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Mein seltsames Jahr bei der NASA

Vor ein paar Jahren habe ich mich ins Innere der sagenhaften Anlage der NASA gewagt, wo ich das Privileg hatte, in die Stiefel-Abrücke von mechanischen Engeln zu treten. Ich war dort, um das Raumfahrtprogramm zu retten.

„Im Weltraum unterliegt alles den Gesetzen der Physik. Wenn Sie diese Gesetze kennen und sie befolgen, dann wird Sie das All gut behandeln. "Erzählen Sie mir nicht, dass die Menschheit dort nicht hingehört. Die Menschheit gehört dahin, wo auch immer sie hingehen will." - Wernher von Braun

Vor ein paar Jahren habe ich mich ins Innere der sagenhaften Anlage der NASA gewagt, wo ich das Privileg hatte, in die Stiefel-Abrücke von mechanischen Engeln zu treten. Männer, die Newton in- und auswendig kennen, und mithilfe von 11.000 Metern pro Sekunde „… den mürrischen Fesseln der Erde entschlüpft sind… und das Antlitz Gottes berührt haben." Astronauten. Eiskalte Astronauten. Ich war kein eiskalter Astronaut. Ich war nur hier, um das Raumfahrtprogramm zu retten.

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Als ich mit dem Fahrstuhl der mobilen Startplattform 39A gefahren bin, dem gleichen Fahrstuhl, der Armstrong, Aldrin und Collins zu der Rakete, mit der sie auf den Mond fliegen sollten, getragen hat, hat mich mein Guide auf ein Rollensystem auf der Spitze der Startrampe hingewiesen.

„Das ist der Fluchtmechanismus für die Astronauten," erklärte er. Der Flaschenzug sah genauso aus wie der, den mein Vater in unserem Garten gebaut hat, als ich noch klein war. Die Idee dahinter war, dass ich damit von einer Eiche zur nächsten gleiten konnte. Aber ich war ein rundliches Kind, also bin ich meistens in der Mitte hängengeblieben, wo ich über dem imaginärem Lavasee, den es zu überqueren galt, verzweifelt um mein Leben rang.

„Hey, du fetter Idiot! Gib einfach auf und lass dich in den Vulkan fallen! Ich bin jetzt dran," schlug mein Freund Adam vor.

Bei der NASA mussten die Astronauten in einen Korb steigen, der an einem langen Draht festgemacht ist, der wiederum von der Spitze der Startrampe gespannt ist, um vor einer drohenden Katastrophe davon zu gleiten und „sicher" auf dem Boden kaum 50 Meter weiter zu landen. Aus meiner Sicht war das ein unbedachter Notfallplan. Ein Astronaut, der sich entscheidet, vor dem Start auszusteigen, hätte vielleicht eine halbe Sekunde länger Zeit, über den Tod nachzudenken, als wenn er oder sie an Ort und Stelle geblieben wäre.

Ich stellte mir den lodernden Schaum im Schlepptau von Apollo 11 vor und ich sah die Saturn V Rakete und die Astronauten an Bord, die den sechs Trilliarden Tonnen Erde den Mittelfinger zeigen. Ich mochte diesen Gedanken, aber in diesem speziellen Moment fühlte ich das Gewicht der Niederhaltearme, einer riesigen Einspannung, die dazu entworfen wurde, die siebeneinhalb Millionen Pfund Schub von Apollo-Saturn bist zum Start festzuhalten. Der Aufzug roch nach Knete und nach Dunkelkammer. Ich würgte. Ich gab meiner letzten Mahlzeit die Schuld, aber jeder konnte die 20 Drinks riechen, die ich zu meiner letzten Mahlzeit hatte.

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Mein Kollege und ein anderer beschämter VIP, der etwas mit Öl zu tun hatte, fühlten sich angehalten, den Fluchtmechanismus zu betätigen, obwohl „wir die Leute das normalerweise nicht machen lassen." Ich wählte den wichtigsten Aufzug in der Geschichte der Menschheit, um zur Erde zurückzufahren. Astronauten wissen nicht, wie es ist, in diesem Aufzug runterzufahren. Sie fahren nur rauf.

