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Popkultur

Zach Braff wird niemals aufhören Filme zu drehen und ihr seid Schuld daran

Mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne ist es Zach Braff gelungen, einen neuen Film zu drehen. Leider ist „Wish I Was Here" nur ein rührseliger Abklatsch von „Garden State".

Zach Braffs neuer Film Wish I Was Here endet damit, wie der hasenfüßige, sich selbst bemitleidende Protagonist (gespielt von Braff persönlich, wer käme auch sonst dafür in Frage?) verkündet, dass es OK ist, seine Träume an den Nagel zu hängen und einfach ein stinknormales Leben zu führen. Das ist dann wohl auch der kontroverseste Part des wohl nervigsten Films des Sommers. Wohingegen Braffs letzter Film Garden State, das Publikum beim Abspann immerhin zu einem Loslassen aufmunterte, will sein neuer, auf Zelluloid gebannter Erguss einfach nur noch, dass du aufgibst. Aber es gibt da draußen diesen einen Typen, der unablässig versucht einer Kultur, die sich längst weiter entwickelt hat, seine eigene monotone künstlerische Agenda aufzuzwingen: Zach Braff. Kickstarter und Online-Spenden werden ihm auch weiterhin erlauben, Filme zu drehen, auch wenn die wenigsten von uns diese sehen wollen.

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Fotos: Merie Weismiller Wallace, SMPSP/Focus Features

Wish I Was Here erlangte letztes Jahr auch dadurch Bekanntheit, dass er durch 46.520 Spender auf Kickstarter zum Teil mitfinanziert worden war—was allen Braff-Fanatikern garantierte, dass sie ihren Helden echt und unverfälscht zu sehen bekommen würden. Wenigstens stehen die fetten Geldsäcke Hollywoods jetzt nicht mehr in Braffs Weg und er kann endlich den Film machen, den er schon immer machen wollte! Wir haben schon viel zu lange darauf gewartet, das Echte und Unverfälschte zu sehen!

Der Haken an der Sache ist allerdings, dass besagte fette Geldsäcke in Hollywood dafür bezahlt werden, Filme zu machen, die viele Menschen sehen wollen. Genau aus diesem Grund will mir auch niemand 2 Millionen Dollar geben, damit ich meine Sci-Fi-Comedy-Romanze verwirklichen kann, die im 25. Jahrhundert spielt und davon handelt, wie ich mich in einen sprechenden Lachs verliebe. OK, vielleicht ist es doch nicht so unwahrscheinlich, dass dieser Film gemacht wird, wenn sich an gewisse Dinge gehalten wird:

- Meine Figur muss von Robert Downey Jr. gespielt werden—oder dem aufstrebenden afroamerikanischen Schauspieler Michael B. Jordan.

- Der sprechende Lachs wird von Cameron Diaz oder Melissa McCarthy gesprochen.

- Anstatt in weit entfernter Zukunft stattzufinden, spielt die Handlung in einem aufstrebenden Internet-Start-Up in San Francisco.

- James Cameron oder Christopher Nolan müssen Regie führen.

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Was haben alle diese Punkte gemeinsam? Es sind Menschen, Orte oder Dinge von denen klar ist, dass sie der Öffentlichkeit gefallen. Es ist allerdings schon einige Zeit vergangen, seitdem Zach Braff irgendetwas gemacht hat, das der Öffentlichkeit gefallen hat. Hast du Dein Ex – Mein Albtraum gesehen? Hat dich Der letzte Kuss verzaubert? Hast du wie ein Besessener über die letzten, nervtötenden Staffeln von Scrubs gebloggt? Schlägst du dir manchmal ins Gesicht, nur um endlich wieder etwas Echtes zu fühlen? Natürlich würde niemand, der sich auch nur im Geringsten dafür interessiert, was für ihn dabei herausspringt, Zach Braff mehr als einen aufmunternden Klaps auf den Rücken für sein neues Filmprojekt geben. Braff war nach Garden State der heiße Scheiß, serviert auf einem goldenen Tablett. Leider bin ich hier, um eine erschreckende, wenn nicht gar erschütternde Tatsache kundzutun: Es ist nicht mehr 2004.

Das Jahr 2004 war geprägt von jeder Menge Scheiße (zum Beispiel war George W. Bush damals Präsident und wir hatten gerade zwei Kriege hinter uns) und trotzdem hatte ein bescheidener, zuckersüßer Film, der die Geschichte einer alles erobernden Liebe erzählt, einen großen Einfluss auf einen beachtlichen Teil des Landes, der gerade erwachsen wurde. Der Film hat so dreist bei traurigen Klassikern wie Die Reifeprüfung, Harold und Maude und Der Stadtneurotiker abgekupfert, dass er wie das Kind des Schuldirektors wirkte, das bei jeder Schulaufgabe beschissen hat. Einfach nur, weil es damit durchkam.

