte Männer und Frauen von der langhaarigen Sorte zu sehen sind, die schneebedeckte Berge runtersausen. Wir hatten sie in der Ausgabe vom Juni 2010 und seitdem hat Jim die Reihe in allen möglichen Galerien gezeigt und eine erweiterte Auswahl als Fotobuch zusammengestellt, das sehr viel Aufmerksamkeit kriegt.

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Wir waren sehr beeindruckt, dass Jim ein paar von seinen Freunden überredet hat, die Hosen runter zu lassen und schroffe Felsen runter zu rutschen, während ihre Genitalien in der Kälte rumbaumeln. Aber wir waren sprachlos, als wir hörten, dass das einer seiner ersten ernsthaften Anläufe war, Fotos zur Veröffentlichung zu machen. Also ist es wirklich nicht überraschend, dass wir eins von seinen Bildern als Cover für die diesjährige Photo Issue genommen haben. Sie gehören zu einer Serie mit dem Titel „Color'd", die eine Gruppe von Leuten zeigt, die an einer indianischen Body Painting-Zeremonie teilnehmen und in der wunderschönen Landschaft von Utah eins mit der Natur werden. Die Reihe ist der zweite Teil einer Trilogie, die mit „Winter's Children" angefangen hat und Ende des Jahres ebenfalls in Buchform vorliegen wird. Jim wird euch nun den Rest erzählen.

VICE: Dieser Shoot ist Teil einer dreiteiligen Reihe, von der der erste „Winter's Children" war. Wie hat das zu „Color'd" geführt?

Jim Mangan: Im Grunde habe ich in der Snowboard-Industrie gearbeitet und hatte irgendwie keinen Bock mehr darauf. Ich hatte keine Lust mehr auf meinen Job und das Leben in einer Bergstadt, deshalb habe ich mir eines Tages gesagt „Ich verkaufe mein Haus, ich kündige meinen Job und ich werde etwas machen, über das ich schon lange Zeit nachgedacht habe", die Fotografie. Also habe ich endlich die bewusste Entscheidung getroffen, es zu riskieren und zu kündigen. Ich habe all meine Ersparnisse genommen und in diese Projekte investiert. Das „Winter's Children" Projekt war für mich eine Art Rückkehr dazu, warum ich angefangen habe, Snowboard zu fahren und warum ich das tue, was ich liebe. Dafür ist es eine Art Metapher.

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Ich hatte das „Color'd" Projekt schon im Kopf, als ich „Winter's Children" fotografiert habe, aber ich konnte es noch nicht wirklich gut beschreiben und war einfach noch nicht so weit.

Hat dich das Gelände, auf dem du die Fotos gemacht hast, zu der Idee angeregt oder war es der anfängliche Gedanke, eine indianische Body Painting-Zeremonie zu schiessen?

Nein. Ich meine, es gibt da dieses indianische Element, aber es geht nicht wirklich um eine indianische Body Painting-Zeremonie. Es geht darum, den Materialismus abzulegen - es ist eine Taufe. Die Reihe fordert die alltägliche Denkweise heraus, die viele Leute haben. Ich meine, all diese nackten Menschen zu sehen, die mit Farbe überzogen sind, war ziemlich schockierend für viele Wanderer, die da oben waren. Diese Leute haben für sie wahrscheinlich wie Aliens gewirkt, weil sie überhaupt nicht der Norm entsprochen haben, vor allem für die mormonischen Familien. Ihre Art zu denken wurde auf eine nicht-konfrontative Weise herausgefordert.

Im Grunde zogen sich alle aus und malten sich gegenseitig an. Dann, wie du auf den Bildern sehen kannst, sind alle ins Wasser gesprungen und die Farbe ist abgegangen, was wie eine Art Taufe ist. Also sind sie alle dahin zurückgekommen, wo sie angefangen haben, aber mit einem neuen Fokus und einer neuen Perspektive auf das Leben. Das ist die Idee von diesem Projekt und auch die Idee der ganzen Trilogie. Das nächste Projekt wird eine Erweiterung dieser beiden sein.

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Was kannst du mir über das Gebiet sagen, in dem die Fotos entstanden sind, die Uinta Mountains?

Ich habe viele Jahre dort verbracht, also fühle ich mich dem Gebiet und dem Ute Stamm, der in den Uinta Mountains heimisch ist, sehr nah. Ich habe mich sogar an den spirituellen Führer des Stammes gewandt und er hat die Reise gesegnet. Nicht unbedingt, weil er amerikanischer Ureinwohner ist, aber weil sein Stamm dort so viel Geschichte hat, die hunderte von Jahren zurückreicht. Also war es wichtig, dass er die Reise segnet.

Wie war die Zeremonie? Hast du nicht gesagt, dass du Teile davon nicht fotografieren konntest?

Ich konnte das meiste von der Zeremonie fotografieren, aber es gab einen Teil, der nur für Männer war. Diesen Teil konnte ich nicht dokumentieren, weil der spirituelle Führer sagte, er führt sie nicht durch, wenn ich Fotos mache. Die ganze Sache hatte sehr viel Kraft. Ich habe mich gestärkt gefühlt und war glücklich, dass ich ein Teil von etwas sein durfte, das nicht viele Leute erleben können. Er führt diese Zeremonie nicht mit jedem durch, also waren wir sehr glücklich, dass er sich wohl genug gefühlt hat, es bei uns zu tun und, dass er die grundlegende Stimmung der Gruppe als etwas Positives wahrgenommen hat.

Ein paar von den Leuten im Hintergrund sind wahrscheinlich mormonische Familien. Wie haben sie darauf reagiert, von einem Haufen Menschen umgeben zu sein, die mit Farbe bedeckt sind?

Es gab viele verschiedene Reaktionen. Ich bin nicht zu jeder Familie hingelaufen und hab gesagt „Hey, seid ihr Mormonen?" Also kann ich nicht sagen, wie die Mormonen im Gegensatz zu anderen Leuten reagiert haben, aber man kann ziemlich sicher annehmen, dass viele von den Passanten Mormonen waren. Es gab da oben auch Hippie-Pärchen, die wahrscheinlich keine Mormonen waren. Sie haben wirklich positiv darauf reagiert, was wir da getan haben und wollten auch mitmachen. Aber ich würde sagen, dass der Großteil der Reaktionen von den Leuten, die da vorbeikamen, sehr negativ war. Genau genommen, nachdem wir mit dem Shoot fertig waren, haben wir uns alle in einem Restaurant in der Stadt getroffen. Alle hatten noch Überreste der Farbe an sich und ein Polizist, der auch in dem Restaurant war, kam an und meinte „Ihr wart die, die oben in den Uintas nackt rumgelaufen sind". Er meinte, er hatte tonnenweise Beschwerden von Leuten, die sich extrem angegriffen fühlten und dass er uns alle wegen unsittlicher Entblößung verhaften könnte. Aber wir haben glatt geleugnet, dass wir das waren, also hat er nichts gemacht.