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Susanne Simon-Paunovic: Mir ist aufgefallen, dass viele Leute im Park eine Beschäftigung oder eine Unterhaltung brauchen, durch die sie zumindest zeitweise ihre Würde wiederbekommen. Das Kennenlernen ist dabei immer sehr einfach: Normalerweise verteile ich einfach ein paar Bilder oder Origami und so kommt man ins Gespräch. Dann basteln wir auch schnell zusammen Origami und Freundschaftsarmbänder oder zeichnen irgendetwas. Damals im Mai wurde mir klar, was wirklich wichtig ist. Diese Menschen müssen sich vor allem mal entspannen und den Stress vergessen können, unter dem sie zu leiden haben. Unsere langen Gespräche sind dringend nötig. Dabei geht es aber immer nur um die Zukunft, denn es wäre für die Flüchtlinge zu schmerzhaft, über ihre Vergangenheit zu reden.
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Ich frage die Flüchtlinge immer, wo sie am liebsten hingehen würden, und die Antwort fällt eigentlich immer gleich aus: Deutschland. Da ich Deutsche bin, kommt man so natürlich auch auf das Thema der Sprache. Ich habe dann angefangen, den Menschen Grundbegriffe und kurze Sätze beizubringen. Sie sind dabei richtig ehrgeizig und wollen immer noch mehr lernen. Da viele der Flüchtlinge sich aber nur maximal einen Tag lang in Belgrad aufhalten, bleibt uns meistens nicht viel Zeit.
Das kann ich gar nicht genau sagen. Es sind immer ganze Gruppen von Menschen, die zusammen reisen—also nicht zwangsläufig Familien, sondern auch Menschen, die sich auf der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland kennengelernt haben. Ich habe so wohl schon Hundert Leuten die deutschen Grundbegriffe und Sätze beigebracht, die sie am dringendsten brauchen werden.Hast du zu manchen von ihnen noch Kontakt?
Ich habe mit den Leuten Kontaktinformationen ausgetauscht, deren Englisch dafür ausgereicht hat. Ich schreibe noch intensiv mit drei Familien, die mich nach ihrer Ankunft in Deutschland sofort per Facebook kontaktierten. Zwar mussten manche aufgrund von Asyl-Komplikationen auch nach Schweden weiterreisen, aber die meisten von ihnen durften bleiben. Bald steht ein Trip nach Berlin an und dort will ich mich auch mit zwei Familien treffen und in den Zoo gehen.
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Das ist immer unterschiedlich, aber normalerweise so vier bis fünf Stunden. Ich mache das Ganze vor allem, um die Flüchtlinge zum Lächeln zu bringen. Außerdem lerne ich so immer neue und interessante Leute kennen—zum Beispiel einen berühmten kurdischen Maler. Mit dem habe ich dann auch gleich ein paar Zeichenkurse organisiert.
Ich glaube, da steckt zum Teil auch mein deutsches Schuldgefühl dahinter. Ich bin der Meinung, dass ich bei diesem Abschnitt unserer Geschichte so viel helfen muss wie nur möglich.Bei Facebook hast du geschrieben, dass dir die Kinder aus Syrien auch etwas Arabisch beigebracht haben. Was hast du von den Leuten aus dem Park sonst noch gelernt?
Sie geben mir viel Kraft. Diese Leute, die nach Belgrad kommen, blicken immer noch positiv in die Zukunft, obwohl sie aus Kriegsgebieten flüchten mussten und eine schreckliche und zermürbende Reise hinter sich bzw. auch noch vor sich haben. Ich habe viele Leute kennengelernt, die in ihrer Heimat ein schönes Leben hatten und jetzt vor dem totalen Nichts stehen. Meiner Meinung nach kann Europa von diesen Menschen noch viel lernen—vor allem im Bezug auf Familienwerte.
Das überlasse ich lieber den großen Organisationen, die sich durch die Medien an die Bevölkerung wenden und so um Hilfe bitten. Das, was ich hier mache, war ja nie irgendwie geplant—ich habe einfach angefangen, mich mit den Flüchtlingen zu beschäftigen. Mein Mann hat darüber dann in den sozialen Netzwerken berichtet und so machen jetzt immer mehr Leute bei uns mit.Vielen Dank für das Gespräch, Susanne.