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Zeitung berichtet: Im Überraschungsei steckt nicht nur Spaß, sondern auch Kinderarbeit

Laut einer britischen Zeitung arbeiten rumänische Kinder bis zu 13 Stunden am Tag, um die Spielzeuge für die Süßigkeiten herzustellen.
Foto: imago | Schöning

"Gemacht, um die Welt zu überraschen"—dieser alte Slogan der Überraschungseier passt dieser Tage ganz gut. Denn wie die britische Boulevard-Zeitung The Sun herausgefunden hat, sind offenbar teilweise Kinder an der Produktion der Eier beteiligt.

Die Zeitung besuchte mehrere Familien in Rumänien, die offenbar Spielzeug für die gelben Plastikeier in den Schoko-Eiern zusammensetzten—und zwar einfach in ihrem Wohnzimmer, ohne jegliche Hygiene-Vorkehrungen, dafür aber unter sehr harten Bedingungen. Ein Ehepaar berichtete der Sun, sie arbeiteten bis zu 13 Stunden am Tag, für umgerechnet 26 Cent pro Stunde. Für einen Sack mit 1.000 fertigen Eiern bekomme die Familie 20 rumänische Leu, das entspricht 4,43 Euro. "Es ist Sklavenarbeit", beschwert sich der Mann gegenüber dem Blatt. Und: Angeblich arbeiteten der elfjährige Sohn, die sechsjährige Tochter und die sechsjährige Nichte mit.

Der Hersteller der Überraschungseier, Ferrero, wusste offenbar nichts von den Bedingungen, in denen die Spielzeuge für ihre Eier hergestellt werden. "Wenn die Bosse bei Ferrero wüssten, was in Rumänien passiert, würden sie einen Herzinfarkt bekommen", zitiert die Sun einen "Whistleblower". Verantwortlich sei der rumänische Ferrero-Zulieferer Romexa, in dessen Auftrag wiederum andere Firmen namens Prolegis und Adontradenet die Einzelteile an die Familien lieferten und zusammengesetzt wieder abholten.

Alle drei Zulieferer-Firmen bestritten die Vorwürfe gegenüber der britischen Zeitung. Unklar ist dann aber, woher die rumänischen Familien die Säcke mit Tausenden Einzelteilen von Überraschungseiern haben, die auf den Fotos der Sun klar zu erkennen sind. Ferrero hat jetzt angekündigt, den Vorwürfen "mit Hochdruck" nachzugehen. Die rumänische Justiz nimmt ebenfalls Ermittlungen zu dem Fall auf, unter anderem wegen des Verdachts auf Kinderhandel.

Mittlerweile melden sich aber auch weitere Stimmen, die den Vorwurf der Kinderarbeit bestreiten. Die Direktorin der örtlichen Schule sagte lokalen Medien, beide Kinder gingen zur Schule, sie könnten also kaum 13 Stunden am Tag arbeiten. Die Mutter der Kinder bestritt ebenso, dass sie für Ferrero arbeiteten.

Für die Familie hat sich die Arbeit an den Überraschungseiern sowieso erledigt: Nachdem die britischen Reporter den Fabrikleiter von Prolegis zur Rede stellen wollten, schloss der sich in der Fabrik ein. Wenig später erschien ein Fahrer bei der interviewten Familie, um die restlichen Einzelteil abzuholen und ihnen zu verkünden, dass diese Arbeit jetzt vorbei sei.