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Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass für mich die Todesstrafe gar nicht galt. Für die Katarer gehöre ich eh zu den verlorenen Seelen. Ich werde einfach in den Knast gesteckt, vielleicht gefoltert, vielleicht noch vergewaltigt und dann abgeschoben. Aber als Muslim wird man zum Tode verurteilt—oder zumindest zu Gefängnis und 100 Peitschenhieben. Auf meinem Telefon tauchte ein Typ nach dem anderen auf, also meist vorteilhafte Fotos verschiedener Körperteile. Die sahen alle nicht nach Touristen oder westlichen Expats aus.VICE Sports: Katar züchtet seine WM-Spieler in der belgischen Provinz
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Die ersten drei Ergebnissen berichteten von Polizisten, die ausländische Arbeiter bei gleichgeschlechtlichem Sex (oder kompromittierenden Situationen) ertappen. Damit sie nicht ins Gefängnis müssen und abgeschoben werden, arbeiten diese dann selbst als Lockvögel. Ausländische Arbeiter haben in Katar nicht wirklich viele Rechte und das passte ganz gut zu den Geschichten, dass ihre Pässe und ihre Löhne einbehalten werden. Als wir durch den Suq gelaufen sind, hat der Typ ständig an seinem Handy rumgefummelt und schrieb auch jetzt draußen vor dem Hotel die ganze Zeit mit irgendjemandem. Ich sagte ihm, dass ich es mir anders überlegt hatte und er ging.Entweder, ich bin knapp der Scheiße entgangen oder ich habe mir eine spannende Nacht entgehen lassen. Wie dem auch sei, diese Geschichte—wie auch die Atmosphäre bei all diesen Treffen, geheim und doch relativ offen, Typen, die eher hinterhältig als ängstlich waren—hat mich nicht an die Stasi oder die Sittenpolizei im Iran erinnert, sondern an jemanden, den ich ein paar Wochen zuvor in Washington D.C. getroffen habe. Er war etwas über 60 und erzählte mir von seiner Zeit als Teenager. Außerhalb der Stadt, in der er erlebte, gab es ein kleines Waldstück, wo sich nachts Schwule trafen. Ab und zu, so erinnerte er sich, ging so ein riesiger Suchscheinwerfer durch die Bäume, ein erstes Mal und ein zweites Mal, das war's. Nie kam die Polizei oder wurde jemand verhaftet—die Polizisten wollten dich einfach nur wissen lassen, dass sie wissen, was du tust. Solange du nicht aus der Reihe tanzt und sie so dazu zwingst, in Aktion zu treten, kannst du gerne weitermachen.In Katar kann man nicht frei, offen und glücklich schwul sein, gleichzeitig wird man aber auch nicht sofort gesteinigt. Das war für mich etwas Neues in Bezug auf das Leben in der stark religiösen muslimischen Welt. In den Nachrichten berichten sie nur von Siegen, Niederlagen und Katastrophen, nicht über das alltägliche Leben.Ihr könnt Bert Archer auf Twitter folgen.