**

Meine Reise „ins" All fing kurz nach meinem Abschluss an der Hochschule an. Ich hatte vor kurzem mit meiner Freundin Schluß gemacht, mit der ich drei Jahre zusammen war. Ich stand an der Schwelle zu meinem 30sten Lebensjahr, wohnte bei meinen Eltern und hatte ungefähr $60.000 Schulden, weil ich versucht hatte, meine Ausbildung mit Glücksspielen im Internet zu finanzieren. Eine Truppe Koreaner hat mich anfangs viel gewinnen lassen, dann haben sie mir meine virtuelle Scheune und mein echtes Geld genommen. Willkommen daheim, Sohn!

Meine verzweifelten Eltern haben mir vorgeschlagen, ein millionenschwerer Weintester zu werden. Sie haben einen Artikel über einen Typen gelesen, der Millionen von Dollar pro Jahr kriegte, damit er die Welt bereist und noble Weine schnüffelt und (vermutlich) trinkt. Meine Mutter holte den Artikel über „die Nase" und wedelte damit rum. Sie fing an, ihn laut vorzulesen, aber ich unterbrach sie:

„Ich hab einen Job bei der NASA."

Meine Eltern lachten. Man erzählt Kindern, dass sie alles werden können, wenn sie groß sind. Nein, können sie nicht.

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„NASA? Also als eine Art Klofrau?", fragte mein Vater.

„Als Schreiber. Durch eine Werbeagentur."

„Gott segne Amerika. Falls das mit der NASA nichts wird, ich sag's dir - da steckt Geld drin," versicherte er mir, „in dieser Nase."

Ich habe eine große Nase und das macht mich da etwas sensibel. Wir haben den Artikel über den Nasen-Typ weitergelesen, irgendwann wurden alle grantig und gingen ins Bett.

Ein großer Zulieferer der NASA wandte sich an die Clark/Norton Werbeagentur in Houston. Sie wollten, dass unsere Agentur das Raumfahrtprogramm rettet; dass wir ein firmeneigenes Magazin produzieren sollen, dass die Return to Flight (RTF) Bemühungen darstellt, nachdem das Space Shuttle Columbia mit einer Crew von sieben Astronauten über Texas explodierte. Mein Job war es, für das Magazin zu schreiben und es herauszugeben. Es sollte den „Mehrwert" von Reisen ins All für die Welt aufzeigen, die Notwendigkeit der Erforschung des Weltraums betonen und ein monatliches Update über die Vorgänge der RTF Bemühungen bieten, von dem die Space Shuttle Angestellten so tun könnten, als ob sie es läsen. Wir nannten es Aiming High.

Meine Mitarbeiterin, ein unglückliches Wiesel in ihren 50ern namens Dina, und ich bretterten ins Johnson Space Center nahe einem trüben Gewässer mit irreführendem Namen 25 Meilen südlich von Houston, dem Clear Lake. Dina war die andere Autorin der Agentur. Sie hatte kurze Haare wie ein Junge, bronzefarbene ledrige Haut und Nasenlöcher, in die du reinschauen konntest, selbst wenn du direkt vor ihr standest. Sie war auf ihre Art trotzdem attraktiv. Stell dir vor, man hätte Raquel Welch mit 50.000 Volt geschlagen. Wie die meisten Leute, die ausgestiegen sind, wurde sie verrückt und legte sich acht Katzen zu. Sie erwartete von dir, dass du dir ihre Namen merkst. Eine hieß Buttcheeks. Dina raste mit ihrem schwarzen Hummer den Highway runter, ein Fahrzeug, in das sie mithilfe eines kleinen Schemels klettern musste.

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„Tyler, als ich das erste Mal geheiratet habe, willst du wissen, was ich dachte, kurz bevor der Priester mit der Messe begann?", fragte Dina.

„Dass Heiraten vielleicht eine schlechte Idee ist?" Ich wäre nicht so direkt gewesen, aber wir hielten bei ihrem Haus an, um die Katzen zu füttern und eine Flasche Frangelico zu holen, die wir auf der Fahrt aus einem Houston Astro Becher tranken.

„Tyler, ich schwöre bei Jesus Christus, ich dachte mir, dass es eine blöde Idee ist und ich diesen Scheiß-Typen hasse. Jede scheiß Zelle in meinem Körper schlug Alarm. Ich habe auch einmal einen Einbrecher getötet. Das bedeutet an sich nichts, aber ich dachte, dass es mein Ex-Mann Brian ist, der durch die Tür kommt. Stattdessen war es ein verdammter Einbrecher. Das habe ich auch der Polizei erzählt, die dachten aber nicht, dass es komisch oder wahr ist. Gott sei dank! Bist du verheiratet?"

