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Musik

Die Wooden Shjips experimentieren gern

Auf einen Berg klettern, Drogen nehmen oder die Wooden Shjips hören hat alles irgendwie die gleiche Wirkung.

Auf einen Berg klettern, Drogen nehmen oder die Wooden Shjips hören hat alles irgendwie die gleiche Wirkung. Mit den ersten zwei Dingen können wir euch nicht weiterhelfen. Dafür müsst ihr schon selber euren letzten Ehrgeiz oder eure letzte Kohle zusammenkratzen. Aber was die dritte Variante psychedelischer Höhenflüge angeht, gibt es gute Neuigkeiten. Im Sommer kommen die Wooden Shjips auf Tour in Deutschland und spielen unter anderem in Berlin, Hamburg, Leipzig, München und auf der Fusion. Auch wenn sie davon noch nichts wussten, bis wir es ihnen gesagt haben. VICE präsentiert die Tour und verlost für die Termine am 26.06. in Berlin , am 30.06. in Hamburg, am 02.07. in Leipzig und am 03.07. in München jeweils 2x2 Tickets. Wenn du gewinnen willst, schreib eine Mail mit dem Betreff „Wooden Shjips“ und deiner Wunschstadt an

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win-de@vice.com

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Wir haben uns mit Sänger und Gitarrist Ripley Johnson in Berlin getroffen und mit ihm über seine erfolgreichen und nicht so erfolgreichen Experimente, Hank Moody und seinen neuen Wohnort Berlin gesprochen.

VICE: Als ihr angefangen habt Musik zu machen, hast du speziell nach Leuten gesucht, die keine Musiker sind und wolltest dann schauen, was dabei heraus kommt. Jetzt habt ihr schon jede Menge Veröffentlichungen draußen. Würdest du sagen, dass das Experiment gescheitert ist?

Ripley:

Ich denke, unsere Erwartungen haben sich einfach verändert. Wir haben uns weiter entwickelt. Zwar spielen wir immer noch in einem sehr minimalistischen Stil, aber die Band hat sich verselbständigt. Wir folgen einfach unseren Instinkten. Wir sind also kein gewolltes Experiment mehr. Es ist mehr ein ganz natürlicher Prozess.

Konntet ihr echt keine Instrumente spielen, als ihr angefangen habt?

(lacht) Nein, ich konnte schon Gitarre spielen. Aber alle anderen in der Band konnten kein Instrument spielen. Dann haben wir eine Weile so Musik gemacht, aber irgendwann ist das  auseinander gefallen. Unser Gitarrist Nash begann dann Keyboard zu spielen und wir fanden noch zwei andere Typen, die schon spielen konnten. Aber wir haben uns schon einen bestimmten Stil angeeignet, in Richtung Primitive Sound. Und als die beiden anfingen, sind sie einfach mit dem Sound mitgezogen.

Und wie hat sich euer Sound verändert, als ihr plötzlich im Studio standet?

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Es hat sich nicht unbedingt so viel verändert. Im Prinzip haben wir unsere ersten zwei Alben selber bei uns zuhause aufgenommen. Damals war das noch eher ein Experiment, weil wir nicht wirklich wussten, was wir eigentlich tun. Aber wir haben uns eben eine bestimmte Arbeitsweise angeeignet und als wir dann in ein richtiges Studio kamen, haben wir einfach damit weiter gemacht.  Es hat sich nicht wirklich was verändert.

Was ist der Plan für das nächste Album? Studio oder wieder zurück in den Keller?

Wir werden wahrscheinlich wieder zurück in den Keller gehen. Wir haben ihn echt vermisst. Das Studio war schon gut, aber es ist ein bisschen zu sauber und zu penibel. Es ist schon gut, mit den ganzen Studiotechnikern zu arbeiten, aber sie wollen alles auf eine ganz bestimmte Art machen, alles ist sehr genau. Und wir möchten lieber alles auszuprobieren, um zu schauen was so passiert und was funktioniert.

Wieder zurück zum Experiment?

Ja es ist einfach spannender nicht zu wissen, wie man die Sachen macht. Ich finde, dann bekommt man auch viel interessantere Ergebnisse.

Du hast mal gesagt, dass ihr eigentlich gar nicht berühmt werden wollt. Dass eure Alben erst in ein paar Jahrzehnten wieder entdeckt werden sollten und sich alle über uns aufregen können, wie blöd wir waren, diese Musik nicht zu hören.

(lacht) Ja das war der Plan.

Bist du jetzt enttäuscht, dass wir eure Musik hören?

Nein, natürlich nicht. Aber das war ein Experiment, das sofort schief gegangen ist. Wir hatten ja anfangs kein Label und keinen Vertrieb. Und unsere Idee war es, die CDs einfach in irgendwelche Regale in Bibliotheken zu legen, sie in Plattenläden zu verstecken oder einfach an ein paar Bushaltestellen auszulegen. Wir haben die Platten auch einfach so verschenkt. Aber dann hat ein Blogger über uns geschrieben und sobald wir im Internet auftauchten, sind wir ganz schnell alles losgeworden. Also das Experiment hat wirklich nicht funktioniert. Aber wir fanden die Idee interessant. Ich glaube niemand hat das vorher so gemacht. So wie es nun gelaufen ist, war es aber auch cool. Dieses Feedback aus der ganzen Welt zu bekommen ist schon toll und hat uns natürlich weitergebracht.

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Das aktuelle Album heißt West, ihr lebt an der Westküste und jetzt sitzen wir hier im West Germany. Was ist da los mit dem Westen?

