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Musik

Mit 2:54 auf dem Reeperbahn-Festival

2:54 sind echt liebe Mädels—sie streiten nicht, laden nie illegal Musik aus dem Netz und hören jede Menge Slayer.

Das Reeperbahn-Festival in Hamburg wird gerne mal als deutsches South by Southwest vermarktet (schnarch) oder richtig fies: als Branchentreffpunkt mit Hanseflair (doppelschnarch). Am vergangenen Wochenende ging das Reeperbahn-Festival in die siebte Runde und als ich mittendrin wie eine Flipperkugel zwischen Bouncern, hochhackigem Straßenpersonal und leutseligen Schnorrern hin und her sprang, fragte ich mich, warum nicht das wirkliche Alleinstellungsmerkmal dieses Festivals viel stärker herausgestellt wird: seine überaus aufregende Unberechenbarkeit. Wo sonst passiert es dir, dass du dich Programm-seits in bester Indie-Sicherheit wähnst und dir dann wie aus dem Nichts Lena Meyer Landrut als Folksternchen untergejubelt wird? Wo sonst schlägst du dich durch das denkbar versauteste Nachtleben und billigstmögliche Touri-Bespaßung, um einen Steinwurf von der Großen Freiheit entfernt im Grünspan sogar richtige E-Musik in Form der von Max Richter updateten Vier Jahreszeiten Vivaldis präsentiert zu bekommen? Wo sonst führt ein Dan Deacon das Konzept der Bühnenunterhaltung ad absurdum, indem er unter Zuhilfenahme findiger Animationskniffe das Publikum dazu bringt, mit sich selbst zu spielen und sogar Hand in Hand den Saal zu verlassen, um dann vor beinahe leerem Haus seinen perkussiven Noise-Wahnsinn zur Explosion zu bringen? Und wo sonst wird dir so häufig aus umfangreich geschminkten Gesichern zugezwinkert, dass dir der Anblick zweier unschuldiger Shoegaze-Rehe vorkommt wie ein Erholungsurlaub? Die letztgenannten spielten übrigens als 2:54 am ersten Festivaltag im gemütlich überfüllten Molotow, jedoch nicht ohne uns vorher noch ein paar Fragen zu beantworten.

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Noisey: Wie fühlt sich das an, mitten im Rotlichtbezirk zu spielen?
Colette: Es ist auf alle Fälle sehr hell und laut hier. Wir werden nachher noch ein bisschen rumziehen und schauen, was so los ist.
Hannah: Wir kommen gerade aus dem ruhigen Heidelberg und sind sieben Stunden gefahren. Wir sind gerade erst angekommen und noch ein bisschen von allem überfordert.

Man liest überall, dass ihr die Band nach eurer Lieblingsstelle in Melvins „A History of Bad Men“ benannt habt. Jetzt habe ich mir den Song angehört und bei 2:54 läuft gerade die Wiederholung der Strophe. Also danach hätte ich jetzt nicht unbedingt eine Band benannt …
Colette: Wir haben herausgefunden, dass es verschiedene Versionen des Songs gibt. Und manche Leute skippen zu 2:54 in der falschen Version und gelangen nicht an die Stelle, die wir meinen. Wir meinen die Stelle mit den Lyrics „Dire, dire, dire, it’s fleeting“ Da ist so ein Crescendo, das in so einem massiven Basspart endet. Es ist auf keinen Fall nur so ein langweiliger Zufallsmoment! (lacht)
Hannah: Scheinbar haben wir da eine seltene Copy des Songs. Es ist wohl die Albumversion oder so.
Colette: Es gibt auch eine Youtube-Version, bei der es hinhaut. Wir schicken sie dir, dann kannst du überprüfen, dass wir keinen Mist erzählen. (kichert)

Lest den Rest des Interviews auf Noisey.com!