„Nein."

„Schön, wir werden gut miteinander auskommen. Welchen Drink kann man mit Frangelico mixen?"

„Pfannkuchen," sagte ich, weil ich mal einen Drink hatte, der wie Pfannkuchen geschmeckt hat. „Frangelico, Grand Manier, Zucker und Zitrone. Schmeckt genau wie Pfannkuchen."

„Beweis es," sagte sie. Also hab ich das getan.

Beim Johnson Space Center merkten wir, wie dämlich wir waren und die meisten Astronauten eine Corvette hatten. Wir hatten Diktiergeräte und interviewten jeden Hausmeister, Techniker, Astronauten und Ingenieur. Wir hatten bohrende Fragen:

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„So, wie gehen die Umbauten am Außentank voran?"

„Also, meinen Sie die neuen Anforderungen für die Verbindungsbolzen zwischen den Tanks oder die verbesserte Abschlussprozedur und das Gebläse der Flüssigwasserstoff-Speißeleitung?", antwortet nun ein seriöser Raketenwissenschaftler.

„Das Ver… das Ding zwischen den Tanks, ist, ich wollte… Speißeleitung, sagten sie?"

„Ächz," sagte der Gesichtsausdruck des Wissenschaftlers, also nickte ich, schrieb ein paar Zeilen Kauderwelsch und ein paar Zahlen auf, nickte wissend, schüttelte seine oder ihre Hand und trudelte runter zum Hummer, um einen Schluck aus der Plastikflasche Wodka zu nehmen. Das war Alltag. Ich war verloren.

Dina, auch verloren, verknallte sich in einen Flugdirektor der NASA und gab ihr Bestes, seine Ehe zu zerstören, indem sie ihn mit ganztägigen Interviews im Hunan Buffet lockte, von denen sie hoffte, dass sie zu ganztägigen Interviews in der benachbarten Embassy Suite werden. Das hat nie so wirklich geklappt und mein Alltag war nicht viel besser. Ich habe viel Zeit mit einer Dose Sprite und meiner Plastikflasche Wodka unter einer großen Ulme hinter einem trostlosen, sowjetartigen Zementgebäude gefüllt mit Genies verbracht; habe Boote beobachtet, die auf einem See wippten, Rotschwanzbussarde, die Inkatauben jagten, und einmal sogar einen knurrenden Alligator getroffen, der mir so viel Angst eingejagt hat, dass ich querfeldein zum Parkplatz zurückgelaufen bin. Ich war betrunken, aber man hört immer, dass man im Zick-Zack vor Alligatoren davon rennen soll - sie sind schnell, wenn es geradeaus geht, aber haben keinen Wenderadius - also noch ein Grund, ständig betrunken zu sein.

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Ich trank also meinen halben Pint, meinen Pint oder meinen Vorrat an Plastikflaschen aus und machte mich auf dem Weg zu dem nächsten „Interview".

„So, wie gehen die Umbauten am Außentank voran?", fragte ich.

„Also, meinen Sie die neuen Anforderungen für die Verbindungsbolzen zwischen den Tanks oder die verbesserte Abschlussprozedur und das Gebläse der Flüssigwasserstoff-Speißeleitung?", antwortete ein anderer Raketenwissenschaftler.

„Fahren alle Astronauten eine Corvette?"

„Nein, nicht wirklich."

„Mein Gott, Mann. Sie sehen aus, als könnten sie einen Drink gebrauchen," gab der Raketenwissenschaftler zu.

Ich zog mich beschämt, wie auf heißen Kohlen, zum Hummer zurück.

**

Es passiert trotzdem leicht, dass einen das Weltraumfieber packt. Als ich bei der NASA gearbeitet habe, habe ich die Männer und Frauen kennengelernt, die noch immer nicht wirklich an Amerika glauben. Sie glauben über Amerika hinaus. Ja, manche Leute sind leidenschaftlich, wenn es ums All geht, weil sie sich sich Sorgen machen, dass die „Schlitzaugen" oder die „Roten" zuerst dort sein werden und ein Geschäft eröffnen, aber diese Leute haben keine Abzeichen. Üblicherweise kannst du diese Leute, wild vor Enthusiasmus und high auf Amphetaminen, in der Nähe vom Johnson oder Kennedy Space Center finden, wo sie auf Kühlboxen voll mir Bier sitzen und kleine amerikanische Flaggen, NASA-Anstecknadeln und Gras verkaufen.

