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Sex

Für Stripperinnen ist diese Bergbaustadt eine wahre Goldgrube

Das vollkommen abgelegene und arschkalte Örtchen Fermont ist voller Männer und die einzige Bar ist ein Stripclub. Hier sind sie alle nur des Geldes wegen.

Der Wochenlohn in einem subarktischen Stripclub. Foto: bereitgestellt von Miranda

Als eine meiner Quellen aus der Porno-Industrie (nennen wir sie Miranda) mir erzählte, dass sie eine zehnstündige Busreise auf sich genommen hatte, um in Fermont, einer Bergbaustadt in Nord-Quebec, zu strippen, dachte ich, sie sei verrückt geworden. Dann schickte sie mir ein Foto von ihren Wochenlohn: knapp 5.000 kanadische Dollar (ca. 3.500 Euro). Da erkannte ich dann den Sinn dahinter.

Fermont ist keine normale Stadt. Weil es bitterkalt ist, leben die meisten Bergleute mit ihren Familien in einem einzigen riesigen Gebäude, in dem Wohnungen, ein Supermarkt, eine Bowlingbahn, Schulen und eine Bar untergebracht sind, die als Feierabend-Hangout, Ort für erste Dates und Striplokal dient. Stripperinnen wie Miranda können sich eine goldene Nase verdienen, wenn sie nach Fermont kommen, aber darüber hinaus gibt es keinen Grund, die Stadt zu besuchen.

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Zwischen ihren zahlreichen Auftritten hat Miranda die Zeit gefunden, mit mir zu skypen und über das Strippen in einer Kleinstadt, die Reise nach Fermont und die Gemeinsamkeiten von Bergleuten und Sexarbeitern zu sprechen.

VICE: Wie kommt es, dass du in einer Bergbaustadt strippst?
Miranda: Ich komme schon seit acht Jahren hierher. Als ich mit dem Strippen anfing, war ich 19. Ich hörte damals, dass man hier gutes Geld verdienen kann, weil sie nur wenige Mädchen auf einmal herschicken. Eine Agentur kümmert sich um alles. Sie holen uns zu Hause ab, sie fahren uns hierher und holen uns danach wieder ab. Jede Woche kommen andere Mädchen her. Die Agentur sorgt für Abwechslung, weil nur wenige Menschen hier leben.

Wie hast du von der Agentur erfahren?
Von anderen Stripperinnen. Ich habe dann mit ihnen Kontakt aufgenommen. Weil das die einzige Bar in Fermont ist, ist sie eine gute Location für uns. Sogar die wenigen Frauen, die hier leben, müssen in den Stripclub kommen, wenn sie an einem Samstagabend ausgehen wollen. Außerdem kommen in Fermont auf eine Frau geschätzte acht Männer, weil alle irgendwie mit der Bergbauindustrie zu tun haben. Vom Mechaniker zum Schweißer verdienen alle um die 45 Dollar pro Stunde. Sie haben Geld und in ihrer Freizeit nichts zu tun. Alle kommen her, um Geld zu verdienen, auch die Stripperinnen.

Fermont, Quebec. Foto: RushDevil | Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0

Heiraten die Mädchen manchmal die Männer, die sie in Fermont treffen?
Ja, manchmal verlieben sie sich in die Männer hier. Es gibt alle möglichen Typen, 18-Jährige, die 150.000 Dollar im Jahr verdienen, und solche, die seit den 70ern hier leben und arbeiten. Die sind schon fast in Rente. Es gibt hier jeden Menschenschlag.

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Ist die Atmosphäre im Club manchmal angespannt?
Die Männer sind tatsächlich ziemlich höflich. Das einzige, das sie tun, wenn sie hier sind, ist arbeiten und in den Stripclub gehen. Das ist ein Irrenhaus hier und es gibt viele, die drogen- oder spielsüchtig sind.

Wo wohnst du, während du in Fermont arbeitest?
Es gibt ein Hotel, in dem einige Zimmer für uns reserviert sind. Während wir hier sind, behandelt man uns wie Dreck, deshalb müssen wir unser Ego für diese Zeit zurückstellen. Sie hassen uns. Die wenigen Frauen sehen uns als Bedrohung, sie haben Angst davor, dass wir ihnen die Männer wegnehmen. Die Agentur hatte tatsächlich einmal Prostituierte hergeschickt, die nach ihren Auftritten im Stripclub noch anschaffen gegangen sind. Das Hotel hat sehr strenge Regeln: Wenn wir unsere Zimmer verlassen, dürfen wir nicht durch die Lobby gehen. Wir dürfen auch die Telefone nicht benutzen. Wenn wir nicht im Club sind, müssen wir uns quasi verstecken.

Sieht das Hotel wie ein normales Hotel aus?
Alles ist kitschig und altmodisch, weil seit den 70ern nicht viel gemacht wurde. Wir schlafen zu dritt in einem Zimmer, sehr einfach, aber gemütlich eingerichtet, es ist in Ordnung. Seit ich letzten Monat hergekommen bin, war ich nicht an der frischen Luft.

Macht es dich nicht verrückt, wenn du die ganze Zeit eingeschlossen bist?
Auf jeden Fall. Als ich 19 war, war ich richtig dämlich und nahm viel zu viel Kokain. Ich bin hier geblieben und war mit diesem Typen zusammen, das war vor ungefähr acht Jahren. Er lebt übrigens immer noch hier. Ich war 19, stand auf ältere Typen und bin einfach für ein paar Monate geblieben. Ich bin durchgedreht.

Ist es nicht merkwürdig, ihm über den Weg zu laufen, wenn du hier bist?
Hier kennt fast jeder jeden, es ist wie in der Schule. Wenn die neuen Mädchen ankommen, kommen viele am ersten Abend, um sie zu sehen. Sie sind wie Frischfleisch. Am nächsten Tag gehen die Bergleute in die Mine und erzählen sich von den Mädchen: „Oh, die eine hat Tattoos und die andere…" Auf diese Weise erfahren alle von allem. Jeder weiß, mit wem ich in dieser Stadt geschlafen habe, und die 20, 30 Frauen hier, die Single sind, können sich wirklich aussuchen, mit wem sie schlafen wollen. Nur, dass sie dann eben einen Ruf weghaben.

Ist es für dich eine rein geschäftliche Entscheidung, in einer Bergbaustadt zu strippen?
Ja. Ich denke, dass jeder, der herkommt, nur wegen einer Sache herkommt, ob nun die Bergleute oder die Stripperinnen. Denn Fermont ist kein schöner Ort zum Leben. Wir kommen wegen des Geldes. Das ist das einzige, woran die Leute hier denken.