FYI.

This story is over 5 years old.

News

Wir waren bei der Royal-Baby-Party in London dabei!

Das Baby kam gestern Nachmittag zur Welt. Es ist ein Junge, aber das weißt du bestimmt schon. Mutter und Kind geht es gut und um das Gewicht wird sich niemals jemand scheren. Wir haben mit ein paar Irren gesprochen die bereits Tage vorher ihre Zelte...

Im April 2011 hat jeder in Großbritannien einen Tag frei bekommen, um Prince William und Kate Middleton bei ihrer Hochzeit zuzuschauen. Zwei Jahre und einen Oben-ohne-Skandal später liegt die Herzogin von Cambridge im Londoner St. Mary's Hospital in den Wehen und schreit wahrscheinlich ziemlich laut, während alle Medien dieser Welt vor dem Gebäude warten, in der Hoffnung, mit ihren Teleobjektiven einen Blick auf das schleimige Neugeborene Königsmonster zu erhaschen. Bevor jedoch die Paparazzi und die zahlreichen internationalen Königshaus-Korrespondenten sich gegenüber des Krankenhauses einrichten konnten, hatten ein paar Royal-Fanatiker (oder: Leute, die höchstwahrscheinlich arbeitslos sind) bereits die besten Plätze ergattert. Manche haben dort bereits seit mehreren Tagen gezeltet. Wir haben uns dazu entschlossen, dort hinzugehen und einige der Leute zu treffen, für die die Geburt eines Kindes, das sie wahrscheinlich niemals treffen werden, Grund genug ist, um sich während des heißesten britischen Sommers seit sieben Jahren in einem Zelt bei lebendigem Leibe braten zu lassen.

Anzeige

VICE: Hi Charlie. Du sagt, du bist hier seit 7 Tagen?
Charlie Louthrey, Fan der Königsfamilie: Ja, mein Name steht in den Unterlagen [zum Gerichtsverfahren zu Dianas Tod]. Ich bin zu den Untersuchungen gegangen; ich stehe in den Unterlagen. Ich habe draußen gestanden und auf meiner Stirn stand in fett gedruckt „Diana“ und auf meinen Wangen „Dodi.“ Und du hast ausgesagt?
Nein, ich bin da jeden Tag als Fan hingegangen und ich wurde in der Untersuchung erwähnt. Warum das denn?
Weil ich ein großer Fan der Royal Family bin. Schon seit Jahren. Und der Gerichtsmediziner hat dich nur erwähnt, weil du die Royals unterstützt?
Ja. Ich war der erste bei der Royal Hochzeit. Ich war auf der Titelseite der Times—Ich war sehr berührt. Mein Portrait wurde auch gemalt. Es hat 60 Stunden gedauert. Es geht an die National Portrait Gallery. Ich habe die ganze Zeit auf dieser Bank geschlafen [zeigt auf eine Sitzbank] und ich werde hier bleiben, bis das Baby geboren ist. Auf was hoffst du, wenn es kommt—einen Bub oder ein Mädchen?
Nun ja. Ich bin sehr aufgeregt. Letzte Nacht konnte ich es donnern und blitzen hören und das ist ein gutes Zeichen—die Götter waren auf der Erde, deshalb muss das Baby bald hier sein. Aber das Wichtigste ist, dass es ein gesundes Baby wird und die Mutter auch gesund ist. Dann können wir sehen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Ich hätte gern ein Mädchen, aber was auch immer es sein wird, es wird sein. OK. Warum magst du die Royal Family so sehr?
Als ich noch ein kleiner Junge war, hat meine Mutter mir die falsche Medizin gegeben. Sie gab mir rote, weiße und blaue [Pillen]; die Farben der britischen Flagge. Und das hat es entfacht. Alles klar.

Anzeige

Maria: Wir sind [Maria war mit ihrer Tochter Amy dort] extra aus Newcastle angereist—für die Hochzeit, für das Thronjubiläum der Queen und auch für die Krönungszeremonie in der Westminster Abbey. Habt ihr damals auch gezeltet?
Ja klar. Wir waren hier erst zu dritt, aber meine Freundin ist jetzt nach Hause gegangen. Und mein Partner ist zu Hause und sieht uns im Fernsehen. Was hält er davon, dass du hier herkommst, um zu zelten?
Er sagt, ich soll einfach gehen und machen, was ich mag. Das ist nett. Wo wascht ihr euch hier alle und so?
Die Krankenhausmitarbeiter ließen uns ihre Waschräume benutzten. Die waren absolut großartig.

