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Sex

Bei diesem Porno-Lehrgang lernst du, vor der Kamera richtig Sex zu haben

Pegas Productions ist es egal, wie du aussiehst.

Das in Quebec ansässige Pornounternehmen Pegas Productions produziert „Pornos für Quebecer von Quebecern", hatte aber in letzter Zeit Probleme damit, brauchbare Darsteller für ihre Website zu finden. Die Lösung: ein eintägiger Lehrgang für 149 Kanadische Dollar (circa 100 Euro), bei dem den Männern beigebracht wird, wie sie wie ihre Lieblingspornostars bumsen. Nichola LaFleur, ein Produzent bei dem Unternehmen, erkannte, dass die „Schauspieler" in den Sexfilmen nicht wussten, wie man schauspielert. Also gestaltete er ein Casting mit interaktiven Mitteln.

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Laut dem Journal de Montreal ist Pegas Productions auf der Suche nach „guten Schauspielern". Ich habe Pornos jetzt noch nie mit guten Schauspielleistungen in Verbindung gebracht, denn wen schert da so etwas überhaupt? Während der „Testphase" (dem ersten Lehrgang) gingen bei LaFleur 50 Bewerbungen ein, er nahm zehn an und wählte anschließend vier für die zweite Stufe aus. Die zweite Stufe ist wie eine Art Generalprobe: Es wird ein Porno gedreht, bloß bleiben dabei die Kameras aus. Das ist bestimmt so komisch, wie es klingt.

Am ersten Tag des Pornolehrgangs erfährt man etwas über die Theorie, den Schutz vor Krankheiten, die körperlichen und mentalen Eigenschaften von Pornostars und die Vorbereitungen auf einen Dreh. Danach haben die Schüler beim Mittagessen eine Stunde Zeit, zwei Profis der Pornobranche alle Fragen zu stellen, die sie über die Produktion von Sexfilmen haben. Schließlich müssen sich die Schüler in der Praxis beweisen: Ihnen werden Darstellerinnen zugeteilt und die gebräuchlichsten Stellungen gezeigt—dabei müssen sie die ganze Zeit standhaft bleiben.

VICE: Wie bist du auf die Idee des Pornolehrgangs gekommen?
Nichola LaFleur: Wir hatten wirklich Probleme damit, gute Darsteller für unsere Filme zu finden. Ich dachte mir, dass wir aufstrebenden Pornostars die Tricks und Kniffe des Business beibringen könnten und dabei die rekrutieren, die am besten zu Pegas Productions passen.

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Wie sieht der Bewerbungsprozess aus?
50 Leute haben sich beworben. Sie mussten ein Nacktbild von sich mit erigiertem Penis einsenden. Dann schickten wir ihnen eine Fragebogen und Informationen über die Realität der Pornobranche zu. Viele Leute denken, dass sie hier einen Haufen Kohle verdienen werden. In Quebec darf das nicht deine Hauptmotivation sein, solche Filme zu drehen. Ich weiß nicht, wie das anderswo ist, aber hier ist das kein Vollzeitjob und man verdient keine 10.000 Dollar pro Dreh—außer, du hast es voll drauf.

Wir suchen nach Leuten mit Selbstbewusstsein, der richtigen Einstellung, dem passenden Penis—er darf nicht zu klein sein, aber zu groß kann auch problematisch werden—und einem guten Aussehen. Das Aussehen steht auf der Liste der Prioritäten jetzt nicht an erster Stelle, denn die Leute haben ganz viele unterschiedliche Vorlieben. Manchmal sind wir auf der Suche nach einem jungen, weißen und schlanken Typen, aber manchmal brauchen wir jemanden, der das genaue Gegenteil ist.

Jetzt hat sich der Bewerbungsprozess geändert. Du kannst dich nur noch durch eine Anmeldung auf pegasproductions.com bewerben. Wenn wir dich annehmen, dann zahlst du die 150 Dollar und bist dabei.

Warum ist ein richtig großer Penis ein Problem?
Ein Penis mit 30 Zentimetern Länge ist auf jeden Fall besser als ein Penis mit 7 Zentimetern Länge. Ideal ist ein bisschen länger als der Durchschnitt. Ein riesiger Penis hat mehr Probleme damit, hart zu bleiben. Nehmen wir mal an, dass wir eine Stunde lang drehen. Für einen sehr gut bestückten Typen kann das echt schwer werden.

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Du meintest, dass ihr nach der „richtigen Einstellung" sucht. Ich hab immer gedacht, dass die richtige Einstellung einfach „spitz" bedeutet.
Das kommt darauf an. Bei den Männern suchen wir jemanden, der 100 Prozent gibt. Wenn man sich verbessern will, dann ist das die richtige Einstellung; jemand, der sich voll reinhängt, aber bei Bedarf auch sinnlich sein kann. Wir suchen nach Leuten, die kreativ sind und sich in den Prozess mit einbringen. Wir wollen Leute, die Ideen äußern. Manchmal fehlt uns [hinter der Kamera] die Fantasie. Ein Pornostar, der sich mit einbringt, kann dabei helfen, den Film natürlicher rüberkommen zu lassen. Das ist die richtige Einstellung.

Würdet ihr einen behaarten, dicken Typen mit einem wunderschönen Penis casten?
Ja, denn ein wichtiges Kriterium ist Persönlichkeit. Hebt ihn seine Persönlichkeit von den anderen ab? Schau dir doch nur mal Ron Jeremy an. Der hat jetzt keinen Traumkörper, aber er ist etwas Besonderes, und das ist sein Markenzeichen. Jeder kennt ihn.

