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Reviews

Musikreviews mit Washed Out, Tokyo Sex Destruction und mehr

Irreführende Namen, ernsthafte Enttäuschung und keinen angehipsterten Kram mit Dreiecken—und das ist nur eine Platte. Unsere Reviews.

STELLAR OM SOURCE
Joy One Mile
RVNG Intl.

In einem Paralleluniversum, in dem große und trotzdem gut sortierte Plattenläden noch existieren, hätte der Mitarbeiter-Auskenner diese Platte im Techno-Regal einsortiert. Ein paar Tage später hätte sie dann ein Musikgeek dort rausgenommen, im Nebenregal bei den House-Sachen dazugepackt, wo sie dann ein Ibiza-DJ beim Massen-Durch-/An-hören für langweilig, oder im besten Fall für retro gehalten und sie dem dort arbeitenden Praktikanten wieder in die Hand gedrückt hätte, der mit dem Warenwirtschaftssystem nicht klarkommt und die Platte kurzerhand unter "Weltmusik / Verschiedene" ablegt bis zur nächsten größeren Inventur. So wäre das Ding durch die Regale gewandert, aber jahrelang nie verkauft worden. Und es gibt Menschen, die würden aus diesem Stoff jetzt ein SciFi-Drehbuch machen.

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PAZIFIK ROM

TOKYO SEX DESTRUCTION
Sagittarius
BCore Disc

Herrschaften. Ihr nennt euch allen Ernstes Tokyo Sex Destruction, und macht kein verstörendes Noise-Zeug, kein"e abgefahrenen Free-Jazz-Industrial-Songs, keinen Black Metal und noch nicht mal irgendeinen angehipsterten Kram mit Dreiecken und umgedrehten Kreuzen plus Animé-SciFi-Artwork? Stattdessen lieber dieses 60s-Psychedelic-Ding, das nach den Bühnenschwagern der Rolling Stones, nach Freiheit auf dicken Motorrädern und nach Bass-Solos bei Liveauftritten klingt? Ich bin enttäuscht. Ernsthaft.

TRANCE PIRANT

WASHED OUT
Paracosm
Domino

„Chillwave ain't dead, it's just been out surfin'“, sagt das Internetz. Dem Beach Pop ehrenhalber traut in diesem Fall man das wackelfreie Stehen auf einem Surfboard vor lauter Bekifftheit zwar nicht ganz zu, man kann ihm aber immerhin anrechnen, dass man den sonnenverbrannten Instagramfilter aus jeder einzelnen Notenpore heraushört. Würde ich nicht gerade so tiefenentspannt den Sonnenuntergang anlächeln und mir Bikinizeitlupen zusammenfantasieren, würde mir jetzt vielleicht auch noch eine Pointe einfallen. Musik für Menschen, denen vieles egal ist. In a good way.

RUMS MURMEL

WAX IDOLS
Discipline + Desire
Slumberland Records

Der Paketbote, der uns regelmäßig das Vinyl in die fünfte Etage schleppt, hat ein paar Tattoos auf dem Arm und ein Piercing im Gesicht, deswegen wird er immer liebevoll "unser Postpunk" genannt. Aber ich befürchte, er hört eigentlich ganz andere Musik. Irgendwas Tragisches mit Mehrzweckhallenatmosphäre und Konsens. Vielleicht schenke ich ihm bei der nächsten Gelegenheit mal diese Platte, die so gratwandert zwischen Wannabe-The-Smiths und angenehm akzeptablem GothPop. Dass das auf einer anderen Ebene auch eher wie Konsenskram klingt, was wiederum das größte Problem des Albums ist, muss ich ihm ja nicht verraten. Interessiert ihn ja sicher auch gar nicht.

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DEAD BEATE

**

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