Ich habe immer behauptet, dass es der Schlüssel zu einer guten Bildung ist, mit schlauen Leuten rumzuhängen. Und in diesen langweiligen Toaster-förmigen Gebäuden saßen einige der spannendsten Gemüter, die ich jemals treffen würde. Frag sie, warum guten Menschen böse Dinge passieren und sie holen einen Bleistift und einen Block raus und fangen an, dir menschliche Arithmetik vorzurechnen. Sie würden alles versuchen. Die NASA ist großartig, weil es sie nicht interessiert, wer du bist, nur dass du kreativ bist und der Beste darin, etwas außergewöhnlich kompliziertes zu machen. Diese Leute sind Nichts, wenn sie keine Anweisungen haben. Als der Country & Western Star Conway Twitty eigenhändig die Raumfahrtbeziehungen der USA zu Russland für zwei Jahrzente abgewürgt hat, waren sie verständlicherweise frustriert.

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„Was?", fragte ich Beaux, einen grauhaarigen Teilsystemleiter.

„Es ist wahr. Ford und Breschnew wollten so eine Art öffentlichen Geschenkeaustausch, bei dem sich die Apollo und Soyuz Raumfähren mitten im Orbit treffen sollten und Händeschütteln und dieser ganze PR Scheiß. Es war im Sommer von 1975 und [der Astronaut] Tom Stafford setzte es sich in den Kopf, den Russen auf der Soyuz verdammte Countrymusik mit sowjetischer Stimmung zu präsentieren. Was macht er also? Er ruft verflucht nochmal Conway Twitty an, bittet ihn, „Hello Darlin" für die russischen Kosmonauten aufzunehmen, und das hat Twitty dann auch gemacht."

„Das ist fantastisch," sagte ich.

„Nein, das war es wirklich nicht," sagte Beaux.

„Warum?"

„Naja, danach wollten die Russen nichts mehr mit uns zu tun haben - nicht bis 1995 STS-63 und Mir zusammengetroffen sind."

„Okay, aber warum?"

„Hast du jemals den Song ,Privet Radost' gehört? Er ist auf dem Twitty Box Set."

„Nein."

**

„Naja, wenn du Entspannung brauchst, dann ruf doch Conway Twitty an und sag ihm, dass er für dich auf Russisch singen soll. Wenn du Frieden willst, wenn du einen eisernen Vorhang zuziehen willst, dann spielst du Charlie Pride."

Ich hatte verstanden.

Beaux erklärte mir dann die Feinheiten der Optik des Hubble Teleskops und dass es totaler Müll ist, dass sie in Herr der Fliegen ein Feuer mit der Brille von Piggy entfachen können.

„Das Buch ist sinnleer. Piggy ist kurzsichtig, also braucht er lichtstreuende Linsen. Und um ein Feuer zu entfachen musst du das Sonnenlicht konzentrieren, okay? Die ganze Struktur zerfällt, die Metapher stimmt nicht mehr und uns bleiben nur noch ein paar bleiche britische Jungs, die wie dämliche Arschlöcher rumlaufen." Diese Art von wilden, freien Assoziationen war typisch - NASA-Leute verbinden alle Punkte, verdammt sei Geographie.

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Für mich war die NASA ein ständiger Wirbelwind von brillianten, furchtlosen Neuronen. Ich wollte einer dieser Menschen sein, aber ich wusste, dass das nie passieren wird, also war ich zufrieden damit, unter ihnen zu sein. Politik war ihnen scheißegal; sie wollten mit ihrem Spielzeug spielen, Rätsel lösen, Leidenschaft fühlen und auf ihre ganz eigene Art verrückt werden. Die, die ich getroffen habe, machten das, und sie machten es mit Stil. Manche machten es auch chaotisch. Ich habe viele Nächte mit Ingenieuren, Systemmanagern, Astronauten und jedem vollblütigem Weltraumhengst, der sonst noch so da war, verbracht. Eines frühen morgens, besoffen mit Lone Star und dem Refrain von „Honkey Tonk Woman" in den Ohren, torkelten wir aus einer dreckigen Kneipe und weinten, als sich Mitglieder des Flug Operationsteams an die Klänge der post-Challenger und post-Columbia Zeit erinnerten.