Zwischen all den radikalen Royal Fans, Paparazzi und Journalisten, die sich vor dem Krankenhaus tummelten, konnte man leicht übersehen, dass ein Durchkommen zum Eingang der Notaufnahme praktisch unmöglich war. Wir fragten eine der Polizistinnen, ob sie denkt, dass all die Leute die Arbeit der Notaufnahme behindern. Sie antwortete, „Wir tun unser Bestes.“ Was uns nicht sehr überzeugte, da ihr „Bestes“ aussah wie „absolut nichts.“ Was auch immer—solange die Vorderseite des Gebäudes aus jeder erdenklichen Perspektive fotografiert werden kann, können die Verletzten einer Messerstecherei und die Unfallopfer einfach warten, bis sie an der Reihe sind, richtig?

Irgendwann fing ein Mann an laut rumzubrüllen, dass das Kind auf der Welt ist und die allgemeine Aufregung stieg sofort. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass er nur ein Performancekünstler war, der die langweiligste und voraussehbarste Performance darbot, die man sich vorstellen kann. Leider hat die Polizei ihn angeordnet, die Fresse zu halten, bevor er jedem erzählen konnte, um was bei seiner Performance geht. Der Typ fragte sie dann, gegen welches Gesetz er verstoßen habe. Die Polizei sagte ihm dann, dass er gegen das Gesetz des Anstandes verstoße, welches besagt, man solle nicht vor den Fenstern von kranken Leuten mit einem Megafon rumbrüllen. Nachdem dieser kleine Anflug von Aufregung vorbei war, gingen wir noch eine Runde durch die Menge, um mit jemandem zu sprechen.

Anzeige

Vam: Ich bin hier seit sieben Tagen—Ich komme morgens und bleibe bis 7 oder 8 Uhr. Wow. Seit wann bist du ein Fan der Royal Family?
Nein, ich bin kein Fan. Ich komme her, um den Leuten das hier zu zeigen [zeigt uns eine Broschüre für die Osho Meditationsschule]. Alles klar. Ist das deine Organisation?
Nein, nein, sie ist mein Herr. Über die ganze Welt. Ich erzähle Leuten davon, wenn jemand fragt. Also verbreitest du das Wort des Herrn?
Nein, nein—ich bin nur hier wegen der Feierlichkeiten für das neue Kind. Ob ich das Baby sehen werde oder nicht, ich bin mir nicht sicher. Ich kann nicht in das Krankenhaus gehen. Aber ich kann herausfinden, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. OK, Ich bin jetzt verwirrt. Was machst du, wenn du das nicht machst?
Meine Familie lebt hier. Ich bin ein Tourist aus Mumbai. Mein Visum läuft im Oktober aus. OK, tschüss.

Hi. Bist du erst heute hier hingekommen?
Kaya Mar, Künstler: Nein, ich komme hier seit ein paar Wochen her. Wie lange hat es gedauert, das zu malen?
Das hat zwei Tage gedauert. Beeindruckend. Was steckt hinter der Symbolik?
Symbolik? Sie stellt Zuwendung dar und das Neugeborene ist wie ein neuer Heilsbringer. Die rote Socke hat zwei Löcher, weil das Baby zu einer Zeit der Enthaltsamkeit geboren wird. Aber die Royal Family ist nicht arm, oder?
Ja, aber es ist eine Metapher. OK.
Ich bin anti-Royal. Ich glaube, die Royal Family ist korrupt. Man hätte sie vor langem in der Vergangenheit lassen sollen und wir sollten eine moderne Verfassung haben, die uns dabei hilft, nach vorne zu schauen. Dieses Land, England, ist in den Krieg gezogen, ohne das Parlament oder die Leute zu fragen—das ist Korruption einer Institution. Was hat das mit den Royals zu tun?
Nein, es hat was mit der Institution zu tun. Alles klar. Was hat dich dazu bewegt, dieses Bild zu malen?
Das ist Satire! England: nette Leute, ordentlich, mitfühlend. Aber zu traditionell. Sie sind in der Vergangenheit gefangen.

Nach einer Stunde oder so, in der wir dort waren, wurde es langweilig. Und wie sich herausstellte, waren wir nicht die einzigen; all die Journalisten machten bei einer Wette mit, in der sie darauf spekulierten, wann der königliche Fötus das Licht der Welt der schottischen Hühnerjagd und von Nazi-Uniform-Ausrutschern erblicken würde. Wir haben uns dann durch die Schlangengrube der Journalisten gekämpft, um ein paar Normalos aufzuspüren, die das Glück hatten, an dem Tag der Geburt krank zu sein. Wir fragten sie, wie sich die Massen an aufgeregten Leuten auf ihre Zeit im St Mary's Hospital auswirken. Die meisten von ihnen sagten, dass es eine Belästigung sei.

Das Baby kam am selben Nachmittag zur Welt. Es ist ein Bub, aber das weißt du bestimmt schon. Mutter und Kind geht es gut und um das Gewicht wird sich niemals jemand scheren. Was wir noch nicht wissen, ist der Name—da hofft ein Mitglied des spielsüchtigen Pressepacks, dass sein Zettel mit dem Namen „Terrence Norman“ das große Los ist.