Man hat immer den Eindruck, als seien Pornos und gutes Schauspielen ein Widerspruch. Wie findet ihr jemanden, der vor der Kamera sowohl ficken als auch spielen kann?
Natürlich wollen wir jemanden, der allgemein ein guter Schauspieler ist, aber Sex vor der Kamera ist an sich auch ein Schauspiel. Die Stellungen sehen alle bequem und spaßig aus, aber in Wirklichkeit schlafen die Leute vor der Kamera miteinander. Das bedeutet, dass sie auch viele Stellungen durchziehen müssen, die sehr strapaziös sein können. Darum achten wir auch auf die Fitness, denn wir brauchen jemanden, der diese Stellungen durchhält und dabei natürlich aussieht. Darum dreht sich auch der letzte Teil des Lehrgangs.

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Die Männer lernen direkt, wie man richtig Sex hat?
Fast—sie haben keinen Sex. Jeder trägt Unterwäsche, auch die Darsteller und Darstellerinnen, die helfen. Es geht darum, dass die Schüler einen Eindruck davon bekommen, wie Pornos funktionieren und dass wir schauen können, ob sie körperlich fit genug sind, um in die nächste Runde zu kommen.

Als ist das Ganze sexuelles Yoga.
Ja, genau so läuft das ab.

In meinem Kopf habe ich ein Bild von geilen Jungspunden, die in einem Klassenzimmer nur darauf warten, irgendein Mädchen zu besteigen. Stelle ich mir das richtig vor?
Überhaupt nicht. Ich schätze, dass sie so zwischen 20 und 35 Jahren alt waren. Sie haben sich ganz professionell verhalten und vier von ihnen sind für Stufe zwei ausgewählt worden. Es werden also wirklich Leute eingestellt.

Ja, wir wollen den Leuten nicht nur das Geld aus der Tasche ziehen. Das Ziel ist, etwas zu lernen und eingestellt zu werden. Stufe zwei (hier kommen die Schüler an ein Set und performen vor ausgeschalteten Kameras) ist der finale Schritt. Wenn wir denken, dass ein Schüler zu Pegas Productions passt, dann stellen wir ihn ein. Dieses Mal werden wir wohl einen oder zwei Typen auswählen.

War jemand richtig schüchtern, bezogen auf seine Persönlichkeit und auf seinen Penis?
Es waren auch schüchterne und ängstliche Männer dabei. Die mussten dann gehen, weil wir wirklich nur auf der Suche nach selbstbewussten Typen mit einer guten Einstellung sind. Bei diesem Job braucht es eine Führungspersönlichkeit, die sich vor der Kamera wohl fühlt; eine Person, die die Initiative übernehmen kann und einer Frau unaufgefordert dabei hilft, am besten auszusehen. All das wird eine schüchterne Person nicht machen.

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Es ist sicher gut für das Selbstwertgefühl, aus einem Pornolehrgang rausgeschmissen zu werden. Ihr erzählt den Typen auch etwas über den perfekten Cumshot … was bedeutet das genau?
Beim Cumshot muss dir bewusst sein, dass du ihn (im Gegensatz zu allem anderen) nicht noch ein zweites Mal filmen kannst. Man hat nur eine Chance, und das muss auch die Mentalität der Darsteller widerspiegeln. Alles muss perfekt sein. Alles muss perfekt aussehen. Man muss sich sehr konzentrieren und nichts darf diese Perfektion stören, bis der Regisseur „Cut" ruft. Wir müssen ihnen (und den Frauen) auch beibringen, wie man darauf reagiert.

Hier ein Beispiel: Manchmal bringt die Frau ihn mit einem Handjob oder einem Blowjob zum Höhepunkt. Der Typ ejakuliert und sie will instinktiv aufhören. Das darf nicht passieren, sie muss weitermachen, denn er kann noch sechs oder sieben weitere Male abspritzen. Das sind alles gute Aufnahmen für die Kamera. Sie müssen auch lernen, wie sie sich verhalten, wenn sie möglicherweise zu früh kommen—wie sie den Cumshot zurück halten oder ihn zulassen, um den Rest dann später zu filmen. Sie dürfen auch nicht in ihre Kondome abspritzen, das kann knifflig werden.

Was ist dir von den Erfahrungen des Lehrgangs am meisten im Gedächtnis hängen geblieben?
Da gibt es jetzt keine konkrete Sache, aber ich kann dir versichern, dass die Männer die Praxis besser fanden als die Theorie. Wir haben 60 Charakteristiken eines Pornostars ausgearbeitet und sind alle durchgegangen. Es war echt witzig, wie sich ihre Stimmung verändert hat, als es an der Zeit war, die Theorie in die Praxis umzusetzen.

Wollt ihr in der Zukunft auch Lehrgänge für Frauen anbieten?
Irgendwann schon.

Was wollt ihr ihnen dort dann beibringen, wie man einen Orgasmus perfekt vortäuscht?
Es wäre alles speziell auf Frauen zugeschnitten. Die Theorie und die Praxis würden sich dann ziemlich unterscheiden. Was den vorgetäuschten Orgasmus betrifft, das ist nicht wirklich das, wonach wir suchen. Wir suchen nach etwas Natürlicherem. Wir sind auf der Suche nach Frauen, die Spaß haben und Erfahrungen in der Pornobranche sammeln wollen.

Bist du im Allgemeinen zufrieden mit dem Lehrgang?
Bis jetzt schon. Er ist noch nicht zu Ende, Stufe zwei steht noch an. Aber wir bekommen viel gutes Feedback von den Schülern und Darstellern. Auch wir selbst waren sehr zufrieden. Der zweite Lehrgang—der hoffentlich bald und wegen der höheren Bewerberzahl mit bis zu 20 Schülern stattfindet—wird sogar fast genau gleich ablaufen, das Programm wird nur minimal verändert. Wir sind überzeugt, eine gute Mischung gefunden zu haben.