Fakten:

- Ein russischer Kosmonaut hat einmal kurz nach der offenkundig sexuellen Kopplungsprozedur geschrieen: „Hilfe! Ich werde vergewaltigt!"

- Es ist noch ein Speer auf dem Mond, mitsamt einer Krawattennadel, irgendwo im Descartes Hochland.

- Das All riecht nach Scheiße.

Außerdem habe ich etwas über die Feinheiten von Feststoffraketen, dem großen, prallen Wunder der Thermodynamik, den Außentank, den fortwährenden Kampf mit der Schwerkraft, die heißen, stinkenden Zähne von Solarwinden, Leitsysteme, Absaug-Untersysteme und weitere Weltraumgeheimnisse erfahren. Ich habe die Rakete und das Schiff und die Leute und die Kultur kennengelernt, und es hat mich inspiriert. Es geschieht nicht oft, dass ich stolz bin, ein Erdling zu sein - wir sind manchmal echt scheiße - aber ich habe mich an ein Bild der Mondplakette erinnert, es sind zwei Sätze, die so unglaublich schlecht miteinander verwoben sind, aber ihre Bedeutung ist so überweltlich und schön:

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HERE MEN FROM THE PLANET EARTH FIRST SET FOOT UPON THE MOON JULY 1969, A.D. WE CAME IN PEACE FOR ALL MANKIND.

Trotzdem hatte ich ein deutliches Verlangen, diese „mürrischen Fesseln" selber abzulegen. Das soll sich jetzt nicht selbstzerstörerisch oder übermäßig dramatisch anhören, obgleich mir bewusst ist, dass meine nächste Entscheidung als eine Art „Selbstmord durch Raumschiff" Szenario interpretiert werden könnte. Mein Leben lief offensichtlich nicht gut, als ich also an einem heißen Sonntagmorgen hinter der Garage meiner Eltern aufgewacht bin und nichts anhatte außer meiner Unterhosen, traf es mich und holte mich auf die Erde zurück wie eine Mücke, die von einer Froschzunge aus dem blauen Himmel geschnappt wird: Ich würde ein Astronaut werden.

Startrampe. Ich trage einen Weltraumanzug und sehe cool aus.

„Sie können hier drin nicht rauchen, Kommandant Smith."

„Ich bin nicht ohne Grund Kommandant, Rekrut," sage ich, während ich eine Camel auf dem Helm meines Untergebenen ausdrücke, meinen Ellbogen in seine Rippen schiebe und mich anschnalle. Liftoff. Es ist langsam, dann schnell. Auf einmal wird der Feststoffraketenantrieb losgelöst, mein Pankreas hat sich neues Land unten bei meinen Knöcheln erobert und ich kann beobachten, wie die Erde Form annimmt, bzw. sie verliert. Wir sind immer noch in unsere Sitze geheftet. Ich wiege jetzt 238 Kilo, die Geister in der Maschine sind nicht mehr das kakophonische Medley, das sie auf der Rampe waren, und wenn ich meine Arme bewegen könnte, würde ich der Erde auch meinen Mittelfinger zeigen. Meine Sicht wird tunnelartig, alles wird weiß und die Blende meines Bewusstseins ringt darum, offen zu bleiben. Dann, endlich: Triebwerksabschaltung und Schwerelosigkeit. Wir atmen tief durch und es ist still und ich sehe, wie meine Zigaretten um die Armaturen schweben. Zeit, der Mission Control ein paar Koordinaten vorzulesen:

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„Roger, Houston. Die Aussicht hier ist spektakulär, wie versprochen. OK, ich werd euch jetzt ein paar Informationen vorlesen."

„Roger, Discovery. Ihr seht gut aus. Lief echt glatt, bis auf dieses kleine Zucken beim Abheben. Bereit für die Zahlen."

„Okay, Houston, es geht los:

  • 2 gegrillte Burger
  • 2 Scheiben Käse
  • 1 mal Pommes
  • 1 Diät Cola"

„Das ist ein Menü, Kommandant Smith. Wie sieht's mit ihrem Antrieb aus aus… ein paar Daten…, over?"

„Negativ, Houston. Ich will das zum mitnehmen."

