Heulsuse der Woche: Der Schokopudding-Brandstifter vs. Recep Tayyip Erdogan

Der Vorfall: Beim Ramadan-Büffet im Flüchtlingsheim gab es zu kleine Portionen.

Die angemessene Reaktion: Sich beschweren, die Gelegenheit zum Fasten nutzen.

Die tatsächliche Reaktion: Jemanden anstiften, das Flüchtlingsheim anzuzünden.

Die meisten frommen Muslimen glauben, dass der Weg des Menschen von Gott vorgezeichnet ist. Wenn sie recht haben, dann wurde Mohammed B. geboren, um in dieser Kolumne zu landen.

Der marokkanische Asylbewerber (der sich ursprünglich als Syrer ausgegeben hatte) lebte bis vor kurzem in einer Düsseldorfer Flüchtlingshalle mit 281 anderen Männern. Wie Bild berichtet, war er dort der Anführer eine Gruppe von Nordafrikanern, die immer wieder Ärger machten.

In der Nacht zum Montag fing Mohammed einen Streit mit dem Wachdienst an, weil es nachts kein Büffet mehr gab—Muslime dürfen im Ramadan aber nur nach Sonnenuntergang essen. Als dann doch irgendwann Essen kam, berichtet der Express (der ihn aber "Hamza" beziehungsweise "der dicke Hamza" nennt), war Mohammed immer noch nicht zufrieden. Er soll sich beschwert haben, weil es keinen Schokoladenpudding mehr gab. „Die Gruppe kündigte an, dass sie die Halle anzünden werden, wenn sich an der Situation nichts ändere", berichtete der Chef-Ermittler dem Express.

Am nächsten Tag gab es dann gleich wieder Ärger: Diesmal beschwerten sich die Männer um Mohammed, dass das Mittagsbüffet (das sie als gläubige Muslime gar nicht essen sollten) zu klein sei und nicht genug Auswahl habe. Mohammed B. soll daraufhin seinen Koffer gepackt und einen anderen Nordafrikaner angestiftet haben, seine Matratze in Schnaps zu tränken und anzuzünden—mit den bekannten Folgen: Die riesige Halle ist komplett ausgebrannt, 280 Asylbewerber erstmal obdachlos, und gegen ihn und seinen 26-jähriger Komplizen wird wegen schwerer Brandstiftung und Verstößen gegen das Asylgesetz ermittelt.

Der Vorfall: Der Bundestag beschließt, die Massaker an den Armeniern 1915 als das zu bezeichnen, was sie waren: ein Völkermord.

Die angemessene Reaktion: Die geschichtliche Verantwortung der Türkei anerkennen und mit der lange überfälligen Aufarbeitung beginnen.

Die tatsächliche Reaktion: Den Botschafter abziehen, deutsche Abgeordnete als Terroristen beschimpfen und Bluttests von ihnen verlangen.

Am Dienstag vor einer Woche hat der deutsche Bundestag mit überwältigender Mehrheit beschlossen, die systematische Vertreibung und Ermordung von bis zu anderthalb Millionen Armeniern durch die türkische Armee als Völkermord zu bezeichnen. Und wie auf Knopfdruck rastete die türkische Regierung komplett aus.

Zuerst zog die Türkei nur ihren Botschafter aus Berlin ab. Das reichte noch nicht. Staatschef Erdogan steigerte sich in den letzten Tagen in eine regelrechte Hasstirade: "Die Entscheidung hat absolut keinen Wert", schimpfte er am Samstag, weil die deutschen Abgeordneten sowieso von einer dunklen Macht gesteuert würden. Etwas später ging er so weit, den türkischstämmigen Abgeordneten ihr Türkischsein abzusprechen und Bluttests zum Nachweis ihres Türkentums zu verlangen. Schließlich bezeichnete er sie als "den verlängerten Arm der Terroristen von der PKK" . In Anbetracht des brutalen Anschlags mit elf Toten in Istanbul am Dienstag, zu dem die PKK sich gerade bekannt hat, ist das ist ein ziemlich krasser Vorwurf. Zu guter Letzt hat Erdogan dann angekündigt, an einem "Aktionsplan" gegen Deutschland zu arbeiten, der auch Strafanzeigen gegen die verhassten türkischstämmigen Abgeordneten beinhalten könnte.

Alles in Allem genau die Reaktion, die man von jemandem erwarten würde, der sich offen und ehrlich mit der Geschichte seines Volkes auseinandergesetzt hat und zum Schluss gekommen ist, dass es nichts zu verbergen gibt.