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Für die ganzen jungen Hüpfer, die das hier lesen: Garden State ist irgendwie wie Das Schicksal ist ein mieser Verräter, bloß mit viel weniger Anspielungen auf Anne Frank. Zu der Zeit, in der der Film erschien, war er die perfekte Romanze für junge Erwachsene. Wenn du wie ich damals aufs College gegangen bist, dann war er das perfekte Ventil für die Art von Selbsterfahrung und Unwohlsein, die wir durchmachen, wenn unsere Eltern nicht mehr da sind, um unsere Wäsche zusammenzulegen und uns vom Komasaufen abzuhalten. Dir steht es auch frei, jegliche Post-9/11-Trauma-Verbindung herzustellen, die ist bestimmt auch vorhanden. Das war damals auf jeden Fall ein Reinfall, oder?

Manchmal muss man nur ein süßes Mädchen küssen, ein wunderliches Abenteuer überstehen, in Zeitlupe gehen und bedeutungsschwangerer Musik lauschen, um mit dem Tod eines Elternteils klarzukommen. Zumindest ist das in der Welt von Garden State so. Das hat mir nicht nur sehr gut gefallen, ich habe Zack Braff damals quasi aus der Hand gefressen und wollte mehr, nachdem der Film vorbei war. Mann, war ich traurig.

Es ist inzwischen schon zehn Jahre her, dass Braff die Massen an chronisch trübseligen, schlecht frisierten The Shins-Fans auf eine nichts ahnende Nation losgelassen hat, und er hat sich seitdem anscheinend nicht viel verändert. Ja, in Wish I Was Here gibt es immer noch das musikalische Äquivalent zu lauwarmem Grüntee zu hören (auch wenn ich bezweifle, dass er diesmal dafür wieder einen Grammy gewinnen wird). Ja, im Film läuft auch viel in Zeitlupe ab. Ja, es gibt (wirklich viele) Sonnenuntergänge zu sehen. Der Vater ist ein Arschloch. Zach Braffs Charakter ist schon wieder ein nichts auf die Reihe kriegender Schauspieler aus Los Angeles, nur ist der gute alte Zach diesmal ein zielloser, verheirateter Vater und kein zielloser Single Mitte 20. Der Tod eines Elternteils ist einer der Hauptstränge der Handlung und mit der magischen Kraft von Selbstverwirklichung und positivem Denken können alle Probleme gelöst werden. Die Ähnlichkeiten zwischen diesem Film und Garden State sind jetzt vielleicht nicht so frappierend wie bei Police Academy und Police Adacemy 2—Jetzt geht’s erst richtig los, aber sie sind auf jeden Fall vorhanden.

Als ich mir Wish I Was Here ansah, dachte ich darüber nach, warum man einen Film drehen muss, der einfach nur das Gleiche noch einmal ist. Nun, 46.520 von euch wollten das ja so. Der Wunsch von 46.520 Menschen nach einen Remake von Garden State für Erwachsene anstatt für Studenten ging in Erfüllung. Ich denke, dass das so auch alles gepasst hätte, wenn die Meinung der Kritiker und Öffentlichkeit über Garden State nicht so sehr ins Negative umgeschlagen wäre. Genau so wie in dem neuen Film, gibt es in Garden State diese anbiedernden, nervigen Klischee-Dialoge, primitive Weltanschauungen und unsagbar flache Charaktere.

Genau so wie bei diesem Veronica Mars-Film ist Nostalgie—gerade die beliebteste Droge bei den Amerikanern—der Grund, warum ein ganz, ganz kleiner Teil des Landes einen Film finanziell unterstützt, der nur wenig Chancen darauf hat, viel Geld einzuspielen. Der Streifen erinnert sie einfach an etwas, das sie mal sehr gerne mochten. Vielleicht ist das auch die Zukunft von Zach Braffs Karriere. Niemand wird sich seine Filme anschauen, aber er wird immer noch genügend künstlerische Unterstützer haben, die es ihm ermöglichen, weiter als Regisseur tätig zu sein und immer wieder den gleichen Film zu drehen. Aber vielleicht ist es auch genau das, was er will, denn selbst wenn der Protagonist in Wish I Was Here dazu bereit ist, seine Ziele nicht weiter zu verfolgen, scheint Zach Braff noch nicht so weit zu sein. Wieso sollte er auch?