Hier sitzen wir nur, weil es einem Freund von uns gehört. Aber wenn man in den Staaten aufwächst, vor allem an der Ostküste, wird einem in der Schule von diesem Mythos des Westens erzählt. Und du kennst ja auch das Western Genre. Es gibt einfach diese ganzen Legenden über den wilden Westen und wie man sich selber dort neu erfinden kann. Genauso wie die Hollywood Sache: Es gibt die Idee, dass man nach Kalifornien oder die Westküste gehen und dort einfach ein neues Leben beginnen und sich verwirklichen kann. Und so wurde der Westen eben anfangs gesehen und ich denke auch heute noch sehen das viele noch so.

Also würdest du niemals wieder an die Ostküste gehen?

Nein, das will ich echt nicht. Der Vibe an der Westküste ist einfach ganz anders als im Rest des Landes. Ich fühle mich dort wohler, ich passe da besser rein. Dort ist einfach generell alles fortschrittlicher, liberaler und auch toleranter.

Ist es auch leichter eure Musik da zu spielen?

Ja, es ist schon leichter. Für mich ist es leichter zu relaxen und ich selber zu sein. Aber das heißt nicht, dass das nirgendwo anders auch geht. In New York kann man dieses Gefühl auch haben. Die Stadt ist ja dafür bekannt, dass viele dorthin kommen und ihr Ding durchziehen. Aber Kalifornien ist mir heilig. Das passt einfach zu mir.

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Lebst du noch in Kalifornien?

Ich bleibe jetzt drei Monate hier in Berlin und dann ziehe ich nach Portland, Oregon. Das wird was Neues.

Warum ziehst du denn weg, wenn du es so sehr liebst?

Naja, ich bin dann immer noch im Westen, aber eben im Norden. Und es ist billiger. Und man hat mehr Platz.

So wie in Berlin.

Ja, es ist wie in Berlin. Es ist billig und man hat Platz und Freiheiten, was zu machen. In Kalifornien ist sehr teuer und vor allem in San Francisco ist alles sehr gedrückt und dicht besiedelt. Wenn man kein Geld hat, kann man nicht so viel machen.

Ich wollte es eigentlich nicht erwähnen, aber alles an euch hat mich so sehr an „Californication“ erinnert.

Echt? Ich hab nur ein paar Folgen gesehen. Das ist ja lustig. Das ist doch mit dem Typen aus „Akte X“, oder?

Ja genau. Und er spielt einen Typen, der von der Ostküste kommt und nach Kalifornien zieht, so wie du.

Und er ist sexsüchtig, oder?

Ja, so in der Art.

Das muss ich mir anschauen.

Solltest du. Ihr habt ja alle noch andere Projekte oder Jobs. Glaubst du eure Musik würde anders klingen, wenn ihr 24/7 spielen würdet?

Gute Frage. Ich glaube, wir würden uns ziemlich auf die Nerven gehen. Es ist einfach echt schwer eine Band zusammen zu halten. Für uns ist es schon gut, ein paar Pausen zu haben und Abstand voneinander zu bekommen, um auch neuen Antrieb zu finden und das Ganze aus verschiedenen Blickwinkel zu sehen. Und wenn wir uns dann wieder treffen, freuen wir uns auch viel mehr darauf zusammen zu spielen.

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Ich hab mir mal die YouTube-Kommentare unter eurer ersten Single „Dance, California“ durchgelesen. Und irgendwie haben sich alle aufgefordert gefühlt Acid und andere Drogen zu nehmen. Wie findest du das so?

Ich finde das völlig ok. Für mich liegt der Wert in psychedelischen Drogen darin, dass sie einem eine andere Perspektive geben. Man wird aufgezogen und sozialisiert, um in eine ganz bestimmte Richtung zu denken und alles von diesem einen Blickpunkt aus zu bewerten. Und es ist schwer da raus zu kommen. Und das ist das Gute an psychedelischen Erfahrungen, ob es Drogen sind, Fallschirmspringen oder Bergsteigen.

Oder eben eure Musik.

Ja, jede Art von Musik, auf die man abgeht, kann einem ein anderes Gefühl geben, als das Gewohnte.  Und ich finde das generell sehr wertvoll.

Und du lebst jetzt in Berlin?

Ja, für eine Zeit.

Habt ihr schon mal auf der Fusion gespielt?

Wo?

Fusion, ein Festival. Ich hab gesehen, dass ihr dieses Jahr da spielt.

Davon hab ich noch nie gehört.

Steht aber auf eurer Homepage.

Auf der Fusion? In Berlin?

Nee, das ist ein Stückchen weg von Berlin, aber in der Nähe. Das ist so ein ganz abgefahrenes Festival, alles autonom, alle auf irgendwelchen Trips, da gibt’s sogar einen Zirkus.

Da waren wir noch nicht. Klingt aber ziemlich cool. Das wird bestimmt lustig. Hast du gesagt wir spielen da dieses Jahr?

Ja. Im Juni.

Cool. Das wusste ich gar nicht. Also ich weiß schon, dass wir irgendwo spielen, aber wir wissen meistens gar nicht genau, was da abgeht, bevor wir ankommen. Das klingt echt super.

Damit wenigstens ihr Bescheid wisst:

Wooden Shjips on Tour
29. Juni, 2012, Berlin, Festsaal Kreuzberg
30. Juni 2012, Hamburg, Indra
1. Juli 2012, Fusion Festival
2. Juli, Leipzig, Centraal Theater
3. Juli, München, 59:1

Foto: Grey Hutton