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Sex

Steck dir die Gurke in den Arsch

Wir sind noch immer traumatisiert, nachdem wir einem „porn rock musical“ beiwohnten, das die Leute von Fuck for Forest in Berlin veranstaltet haben.

Wir sind bei einem „porn rock musical“, das die Leute von Fuck for Forest, einer in Norwegen gegründeten, Fuck-for-profit-Umweltorganisation, veranstalten. Sie sammeln Spenden für Regenwälder, indem sie Sex haben (meldet euch für ein paar Euro monatlich auf ihrer Website an … aber nur, wenn ihr auf Maiskolben in Vaginas steht). Zu Werbezwecken ficken sie auch mal in der Öffentlichkeit. Letzten Sommer veranstalteten sie einen flotten Dreier in einer Osloer Kirche und wurden natürlich rausgeschmissen, weil sie es ziemlich versaut vor dem Altar getrieben haben. Der Bischof ist wahrscheinlich noch immer zutiefst geschockt. Und nun kommt also ihr Musical. Es ist jedoch echt nicht leicht, ein Porno-Musical zu machen, in dem keine Erektionen vorkommen und keine Frauen gefickt werden. Ich saß also in der ersten Reihe eines unbeleuchteten Theaters, von Dreadlocks und rauchenden Menschen umgeben. Hinter mir saß meine Begleitung und warf mir die ganze Zeit Müll an den Kopf, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen.
 
Ich glaub, ich habe mir Flöhe geholt, es juckt“, rief er mir zu.

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Ein Typ tänzelt über eine Bühne, schnappt sich ein grün bemaltes Mädchen (mit Dreadlocks) und fängt an, für ungefähr fünf Sekunden an ihrer rasierten Pussy rumzufingern. Doch viel heißer als das, das wird es nicht.

Ich weiß wirklich nicht, was wir hier machen. Alles, was ich weiß, ist, dass ich Dany DeVero (aus Norwegen) und seine Liebhaberin Nati („aus dem Wunderland“) in Berlin Mitte getroffen habe. Sie waren gerade unterwegs zu irgendeiner Performance und waren angezogen wie obdachlose Clowns. Wir fragten, ob wir Fotos von ihnen machen dürften. „Nur, wenn ihr uns einen Euro gebt.“

Dany, der drei Jahre, bevor er nach Berlin gekommen ist, aus einer psychiatrischen Anstalt entflohen war (das erzählten mir zumindest seine Freunde), gab mir damals einen fotokopierten Flyer, auf dem „Strangers in Paradise: A Porn Rock Musical“ stand. Also haben wir uns an diesem Freitagabend auf zum Majak Theater gemacht, um zu sehen, wie geil man bei dieser orgasmischen Utopie wirklich werden kann.

Dany und der Rest der Darsteller—manche dickbäuchig, manche in Netze gekleidet—sind eine Gruppe von Straßenkünstlern, die sich „in der Matrix der U-Bahn getroffen haben“, wie er es ausdrückt.

„Ich will auf euch pissen—fickt euch alle“, sang ein nacktes Mädchen auf der Bühne.

Im Grunde war es ein merkwürdiges Improvisations-Varieté mit viel Overacting und zu wenig Sex. Es hingen dreckige Betttücher von der Decke und nackte Laienschauspieler sangen auf der Bühne Lieder aus der Rocky Horror Picture Show. Die Zuschauer haben gelacht und die ganze Zeit sehr seltsam gekuckt. Eine junge Frau sagte mir, es wäre besser, als sie erwartet hatte. Aber nicht alle Reaktionen waren gleich.

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Dany stand nackt auf der Bühne, mit einer Gurke in einer Hand und einem Akkordeon in der anderen.
 
„STECK DIR DIE GURKE IN DEN ARSCH!“, schrie ich.
 
Was?
 
Ich musste die Stille brechen.
 
Mein Begleiter versuchte, sich hinter seinen Ellenbogen zu verstecken.
 
„YEAH!“, schrie der Gitarrist.
 
Einige Leute, die neben mir saßen, sind aufgestanden und gegangen.
  Das war übrigens der Gitarrist, der zwar als einziger Klamotten anhatte, aber dessen Schwanz aus der Hose hing.

Nach der Show haben wir eine Frau gesehen, die wahrscheinlich auf irgendwelchen psychedelischen Drogen war. Sie wollte uns zwar ihren Namen nicht verraten, aber sie versuchte, uns zu „heilen“, bevor sie auf die Bühne sprang, um uns ihren Schlüpfer zu zeigen.

 
Während der Interviews mit den Schauspielern und Musikern wurde auch ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei ihrer nächsten Show 30 Minuten später aufzutreten. Ich habe gesagt, dass ich neben diesen spindeldürren Mitt-Zwanziger-Vegan-Gestellen zu pummelig wäre, um für eine richtige Porno-Musical-Stimmung zu sorgen.
 
Nein, das ist OK, du kannst auch allein auf die Bühne gehen“, sagte Leona. Natürlich war das eine absolut lächerliche Aufforderung.

Nach der Show leckte Dany mir dann die Titten.
 
Auf dem Weg raus trafen wir einen weiteren Freund von Dany, der uns seine Meinung schilderte: Es ist falscher politischer Aktivismus. Er hat seine Freunde unsinnige politische Weisheiten schreien gehört. Als wir dann wirklich gingen, waren sie gerade dabei, die gleiche Show nochmal vorzubereiten—danach, so wurde gemunkelt, sollte es wohl noch so eine Art Orgie geben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es ohne ein Publikum wie uns auch nur ansatzweise interessant geworden ist.

Fotos: Grey Hutton