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Musik

Smoke Blow agieren nach dem Lustprinzip

Smoke Blow sind eine besondere Band.

Smoke Blow sind eine besondere Band. Sie sind eine der wenigen Bands in Deutschland, die die im Prinzip unlösbare Gratwanderung, auf der einen Seite niederste Instinkte zu befriedigen und auf der anderen Seite ihre Platten nicht verstecken zu müssen, sofern einem noch irgendwas an Ansehen und sozialer Geltung liegen sollte, beinahe im Schlaf beherrschen. Sie sind sozusagen kultivierte Volltrottel.

Demnächst erscheint ihr neues Album „The Record" und als sie gestern im eisigen Berlin waren, haben wir uns mit ihnen im Ramones-Museum getroffen und die Frage erörtert, warum sich dieses Album so anhört, wie es sich anhört.

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Vice: Ist das da draußen gerade der Transylvanian Frost (Song vom neuen Album – Anm. d. A.), den ihr mitgebracht habt?

Köter: Ja, direkt von den Karpathen.

Was ist die beste Strategie dagegen?

Köter: Pfählen.

Dann besiegst du aber nicht nur den Frost oder?

Köter: Aber dann frierst du auch nicht mehr.

Aber ist es das wert?

Köter: Keine Ahnung. Das sind ja philosophische Fragen hier.

Ok, dann etwas profaner: wie entstand der recht harte Sound des neuen Albums? War das so geplant?

Letten: Es gab da schon Hintergedanken und Einflüsse, die man nach längerer Zeit mal wieder zugelassen hat. Also diese Einflüsse waren natürlich immer da, aber auf der „Colossus" zum Beispiel hätte so ein latenter Metaleinschlag eher geschadet.

Warum passt es dann gerade jetzt?

Köter: Wir hatten einfach Lust.

Letten: Ja, Lust auf Ballern.

Köter: Bei uns passiert alles nach dem Lustprinzip.

Alle Achtung, damit biegen wir vom Philosophischen ab ins Psychologische.

Letten: Ballern!

Man kann den Albumtitel ja auf zwei Arten lesen. Einmal so, dass es für euch ein besonders wichtiges Album ist …

Letten: Ja, auf jeden Fall. Wir brauchten dieses Album, um überhaupt weiter bestehen zu können als Smoke Blow. Wir hätten nicht noch ein poppiges Album machen können. Das wäre für die Leute nicht gegangen, das wäre für uns nicht gegangen.

Warum für euch nicht?

Letten: Kein Bock. Kein Bock mehr auf so viele Melodien und so viel Rumgefrickel. Diese gewollte Eingängigkeit, das hat genervt.

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Aber zu der Zeit als ihr diesen Sound gespielt habt, hat es euch schon Spaß gemacht?

Köter: Ja klar, das Lustprinzip.

Auf der anderen Seite kann man den Albumtitel so lesen, dass ihr mit der Platte tatsächlich einen Rekord aufgestellt habt …

Köter: Ja, einen Geschwindigkeitsrekord.

Letten: In Geschwindigkeit und Härte auf jeden Fall. Das ist definitiv das härteste Album.

Köter: Weltrekooooord!

Letten: Naja, vielleicht nicht DIE schnellste Platte, aber unsere schnellste Platte.

Es ist ja auch auffällig, dass die Platte genau bei 30 Minuten endet. Zufall?

Letten: Nein, das war Absicht. Wir haben beim Mastern noch ne Minute drauf gepackt. Wir standen da im Studio und hatten nur 29 Minuten und dachten uns: Scheiße! Und dann haben wir einfach noch eine Minute nachlaufen lassen.

Köter: Ne halbe Stunde ist ne gute Länge.

Seit „Reign In Blood" ein Gütesiegel.

Letten: Ja genau, und unsere Platte ist ja auch ähnlich gut. (Gelächter)

Köter: Das ist unser „Reign In Blood".

Mit welchen Bands würdet ihr denn mit diesem Album am liebsten auf Tour gehen? Ich rate mal: Slayer?

Letten: Bingo. Discharge ginge auch.

Köter: Wolfbrigade, Disfear.

Slayer ist ja gar nicht so unrealistisch, nachdem sie ihre Tour auf Frühjahr 2010 verschoben haben.

Köter: Ja genau. Eine Superchance für uns, da noch draufzuspringen, haha.

Letten: Motörhead fänd ich auch gut.

Seht ihr eigentlich hierzulande irgendeine Konkurrenz für euch?

Letten: Nein, es gibt in Deutschland keine Band, die mir uns vergleichbar ist.

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Aber gibt es Bands, die ihr aus vollem Herzen abfeiern könnt?

Letten: Ja, so was wie Dampfmaschine – I Love My Body – sehr gut. Super Band mit deutschen Texten. Sehr lustig.

A propos deutsche Texte. Das hat sich ja jetzt wohl auch wieder erledigt?

Letten: Naja, das war so. Du nimmst ein Instrumental auf und singst englisch drüber und es klingt total belanglos und langweilig. Du weißt nicht, woran es liegt, versuchst alles, tagelang, wochenlang. Irgendwann weißt du nicht mehr weiter, dir fallen ein paar deutsche Zeilen ein, du singst sie drauf und plötzlich funktioniert es.

Bei den aktuellen Liedern funktioniert es also wieder ohne Nachhilfe …

Letten: Das war überhaupt kein Thema diesmal. Das hätte nicht gepasst. Wir wollten ein in sich geschlossenes Album haben, wir wollten diesen Frühneunziger Hardcore-Flavor haben mit ein paar Metaleinflüssen, da passen keine deutschen Texte rein.

Da wir gerade im Ramones-Museum sitzen, wird es mal ein Smoke Blow-Museum geben, was denkt ihr?

Köter: Wir haben schon darüber nachgedacht, ein Wachsfigurenkabinett in unserem Proberaum zu installieren. Denen klemmen wir dann die Instrumente in die Hand und dann können die Leute ein, zwei Euro bezahlen und sich das angucken.

Aber stellt euch vor, es gebe wirklich dieses Museum, was wären dann die spektakulärsten Ausstellungsstücke?

Köter: The Bossman.

Letten: Ja, der Glücksbringer von Kentucky. Meine Feinrippunterhose von der Bloodrock-Releaseparty in Hamburg. Das war so ein ausgeleiertes Ding mit einem umgedrehten Pentagramm vorne drauf. Oder unveröffentlichte Fotos von der Mikrofonattacke auf Kentucky damals. Oder irgendwelche Utensilien von Unfällen, Thrombosestrümpfe und so was.

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Ich habe keine Fragen mehr, wollt ihr euch vielleicht gegenseitig noch was fragen?

Köter: Darf ich mal auf Toilette?

Letten: Ausnahmsweise.

Und jetzt du.

Letten: Warum bist du eigentlich so blöd?

Köter: Das kann ich nicht beantworten.

Cool, danke!

AR

Smoke Blows neues Album The Record erscheint im Februar 2010.

http://www.myspace.com/smokeblow