**

Damals war es relativ einfach, sich für das zivile Astronautencorps zu bewerben (heute kann man es online machen), auch wenn es mich einen weiteren Monat oder so gekostet hat, bevor ich meine Bewerbung auch wirklich an die NASA geschickt habe. Aber ich habe meinen Drogenmissbrauch und meine nächtlichen Ausflüge gemäßigt. Ich habe sogar wieder angefangen, zu schwimmen. Zu dieser Zeit hatten Dina und ich unsere „Interviews" schon abgeschlossen und versuchten jetzt, einen schweren Schinken zu schreiben: ein Buch, eine farbige Hommage an die NASA von einer Werbeagentur, die Übertreibung nicht erkennen würde, wenn sie ihr ins Gesicht scheißen würde.

„Tut es, ihr Motherfucker! Gebt mir Gänsehaut. Gebt mir Schmetterlinge. Gebt mir den verdammten Mond, Leute! Ich will Grafik, die so gut ist, dass ich in den Weltraum abspritze; Ich will Worte, die aufreißen und verbrennen und rumfliegen wie irre verrückte Moleküle auf dem Merkur! Das ist der richtige Scheiß! Das ist der Moneyshot, ihr verdammten Gangster!" Das ist Clark Norton, Inhaber/Präsident des Clark/Norton Werbe- und Markenunternehmens, bei dem man sich immer darauf verlassen konnte, dass er wankt und dann über die Spitze der Vernunft fällt.

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Wir haben das Buch fertiggestellt. Aiming High war ein großer Erfolg und es gab Gerüchte, dass uns die NASA-Militärs beim Kennedy Space Center haben wollten, die ganze Agentur dabei haben wollten, den anstehenden Start des Discovery Shuttles aus dem VIP Bereich anzusehen. Meine Bewerbung zum Astronauten für Zivilpersonen war in der Post, und ich war clean und nüchtern und wohnte noch immer daheim wie ein Verlierer, aber ich war dabei, das zu ändern. Dina hatte kein Glück mit „ihrem" Flugdirektor, aber es schien, als würde sie auch ihrem Tief herauskommen. Sie dachte darüber nach, ob sie nochmal heiraten und sich wieder scheiden lassen sollte.

„Tyler, es ist eine Tatsache des Lebens. Du musst dich erst auf die Scheidung vorbereiten und wenn du denkst, du kommst damit klar, kannst du heiraten. Wenn ich auch nie wieder etwas zu dir sage, denk daran, dass ich dir das gesagt habe. Außerdem solltest du jemanden reichen heiraten, wenn du es aushältst. Alle sagen immer, das ist Mist, aber Geld wird tatsächlich den Großteil deiner Probleme lösen. Ich war trotzdem nie glücklicher!", knurrte sie.

Irgendwann erreichte uns die Nachricht, dass nur Clark Norton und der Vorstand, der an dem Space Shuttle Projekt arbeitete, eingeladen sind, den Start der Discovery im Kennedy Space Center anzuschauen. Wir wurden, natürlich, von Mr. Norton ermutigt, es zu versuchen und „rumzukommen und dieses Baby abheben zu sehen". Er sagte, er würde uns sogar die Getränke ausgeben (er wusste, dass ich und Dina kalten Entzug durchmachten und wir normalerweise „getränkt" waren).

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Die Ausladung versetzte uns einen vernichtenden Schlag, weil wir so leidenschaftlich an unserem Projekt gearbeitet hatten, um das Weltraumprogramm zu retten. Das hört sich maßlos übertrieben an - das ist es auch - aber zu dieser Zeit mussten wir das glauben. Ähnlich wie ein Kind, das glaubt, dass seine Milch und seine Kekse dem Nikolaus genügend Kraft für die Reise gegeben haben. Als Trostpreis wurde schließlich zugestimmt, dass unser Kunde den Flug zum Kennedy Space Center bezahlt, damit wir die Landung sehen können. Vielleicht erinnerten sie sich an meinen Auftritt im Fahrstuhl Anfang des Jahres. Du kannst während des Starts nicht vorsichtig genug sein: das hat zu dem Challenger-Desaster 1986 geführt.

Der Landeanflug ist nicht so theatralisch. Als die Challenger hochging war der Himmel eine Leinwand, feine Schnörkel von weißem Rauch und perligem Dampf formten antike Symbole am klaren blauen Himmel. Beim Landeanflug ist das Desaster nicht so künstlerisch. Das Shuttle reißt auf, geräuschlos, während Metall und Feuer durch die Atmosphäre geschleudert werden. Dann regnet es Trümmer und die hohen Tiere des Militärs sendet NASA-weit eine Nachricht von absurder Kürze: „Verschließt die Türen." Niemand geht, bis herausgefunden wird, was schief gelaufen ist. Das nennt man den Data Impound (Beschlagnahmung der Daten).

