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Musik

Musikreviews

Hier sind unsere Reviews zu Cold Specks, Last Step, Grand Duchy und The Cast of Cheers.

COLD SPECKS
I Predict A Graceful Expulsion
Mute/Goodtogo

Erinnert in guten Augenblicken an die weitgehend ignorierte Sandy Dillon, deren pathologische Kleinode wie Pull the Strings heute noch in mancher Ramschbox auf Käufer warten. In anderen Augenblicken an Karen Dalton, die Billie Holiday des Coffehouse-Folks, die Bob Dylan nicht ranlassen wollte und lieber als obdachloser Junkie in den Straßen von NYC gestorben ist. Das Gesamtwerk der beiden dürfte viel eher das sein, was die 23-jährige Kanadierin „Doom Soul” nennt. Was weiß so ein Früchtchen schon von Doom? Am Ende genug, für eine gute halbe Stunde süße Bitterness …

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BARRY GRAVE

LAST STEP
Sleep
Planet Mu

So etwas kommt dabei heraus, wenn sich ein Wikinger des Breakcore zur Ruhe begibt. Genauer: Wenn Aaron Funk alias Venetian Snares Musik macht, obwohl er eigentlich lieber ins Bett möchte. Manchmal soll er laut eigenen Aussagen bei der Aufnahme dieser relativ schmucklosen Sequenzen eingeschlafen sein. Angesichts mancher Finessen sowie etwas Gedingel und Gedengel könnten geübte Knob-Twiddler und Klötzchenschieber diese Behauptung wahrscheinlich schneller ins Reich der Promolügen verweisen als ich bräuchte, um Hypnagogic zu buchstabieren. Doch schon meine Placebo einwerfende Oma sagte immer: Hauptsache, es wirkt.

L'ZORIL

GRAND DUCHY
Let The People Speak
Cooking Vinyl / Indigo

Einer ungünstigen Kombination aus früher Geburt und westdeutscher Kleinstadt habe ich es zu verdanken, dass mein erster Kontakt zu „Thailändischer Küche“ in einem sogenanntwerdenwollenden Sport-Vereinsheim stattfand. Abgesehen von der krankenhausartigen Einrichtung und den Stammtischschildchen auf den Tischen erinnere ich mich daran, wie uns die stattliche Kellnerin in breitem Pfälzer Dialekt die verschiedenen zur Verfügung stehenden Saucen erklärte, und die schärfste davon mit dem Wort „pfiffig“ bezeichnet. Was ein umgekehrter Euphemismus war, wusste ich damals noch nicht, in Stilfragen war ich aber schon früh ein Klugscheißer: „pfiffig“ klang – ungefähr wie auch „schräg“ oder „flippig“ – schon in den 90ern nach Deutschlehrermief. Eine Platte, deren Pressetext die Begriffe „schrill“ und „erdig“ verwendet, klingt also ungefähr so, wie das Essen damals schmeckte: öde. Macht satt, aber nicht glücklich.

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RATCHA ANACHAK

THE CAST OF CHEERS
Family
School Boy Error

Maximo Park sind gar nicht tot, sondern leben zusammen mit Elvis und James Dean im Himmel der ehemals coolen Jungs. Dort spielen sie sich den ganzen Tag Black-Metal-Platten vor und lachen sich krank über Musikjournalismus und Fast-Food. Manchmal bekommen sie Promos geschickt, beispielsweise von The Wombats, dann gibt’s bei uns schlechtes Wetter oder Stromausfall zur Strafe. Vor kurzem kam das Album von The Cast Of Cheers bei ihnen an, das läuft dort jetzt immer beim Kochen oder Zocken.

MAXIMUS PORK