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Fotos

West Side Rendezvous

Katsu Naito hat 1990 damit begonnen Transvestiten und Transsexuelle zu fotografieren und vor kurzem ein Buch über die einsamen und traurigen Prostituierten Manhattans herausgebracht.
Jamie Clifton
London, GB

Wer um 1990 in New York arm und schwul war, für den war Paris is Burning nichts weiter als ein Film. Denn viele Transvestiten und Transsexuelle arbeiteten als Prostituierte und hingen im Meatpacking District in Manhattan rum. Der in Japan geborene und in New York lebende Fotograf Katsu Naito hat angefangen, die Trans-Prostituierten, die er damals getroffen hat, zu fotografieren, und vor ein paar Monaten hat er die Fotos endlich in seinem Buch West Side Rendevous herausgegeben.

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VICE: Die meisten Fotos sind über 20 Jahre alt, wie kommt es, dass du sie jetzt veröffentlichst?
Katsu Naito: Na ja, vor 15 Jahren wurden solche Fotos nicht so einfach akzeptiert. Aber 20 Jahre später hat sich das Gewerbe weiterentwickelt und diese ganze Sache wird nicht mehr so stigmatisiert.

Cool. Wie fühlst du dich, wenn du dir nach der ganzen Zeit die Fotos wieder anschaust?
Es ist eine Mischung aus Emotionen, die ganzen Gefühle, die du erwarteten würdest. Einige der Fotos sind ziemlich sexy, andere eher boshaft und natürlich gibt es ein paar, auf denen du die Einsamkeit und Traurigkeit des Themas richtig spüren kannst.

Eine Menge wurde im Zenit des ganzen Drag-Party-Fiebers fotografiert, hat sich diese Modebesessenheit auch in den Looks auf der Straße widergespiegelt?
Ja. Viele der Fotos wurden gemacht, als sie anschaffen waren und ihren Klamotten waren das Erste, das die Freier von ihnen gesehen haben. Sie haben deswegen natürlich ihre Kleidung genutzt, um etwas über sich auszusagen.

Gab es, wenn sie gearbeitet haben, immer noch den gleichen Wettbewerbsgeist, was Klamotten angeht?
Ja, mehr oder weniger. Jeder von ihnen hatte seine eigenen Methoden, sich zu präsentieren. Das haben sie mit sehr viel Stolz getan, weil es ihre Art war, sich so zu präsentieren, wie sie bei der Arbeit gerne gesehen werden würden. Wieder war der erste Eindruck der Schlüssel zu ihrem Erfolg, also haben sie alles dafür gemacht, um sich selber voranzutreiben und das wurde viel durch die Klamotten getan, weil es das ist, was du als erstes siehst.

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Was für Zeug haben sie dann getragen?
Das war ganz unterschiedlich. Viele von ihnen haben Outfits getragen, die sofort ins Auge gesprungen sind—Strümpfe, Strumpfhosen, so Zeug halt—und natürlich kannst du mit einem paar Highheels niemals falsch liegen, aber eine Menge hat auch einfache Sachen, wie Jeans und eine Lederjacke, getragen. Während sie sich zwar angezogen haben, um Aufmerksamkeit zu erregen, mussten sie sich auch warm halten. Weißt du, das war mitten in der AIDS-Krise, aber sie waren trotzdem noch alle auf den Straßen und haben gearbeitet und waren immer noch stolz, das fand ich faszinierend.

Wer waren ihre Stilikonen?
Also, ich erinnere mich, dass viele von ihnen gesagt haben, dass sie gerne Model sein würden und der Name Linda Evangelista ist der Zeit oft gefallen. Aber sie war ein Supermodel, die unter 10.000 Dollar am Tag nicht aus dem Bett gestiegen wäre, also waren die Klamotten und Marken, die sie trug nicht wirklich in der selben Preisklasse, wie die der Leute, die ich fotografiert habe, aber diese Reihe von Supermodels in den frühen 90ern hatten definitiv einen großen Einfluss.

Wenn du schon von Marken sprichst, gab es irgendeine, die für die Transvestiten-Prostituierten wie der heilige Gral war?
Ich bin mir sicher, dass es die gab, aber keine diese Prostituierten lebte wirklich ein luxuriöses Leben. Auch wenn es eine Marke gab, die sie liebten, wäre die überhaupt nicht in Frage gekommen.

Das kann ich mir vorstellen. Mussten sie sich provokativer kleiden als Prostituierte, die als Frauen geboren worden sind?
Ihre Outfits waren schon darauf ausgelegt, hervorzustechen, klar. Die Sache ist, sie haben sich nicht nur prostituiert, sondern hingen auch immer mit derselben Gruppe von Leuten in der Gegend herum und sie alle liebten es, ihre Klamotten auszuziehen und sich auf so vielen Arten wie möglich zu zeigen.

War irgendjemand von ihnen verrückter, als der Rest?
Ja, es gab ein paar Verrückte. Einer liebte es, seinen Schwanz zu zeigen, er holte ihn aus seinem engen Minirock hervor und fing an, mit ihm rumzuspielen. Eine andere sah immer aus, als wäre sie direkt aus einem S&M-Club gekommen und spielte auch noch ihre Rolle, alles in Leder, Latex und Ketten und so. Einige waren nüchtern, aber die meisten waren meistens auf irgendwelchen Drogen, also gab es wahrscheinlich Stufen der Verrücktheit, die ich ausgeblendet habe.