„Wehe, du verschließt diese Tür," knurrte Dina. Dina und ich, und eine Gruppe Typen, die aussahen, als wären sie gerade aus dem Morast gekrochen und uns jetzt seit der Karaoke Bar verfolgten, gingen das Treppenhaus des Kennedy Space Center hinauf. Es was kurz vor der Dämmerung. Wir durchquerten ein Stahlgitter, das zum Dach führte. Zwei Leuchtfeuer, die nach Süden zeigten, fluteten ein Ende der Shuttlelandebahn. Das bedeutete, dass die Discovery aus dem Norden kommen würde. Zwei mal wird ein Überschallknall durch die Nacht sickern und danach wird die Discovery zu sehen sein, ihre Nase wird von der Hitze des Wiedereintritts noch immer orangefarben leuchten. Sie wird niederfrequentes Ächzen von sich geben und unter die Schallgeschwindigkeit beschleunigen. Die Räder werden bei 100 Metern pro Sekunde auf dem Boden aufkommen, dann werden die Bremsen einsetzen und die Crew wird rausrennen, um ihren qualmenden Unterbauch zu untersuchen. So sollte es ablaufen. Aber da ist nichts am Himmel. Dina und ich haben wieder zur Flasche gegriffen, von einem Schlag auf den anderen. Wir warten.

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Dinas Handy klingelt.

„Äh-hicks, mhm. Naja, Clark. Wir sind in Florida, nicht Kalifornien," sagt Dina, dann formt sie mit ihren Lippen, „Wir sind in Florida, oder?" zu dem Typen mit dem Kokain. Sein Kopfnicken deutet ein „ja" an. Irgendwas ist faul. Dina und ich, voll mit Fusel und Koks und Entsetzen, torkeln traurig auf dem Dach rum. Die Discovery ist beim Wiedereintritt abgestürzt und verbrannt. Menschen, die ich getroffen habe und die mir wichtig sind, sind jetzt atmosphärischer Staub. Ich kann nicht darüber nachdenken, über all die blutigen Details - ich hoffe, es ging schnell.

„Ich glaube, sie haben es geschafft," sagte Dina endlich und legte auf.

„In den Himmel?", frage ich. Eine der peinlichsten Fragen meines Lebens.

„Nein, nach Kalifornien. Zu Edwards."

Es war scheinbar eine schöne Landung, die tatsächlich ein paar Tausend Meilen weit von hier, beim Edwards Luftwaffenstützpunkt inmitten der Mojave Wüste, stattgefunden hatte. Die Discovery wurde aus irgendeinem Grund in der letzten Minute umgeleitet, vielleicht wegen dem Wetter.

Die Mission war ein voller Erfolg, aber wir kamen in Lumpen gekleidet nach Houston, total fertig und beschämt. Ich habe mein Astronautentraining aufgegeben und mich wieder schonungslos meinen verdorbenen Experimenten mit organischer Chemie gewidmet. Dina auch. An der Discovery wurden Karbonplatten beschädigt, aber die Männer und Frauen der NASA wussten sich zu helfen, indem sie - buchstäblich - eine Million Stückchen Müll zusammengeklebt haben. In meinen hellsten Momenten stellte ich mir mich noch immer hoch oben im Orbit vor, wie ich Experimente durchführte, die sich zu der Zeit ganz gut angehört haben - sowas wie „Die Effekte vom Rauchen im All."

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**

Letztens habe ich einen Brief von der NASA erhalten. Es war eine Antwort auf meine Bewerbung als ziviler Astronaut, die ich vor einem halben Jahrzehnt abgeschickt hatte. Meine Antrag lief jahrelang, aber jetzt habe ich die Antwort: Ich werde nicht ins All fliegen.

