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Rihannas gestohlene S&M Szene

Der Fotograf Philip Paulus aus Saarbrücken war gerade mal 18, als er eine Szene in einem Rihanna Video sah, die ihm sehr bekannt vorkam. Eines seiner Fotos wurde dort augenscheinlich plagiiert. Nun verklagt er den Weltstar auf eine Viertelmillion Euro...

Öffentlicher Drogenkonsum, prügelnde Männer, ständig wechselnde Haarfarben. So kennt man Rihanna. Nebenbei stürmt sie mit jedem ihrer Songs weltweit die Charts. Und wenn sie sich gerade nicht tätowieren lässt oder sich halbnackt in der Sonne räkelt, um Fotos auf Instagram zu posten, dreht sie Musikvideos, für die sie von anderen plagiiert.

David LaChapelle war bestimmt nicht erfreut, als  2011 herauskam, dass einige Szenen aus Rihannas Musikvideo S&M nahezu identisch aus seinen Fotografien entnommen waren. LaChapelle und Rihannas Plattenfirma Universal Music regelten den Vorfall damals außergerichtlich und die Sache war damit nach kurzer Zeit vom Tisch.

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Philip Paulus war 18, als auch er damals dasselbe Video sah. Auch er entdeckte eine Szene in dem besagten Musikvideo, die ihm sehr bekannt vorkam. Wenige Monate vorher hatte Philipp eine Freundin fotografiert. Sie trug ein auffälliges Kleid und stand mit dem Rücken zur Wand, war gefangen hinter einer Klarsichtfolie, die mit schwarzen Klebeband- Kreuzen beklebt war. Die gleiche Szene sah Philipp nun auch in Rihannas Musikvideo. Über Umwege hatte sein Foto den Weg nach L.A. gefunden und diente dort wohl als Inspiration in Rihannas Video.

Fälschung von Rihanna…

…und Original von Philipp Paulus.

Er schaltet sofort einen Anwalt ein und versucht zunächst außergerichtlich, seine Rechte einzufordern.

Das ist jetzt drei Jahre her. Philipp lebt mittlerweile in New York und arbeitet als Fotoassistent für Kristian Schuller. Da er jedoch kein etablierter Fotograf ist, liefen die Verhandlungen mit Rihannas Plattenfirma nicht so reibungslos ab, wie es bei LaChapelle der Fall war.

Jedoch wird Philipp jetzt bei seinem Copyright-Feldzug finanziell unterstützt und hat vor dem Landgericht Stuttgart Klage gegen die Universal Music GmbH eingereicht: eine Schadensersatz- und Unterlassungsklage, bei der er eine Viertelmillion Euro verlangt.

VICE: Im Februar 2011 wurde Rihannas Musikclip zu ihrem Song S&M veröffentlicht. Wurdest du eigentlich von anderen darauf angesprochen oder hast du das Video selbst gesehen und die Kopie aus deiner Fotostrecke erkannt?
Philipp: Also wenn ich feiern gehe, ist es okay wenn mal ein Song von Rihanna läuft aber ich bin nicht der größte Rihanna- Fan, der sich gleich die neusten Videos ansieht. Ich hatte eine Freundin, die hat in Hamburg bei einem Beauty-Magazin gearbeitet hat. Sie hat natürlich direkt dieses Video gesehen, als es rauskam und hat mir dann diesen Link geschickt und meinte, das sieht doch irgendwas irgendwie gleich aus. Ich saß da gerade zu Hause an meinen Hausaufgaben und war 17 oder 18. Im ersten Moment dachte ich, es wäre eine tolle Sache. Dann bin ich ins Wohnzimmer zu meiner Mutter gegangen und als ich es ihr dann erzählt habe, meinte sie: „Ja super, dann verklag sie!“ Zwei Stunden später war ich dann so aufgebracht, dass ich direkt mit einem Anwalt gesprochen habe.

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Wie ist eigentlich dein Bild aus Saarbrücken bei Rihanna gelandet?
Ich habe das Bild ein halbes Jahr vor diesem Musikvideo geschossen und es ziemlich zeitnah veröffentlicht. Ich habe einen guten Freund, der in LA wohnt und mein Bild unter anderem Kanye West gezeigt hat. Er fand das Bild sehr gut und hat es gebloggt. Kanye arbeitet ja auch mit Rihanna und Hollywood ist auch eine kleine Szene—so wird es passiert sein.

