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Wütende Schlampen

Während Berlin des Mauerbaus gedachte, gingen all die Schlampen der Stadt spazieren.

Während Berlin des Mauerbaus gedachte, gingen all die Schlampen der Stadt spazieren.

Ich war schon immer der Meinung, dass Vergewaltigungen scheiße sind und diese ganze Engstirnigkeit gegenüber Sexualität sowieso. Und damit sollte die ganze Sache dann auch gegessen sein, im Endeffekt ist das eine Aussage wie „Nickleback ist scheiße“. Aber nein, am Samstag haben sich „revolutionär-feministische Schlampen“ am Wittenbergplatz in Berlin versammelt, um ihren Slutwalk zu begehen.

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Als ich ankam und mich durch die ver- und entkleideten Männer, Frauen und sonstige Gestalten drängelte, drückte mir irgendwer einen Flyer in die Hand „Slutwalks - eine Wende nach vorne-zurück zu einem kämpferischen Feminismus“. Und damit ist dann auch alles gesagt. Nur weil irgendein Idiot die gehaltvolle Aussage machte „Frauen sollten es vermeiden, sich anzuziehen wie Schlampen, um nicht zum Opfer zu werden“, laufen da jetzt Tausende aufgebrachte Leute rum, die scheinbar „Geschlechter abschaffen - Männer zuerst abschaffen“ wollen. Ein Phänomen der Neuzeit, bei dem riot-grrrls und ihre Anhänger mit wenig politischem Anspruch die Straßen blockieren, um sich zur Schau zu stellen und Kelis („Trick me“) und Anastacia durch die Boxen zu blasen.

„Die bezeichnen uns als Schlampen! Denen zeigen wir‘s aber!“

Nachdem sich alle in ihre Kostümchen geschmissen und drei der begabtesten feministischen Rednerinnen (oder Redende, wie sagt man das richtig gegendert?) ihre Kampfaufrufe getan hatten, nahm der Zug seinen Lauf.

Bestimmt gibt‘s ein paar Titten zu sehen.

Es waren echt viele Leute da, auch genügend Schaulustige, Polizisten und genervte Autofahrer. Ganz vorne dran Transparentträger und ein paar Wagen mit Boxen und Girl-Power-Musik, was mich nicht unbedingt motiviert hat, noch länger zu bleiben. Aber es gab genug zu sehen und interessante Plakate und Verkleidungen, deshalb bin ich ein wenig mitgelaufen.

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Der Typ hatte echt Elan.

Mehr Bildung für Schwänze.

Natürlich ist es eine gute Sache, für Grundrechte und gegen Vergewaltigung und dergleichen einzutreten, aber als Mann wird man so schon mal leicht in die Täterrolle gedrängt. „Vergewaltigen ist männliches doing gender“. Also können nur Männer Vergewaltiger sein? Ist das nicht irgendwie ein geschlechtliches Vorurteil? Zum Glück habe ich den Flyer, der mir sagt, dass es nicht darum geht „pluralistisch-reformistisch neben männliche Herrschaftspraxen ein queeres Pluriversum von weiteren Geschlechteridentitäten und -praxen zu stellen“, sondern um die Überwindung der Geschlechter. „Männer sollen zum Feind des Mannes werden“. Ist das nicht ein bisschen matriarchalisch? Geht es nicht um Gleichheit? Ich bin verwirrt, scheinbar übersteigt das mein beschränktes Frauenhirn.

Alle haben echt gut ausgesehen.

Ich bin mit dem Zug die Straße runter gelaufen und habe darauf gewartet, dass sich noch irgendwo Gegendemonstranten zeigen, die ein bisschen Wut auf sich ziehen wollen. Als ich dabei war, Fotos von denen zu machen, von denen ich dachte „Keiner würde dich vergewaltigen wollen“, wurden ein paar böse aussehende Frauen auf mich aufmerksam und fingen an, mich zu fotografieren. Das letzte was ich brauche, sind radikale Feministinnen, die sich einen Cat-Fight liefern oder mit mir über Geschlechterrollen diskutieren wollen. Schließlich bin ich hier der Verräter.

Okay, der Typ war sicher nur da, um Titten zu sehen.

Alles in allem bin ich verwirrt davon gezogen und weiß nicht, ob ich mein Geschlecht verrate, indem ich nicht radikal feministisch und halbnackt auf der Straße rumlaufe, weil das mein gutes Recht ist, oder aber einfach nicht so temperamentvoll Männer und Gender hasse oder denke, dass Vergewaltigung legitimiert ist.