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Popkultur

Johnny Marr kann Gitarre spielen und sieht dabei gut aus

All ihr Typen, die ihr mit albernen Tennisschuhen, viel zu viel Schmuck und in so engen Hosen herumtänzelt, dass man jeden Pulsschlag sehen kann—ihr tätet gut daran, euch mal die diversen Looks anzuschauen, die Johnny Marr während seiner Musik Karriere...

Musik und Mode gehören zusammen wie Pädophile und Kinder. Schon immer handelte es sich dabei um ein ungutes, irgendwie gekünsteltes Verhältnis, basierend auf Perversion und Geisteskrankheit. Johnny Marr gehört zu den wenigen Musikern, die es richtig gemacht haben. Sein Stil entwickelte sich anfänglich als bewusst schlichter, dabei zeitloser Gegenpol zu der üppig-überbordenden und schwülstigen Femininität von Morrissey während seiner Zeit mit den Smiths—der schicksten Band aller Zeiten, in der Johnny Gitarre spielte. Kein Wunder, das Moz ihm so übel ans Leder wollte, dass sie schließlich auseinandergingen. All ihr Typen, die ihr mit albernen Tennisschuhen, viel zu viel Schmuck (den übrigens die meisten Männer überhaupt nicht tragen sollten) und in so engen Hosen herumtänzelt, dass man jeden Pulsschlag sehen kann—ihr tätet gut daran, euch mal die diversen Looks anzuschauen, die Johnny während seiner Karriere hatte. Mit etwas Glück bekommt ihr dann einen Eindruck, wie man sich als stilbewusstes männliches Wesen kleiden könnte, ohne wie ein degenerierter Plastik-Popel auszusehen. The Messenger, Johnnys erstes Soloalbum, erscheint diesen Monat. Der perfekte Zeitpunkt also, um mit ihm über seine Musik zu sprechen, darüber, wie er lernte, kein Arschloch zu sein, und wer stärker ist: er oder Moz. VICE: Es gibt nur sehr wenige Bands, die so viel Ehrfurcht einfordern wie die Smiths. Hältst du es für gesund, wenn die Leute Musik so ernst nehmen?
Johnny Marr: Ich glaube, Popkultur, so wie ich sie kenne, neigt zu Extremen, und es geht dabei nie nur um Musik. Die Ästhetik kommt dazu, außerdem Lifestyle und Politik, und dann wird es richtig gut. Ich habe kein Problem damit, wenn die Leute das, was ich tue, oder das, was sie mögen, leicht nehmen, aber für einige Leute ist das eine sehr, sehr ernste Angelegenheit und sie sind glücklich, etwas gefunden zu haben, was all diese Elemente vereint. Anscheinend gab es Alben und Gruppen, die Leben verändern konnten. Ich glaube, das ist nicht mehr so oft der Fall, wenn überhaupt. Oder stumpfe ich langsam ab?
Das hängt davon ab, was du suchst. Wenn du nach tiefgründiger Poesie suchst, kann dir das nicht jeder bieten. Wenn du nach neuen Kleidern suchst und du entdeckst mit 15 die Strokes, dann funktioniert das vermutlich. Wenn du auf der Highschool bist und gerade Karen O entdeckt hast, dann ist das eine ziemlich coole Sache. The Messenger klingt, als sei es stark von Girlbands und Blues beeinflusst, in musikalischer wie stilistischer Hinsicht. Hast du auch Zeitgenössisches einfließen lassen?
Ehrlich gesagt, nein. Die Sachen, die mir gefielen, als ich auf der Schule war, waren gedanklich gut und in ästhetischer Hinsicht ziemlich cool. Ich bin unter anderem deshalb wieder aus Großbritannien nach Portland gezogen, weil ich wieder an dem Ort sein wollte, der mich daran erinnerte, wo ich war, als ich die ersten Songs schrieb. Was die Sorge um die Relevanz anbetrifft, so geht mir das wirklich am Arsch vorbei. Das mit der Relevanz überlasse ich anderen. Die hole ich mir dann auf meinen iPod. Mir geht es allein darum, der Beste darin zu sein, ich selbst zu sein. Du bist wirklich meilenweit entfernt von einem männlichkeitszentrierten „Schaut euch meinen Penis an“-Rockstar, obwohl du in all diesen großen Bands gespielt hast. Könnte man sagen, dass du weiblichkeitszentriert bist oder zumindest ein frauenbewusster Typ, weil du zu Beginn deiner Karriere so begeistert warst von all diesen Girlbands? Und falls ja, war das eine bewusste Entscheidung?
Es wurde mir erst dann bewusst, als mich einige der Frauen in meinem Leben darauf hingewiesen haben. Das ist vielleicht auch eine Frage der Generation. Jungs aus meiner Generation, und das gilt für Großbritannien genauso wie für die Staaten, hatten einfach nicht so ein Problem mit der Weiblichkeit. Es war einfach keine große Sache, dass Mädchen in Bands spielten. Außerdem bin ich mit Mädchen aufgewachsen—in meinem Leben hat es immer Mädchen gegeben. Also, ja, ich wurde vor meiner Zeit bei den Smiths darauf hingewiesen, dass meine Art, Gitarre zu spielen, nicht sehr machomäßig war, und ich habe es einfach mal so belassen und es als Kompliment gesehen. Eine Frage habe ich mir für den Schluss aufbewahrt, falls du mich k. o. schlagen solltest: Wer würde deiner Meinung nach beim Armdrücken gewinnen, du oder Morrissey?
Oh, mit Sicherheit er. Warte, was sage ich denn da … Ich. Mit Sicherheit ich.