Wie verlief die Kommunikation mit Rihannas Plattenfirma am Anfang?
Ja das ging alles durch meinen Anwalt und wir haben erst versucht, das außergerichtlich zu machen. Das macht man so, wie man es bei anderen Streitfällen auch macht. Universal, Rihannas Plattenfirma, hat es darauf ankommen lassen und dachte sich, dass ich sowieso nicht klagen werde, denn so eine Klage ist sehr teuer, gerade wenn es um so was geht. Und da zahlt auch keine Rechtsschutzversicherung, da musst du jeden Cent alleine zahlen. Von daher haben sie hoch gepokert, aber haben anscheinend doch verstanden, dass sie irgendwas falsch gemacht haben. Eines Tages riefen sie mich an, umgingen meinen Anwalt und boten mir eine kleine Summe an. Das war nur wenige Wochen später. Sie haben gesagt, dass das der Betrag gewesen wäre, den ich bekommen hätte, wenn ich es gedreht hätte, also als ein Fotograf in meinem Alter und so weiter. Aber im Prinzip ist es kein riesiger Unterschied, ob es jetzt ein superbekannter Fotograf ist oder ein neuer. Es macht auch keinen Unterschied, ob du Madonna umbringst oder jemanden auf der Straße. Aber somit haben sie die Sache quasi eingestanden, da sie mir diese Summe angeboten haben.

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Wie hoch war die Summe?
Das waren 5.000 Euro. 5.000 Euro haben oder nicht haben ist natürlich auch eine Sache, aber ich habe sofort abgelehnt und irgendwann sind halt die außergerichtlichen Verhandlungen gescheitert. Seit Ende letzten Jahres haben wir dann die FORIS AG kennengelernt, die ab einer Viertelmillion Prozesse finanziert. Die haben sich die Sache angeschaut und waren sofort sicher, dass wir sehr gute Chancen haben. Jetzt sind wir kurz vor der Gerichtsverhandlung im April.

Du forderst nun 250.000 Euro. Wie setzt sich dieser Betrag zusammen, wie rechtfertigst du das?
Die Antwort dazu ist spannend, aber es wäre mir lieber, wenn du meinen Anwalt dazu befragen könntest. Ich kenne die Rechtslage nicht genau.

Philipp Paulus kriegt vielleicht bald richtig viel Geld dafür, dass er seine Freundin an die Wand geklebt hat

Glaubst du, dass  Rihanna wirklich für die Szene verantwortlich ist? Ich meine, da steht doch eine mega Maschinerie dahinter—Regisseure, viele Stylisten, und und und…
Also ich denke schon, dass sie eine Verantwortung trägt. Klar hat sie einen Riesenstab von Leuten, gerade Melina Matsoukas, die alle ihre Videos dreht und auch wahrscheinlich genauso ausschlaggebend dafür ist, dass diese Videos oft kopiert sind, wie z.B. von Tim Walker oder David LaChapelle. Aber ich denke, dass sie das weiß. Aus eigener Erfahrung: Wenn wir Celebrities fotografieren, die genauso groß sind wie Rihanna, dann entscheiden die Celebrities immer über alles mit, müssen bei allem gefragt werden und haben bei allem ihre Hände drin. Denn nichtsdestotrotz sind sie auch deswegen so groß geworden. Im Prinzip ist bei Rihanna die Stimme eine Sache, aber die andere ist natürlich auch, wie sie sich vermarktet.

Hast du Rihanna jemals persönlich getroffen oder weißt du, wie sie zu der Sache steht?
Nein, also persönlich getroffen haben ich sie nicht. Als ich in Paris gewohnt habe, habe ich in Montmartre gelebt, am Moulin Rouge, und irgendwann habe ich dann mal in der Zeitung gelesen, dass sie in einem Sexshop einkaufen war, der genau bei mir um die Ecke war. Aber ich habe sie leider nie gesehen und auch nie ein Statement von ihr bezüglich der Sache gehört. Ich gehe aber aber davon aus, dass sie es weiß. Ganz Hollywood hat ja darüber geblogged, z.B. Perez Hilton und so weiter.

Glaubst du, dass man neue Gesetze braucht, damit so etwas nicht passiert? Man quasi Künstler vor Künstlern schützen muss?
Im Prinzip ist es in der heutigen Welt sehr schwer, finde ich. Fangen wir doch mal bei Instagram an, was das Medium Nummer eins ist, um eine Marke aufzubauen. Auf solch einer Plattform werden täglich tausende von Fotos gepostet, die eigentlich dem Urheberrecht unterliegen, aber die irgendjemand anderes einfach bloggt. Es wird einfach hingenommen, weil es keinem schadet. Aber Rihanna hat mit dem Video eine gewisse Summe eingespielt und ihr Erfolg basiert darauf, von daher ist es dann wieder was anderes.

Würdest du trotzdem gerne mal mit Rihanna zusammenarbeiten? Ihr scheint deine Arbeit ja offensichtlich zu gefallen.
Wenn sie mich dafür offiziell anruft und bezahlt, sehr gerne.

Erst mal muss sie dich für die vorherige Arbeit bezahlen!
Genau, der Scheck muss im Vorfeld ausgestellt werden und der wird auch vorher gecasht!