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Faschingskostüme, die man sich vielleicht nochmal überlegen sollte

Hitler-Maske, sexy Gestapo-Girl oder Flüchtlingskinder. Der Fasching ist eine ziemlich komische Jahreszeit.
Collage via VICE Media

Kürzlich sorgte ein Faschingskostüm für Kinder auf Amazon für europaweite Empörung—„Flüchtling - 1./2. Weltkrieg" war die Bezeichnung der Verkleidung. User kommentierten „voll daneben" und „geschmacklos" und sogar der italienische Caritas-Sprecher für Migrationsthemen Oliviero Forti sprach von einem „Skandal".

Infolgedessen wurde der Artikel von Amazon entfernt. Am Ende war die Aufregung mehr oder weniger umsonst: Die Flüchtlingskostüme—eigentlich aus dem Sortiment des britischen Herstellers Fancy Me waren entgegen der Produktbeschreibung auf Amazon vielmehr für Bildungszwecke als zur Belustigung vorgesehen.

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Screenshot via Amazon

An britischen Schulen werden historische Ereignisse oft von Kindern nachgestellt, woraus sich eine große Nachfrage nach derartigen Kostümen ergibt. Somit war der eigentliche Zweck der Verkleidung zwar ein harmloser, wurde aber in der Beschreibung auf der deutschsprachigen Amazon-Seite nicht als solcher vermittelt. Es wäre wohl besorgniserregender gewesen, hätte es keinen Aufschrei gegeben.

Neben den Flüchtlingskostümen bieten (wiederum vorrangig britische) Webshops aber auch Verkleidungen an, die ebenfalls mehr als fragwürdig erscheinen. So wird Frauen beispielsweise die Möglichkeit geboten, sich in die sexy Offizierin „Marlene" zu verwandeln, Männer können zu „German Gestapo Officers" werden—die rote Armbinde bleibt ohne Hakenkreuz. Für einen heißen Fünfziger ist man bei einer Hitler-Maske dabei, den Bart alleine bekommt man für 5,99 Euro. Amazon fungiert wiederum, wie auch schon bei den Flüchtlingskostümen, als Mittelsmann.

Screenshot via Amazon

Die Diskussion um die Kostüme ist im Übrigen keine neue: Bereits 2011 schafften es Halloween-Verkleidungen für Kinder, die Flüchtlinge aus dem Zweiten Weltkrieg darstellen sollten, in die Nachrichten. 2014 gab es die Sexy Ebola-Krankenschwester, und ja, es gibt auch welche, die IS-Kämpfer für eine recht originelle Idee befinden. Sogar für Kinder. Fertige Kostüme gibts dafür allerdings noch nicht; dann also eher DIY.

Mitglieder der Facebook-Gruppe NPÖ – National Partei Österreich kommentieren unterdessen einen Beitrag der Bild-Zeitung (hier betitelt als „Gutmenschen-Zeitung"), der sich mit der Thematik auseinandersetzt und die Kostüme als „geschmacklos" abtut, mit Äußerungen wie „und i finds geschmacklos das überall mid de kopfdiachl und burka rumlaffan ,,, " (sic). Auf deutschen Karnevalsumzügen sind Wägen als Panzer unterwegs, beschriftet als „Asylabwehr".

Der Rechtsschutz D.A.S. klärt in einer Aussendung über die rechtliche Situation im Fasching auf. Kostümuniformen müssen klar als solche erkennbar sein. Verkleidungen mit mit rechtsextremem Hintergrund sind generell verboten, ebenso wie Verkleidungen mit fremdenfeindlicher oder rassistischer Aussage.

Besonders obszöne Kostüme verletzen demnach den „öffentlichen Anstand" und werden mit Geldstrafen geahndet. Vom Versammlungsgesetz sind Faschingsumzüge übrigens ausgenommen—im Falle einer polizeilichen Kontrolle ist man jedoch dazu verpflichtet, sein Gesicht zu zeigen, was irgendwie durchaus fair ist: Je unkorrekter die Kostüme sind, umso eher muss man eben auch zu ihnen stehen können.

Franz auf Twitter: @FranzLicht