„Lieber Mr. Smith," steht da, „wir danken Ihnen für ihr Interesse an…" üblicher Schlaf ins Gesicht, den man in einem Ablehnungsschreiben liest. Keine wirkliche Erklärung. Nicht, dass ich eine brauchte. Ich bin kein Astronauten-Material und das liegt nicht nur an der Brechungsfehler meiner Augen, die sich träge über -4.00 Diopter biegen. Es ist ein Ablehnungsschreiben des 21. Jahrhunderts, viel Ausschmückungen in einem kurzen Text. Wenigstens hatte ich eine Chance. Wusstest du, dass du mit 1,57 Meter Größe Astronaut werden kannst, mit 1,56 Meter aber nicht? Mit 1,90 Meter bist du dabei, mit 1,91 nicht. Die Gefühllosigkeit des Alls betrifft auch das Angeborene.

Ich öffnete die höhlenartige Schublade meines alten Holztischs, wo ich jahrelang meinen ganzen Papierkram reingestopft habe. Darin fand ich ein Exemplar von Aiming High, die total dreckig und fast komplett weinrot war. Ich schaute mir mein ganzes „Material" aus der Zeit bei der NASA an und neben seltsamen Designerbrillen und und betrunkenen Kritzeleinen von Weltraummonstern, die Clark Norton fressen, fand ich einen Zettel, auf dem steht:

Offizielles Bohnen- und Maisbrotrezept zum Shuttlestart

6 Pfund getrocknete Great Northern Bohnen, 10 Pfund walnussgroß gewürfelter Schinken, 1 Schinkenknochen, 2-3 Bündel Sellerie, 3 Pfund gehackte Zwiebeln, Zitronenpfeffer, Flüssigrauch.

Den Ofen auf 350 Grad vorheizen. Die Zutaten in einen Topf füllen und bis ca. 1 cm zum Rand voll mit Wasser füllen. Langsam zum Kochen bringen, dann Hitze reduzieren und für 5-6 Stunden köcheln lassen. Für das Maisbrot, halte dich an die Anweisungen auf einer Schachtel Martha White Fertigbackmischung.

Ich erinnere mich noch, wie Dina und ich eine Party machen wollten, um den Discovery Start anzusehen, nachdem wir erfahren hatten, dass wir nicht nach Florida mitkommen würden. Wir machten die Bohnen und das Maisbrot, aber die pampige Sauerei blieb unberührt, während wir den Start auf NASA TV anschauten und Pfannkuchen tranken.

„Tyler, du denkst nicht wirklich, dass du Astronaut wirst, oder?" fragte sie verächtlich. Discovery hob ab.

„Dina, ich war mir in meinem ganzen Leben noch nie so sicher."

Die letzte Mission des Shuttles ist heute. Ich werde nicht dabei sein. Ich will nicht dabei sein. Ich bin nicht gut genug im Umgang mit den Instrumenten und Physik ist nicht unbedingt eine meiner Stärken. Ich verstehe es einfach nicht, Raum und Kraft und Newton und Einstein. Ich dachte, dass meine Unwissenheit ein Attribut sein könnte, das mich in eine erdnahe Umlaufbahn bringt, aber das war nicht der Fall. Es gibt Leute, die auf der Erde bleiben, sich zusammenreissen und sich um die Dinge hier unten kümmern sollten. Wir werden wahrscheinlich nie die Auswirkungen von Zigaretten im All kennen und dafür entschuldige ich mich.

Ich habe nicht das Zeug zum Astronauten. Es ist ist hart da draussen, wo dich keiner schreien hören kann. Ich habe die Gesetze der Physik gebrochen und bin ziellos durch die kosmischen Gewölbe geschlendert. Ich bin entkommen, habe mich über den Rand der Erde gelehnt und habe in ein taubes Firmament geschrieen. Keine Männer auf dem Mond. Keine Astronauten. Sie bleiben trotz ihrer Eroberung cool. Für die Menschen, die hinter und in der Rakete stehen, ist das keine Eroberung. Die fliegst da nicht mit einer berauschten, rebellischen Panik hoch und bellst Befehle ins Nichts. Du fliegst vorsichtig hoch, still, sagen die Ingenieure, die Astronauten, die Flugdirektoren und die Putzfrauen.

„Es ist keine verdammte 747. Du kannst nicht im Klo ficken," hat ein Astronaut mal gesagt. Du „blamierst dich nicht und machst die Laufarbeit. Jeder will sofort Ergebnisse sehen. Wir können dem Weltraum nicht sagen, was zur Hölle zu tun ist - oder was er uns geben soll. Das All kann uns nicht hören, aber wenn wir mal die Fresse halten und ihm zuhören, merken wir immer, dass es etwas zu sagen hat." Ich höre.