FYI.

This story is over 5 years old.

News

7 Dinge, die uns 2016 so richtig versauen werden

Von Donald Trump über El Nino zu Snapchat: Hiervor müsst ihr euch 2016 in Acht nehmen.
Foto: imago | ZUMA Press

Alle hassen Spoiler, aber es gibt eine Ausnahme: Spoiler, die einem richtig beschissene Teile eines Films verraten. Die machen die ganze Erfahrung eigentlich besser, weil sie unsere Erwartungen senken. Genauso nützlich ist es, am Anfang eines neuen Jahres schon mal darauf vorbereitet zu sein, was uns in den nächsten zwölf Monaten alles an Scheußlichkeiten erwartet. Während alle anderen noch vom Neustart und ihren guten Vorsätzen faseln, weiß man so schon genau, auf welche Art und Weise einen das neue Jahr brutal enttäuschen wird.

Anzeige

Aktuell braucht niemand besonders viel Fantasie dafür: Das neue Jahr hat mit den massenhaften Angriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln (und anderen Städten) schon denkbar scheiße angefangen. Auch deshalb ist es durchaus sinnvoll, sich schonmal auf die Tiefpunkte vorzubereiten, die sich jetzt schon am Horizont abzeichnen:

Die Debatte um die „Flüchtlingskrise" wird noch verkorkster

Niemand weiß genau, wie viele Flüchtlinge 2016 nach Österreich kommen werden. Die Bundesregierung gibt keine offiziellen Prognosen heraus, die EU-Kommission schätzt aber, dass bis Ende 2017 nochmal 3 Millionen Menschen nach Europa kommen werden. Man lehnt sich jedenfalls nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man annimmt, dass auch 2016 wieder mehrere zehntausend Menschen in Österreich Asyl beantragen werden.

Damit ist praktisch auch garantiert, dass das Thema „Flüchtlingskrise" auch in diesem Jahr für erheblich Gesprächs- und Geschreistoff sorgen wird. Bezeichnend ist schon mal, dass die Angriffe in Köln eine viel größere Debatte über die Flüchtlingspolitik und „Ausländerkriminalität" ausgelöst haben als zum Beispiel über sexuelle Gewalt. Und es gibt keinerlei Hinweise, dass sich das irgendwie bessern wird. Immerhin gibt es in Deutschland einen Innenminister, der wie immer die richtigen Worte in der Krise findet: „Es darf noch keinen Generalverdacht gegenüber Flüchtlingen geben. Zumindest jetzt nicht, in diesem Stadium der Ermittlungen."

Anzeige

Der El Niño wird überall auf der Erde Katastrophen auslösen

In Honduras ist wegen des Nino jetzt schon Dürre ausgebrochen | Foto: imago | Xinhua

Alle drei bis sieben Jahre kommen die Meeresströmungen im Südpazifik zum Stehen oder drehen sich sogar um. Weil sich dabei erst das Wasser und dann die Luft darüber aufwärmt, sorgt dieses „El Niño" genannte Phänomen jedes mal weltweit für Wetterextreme—von Dürren bis Überschwemmungen. Und der diesjährige Niño, der bereits angefangen hat, Kalifornien unter Wasser zu setzen, wird der stärkste seiner Art seit dem „Monster-Nino" von 1997-98.

Davon könnte eine ganze Reihe Länder betroffen sein: Letztes Mal kam es in Indonesien und Südafrika zu Dürren und Waldbränden, in Indien kam der Monsun zu spät und zu lasch. Auf der anderen Seite gab es in Südamerika dafür massive Überschwemmungen, während Kanada und die nördliche Ostküste von einem enormen Eissturm lahmgelegt wurden. Experten warnen jetzt schon, dass durch die Kombination dieser Faktoren insgesamt 10 Millionen Menschen von Hunger, Wasserknappheit und Seuchen bedroht sein könnten—unter anderem auch in Syrien.

Die Wahlen in den USA werden eine Horrorshow

31 Sekunden Hochreck-Trolling

Auch wenn das kollektive Daumendrücken am Ende hilft und Trump doch nicht Präsident wird—der krakeelende Politik-Clown hat die Stimmung in den USA jetzt schon gründlich versaut. Wenn jemand im Alleingang schafft, dass die größte Demokratie der Erde sich darüber unterhalten muss, ob man vielleicht einfach mal ein paar Jahre keine Muslime mehr ins Land lassen muss, dann kann er sich getrost in dem Wissen sonnen, der größte Troll der Geschichte zu sein. Es ist nur eben scheiße für all die Menschen, die davon in ihrem echten Leben betroffen sind.

Anzeige

Snapchat

Alle Medienmenschen sind sich einig, dass Snapchat total wichtig werden wird, weil alle Kids das benutzen. Ob wir wollen oder nicht, wir werden uns alle intensiv mit Snapchat beschäftigen müssen—und das nur, weil Instagram immer noch nicht dumm genug war.

Wir werden die Türkei zu einem großen Freiluftgefängnis machen

Führende europäische Politiker und Politikerinnen wissen, dass eine Obergrenze für Flüchtlinge nicht mit dem Grundrecht auf Asyl zu vereinbaren ist und man außerdem nett zu denen sein muss, die es nunmal schon hierher geschafft haben. Das heißt aber nicht, dass man nicht gleichzeitig alles versuchen kann, um zu verhindern, dass noch mehr von denen kommen. Und genau das tut Europa, indem etwa Deutschland der Türkei ein Hilfspaket über drei Milliarden überweist. Im Gegenzug soll das Land die dort lebenden zwei Millionen syrischen Flüchtlinge mit aller Macht daran hindern, nach Europa weiterzureisen.

Die Türkei hat bereits begonnen, das Programm durch massenhafte Inhaftierungen und illegale Rückführungen nach Syrien umzusetzen. Das Ergebnis: Migranten wählen immer gefährlichere Routen, um nach Europa zu kommen, auf denen immer wieder Menschen ertrinken—zuletzt am Montag 21 Männer, Frauen und Kinder auf einmal. Natürlich könnten sie auch einfach in der Türkei bleiben: Für 280.000 Flüchtlinge hat die Türkei „vorbildliche" Unterkünfte bereitgestellt. Für den Rest allerdings gibt es keine Arbeit, keine Wohnungen und oft nicht einmal genug Essen. Den Preis für weniger Flüchtlinge in Europa kann sich mittlerweile jeder Istanbul-Reisende genau vor Augen führen, wenn er mitten im Stadtzentrum von hungernden 8-Jährigen angebettelt wird.

Anzeige

Der Syrien-Konflikt wird durch die türkische Einmischung noch unübersichtlicher werden

Kurden demonstrieren in Diyarbakir | Foto: Thomas Hunter

Die Türkei wird übrigens möglicherweise bald selbst dazu beitragen, dass noch mehr Menschen aus Syrien fliehen müssen. Wenn man den Analysten des amerikanischen Informationsdiensts Stratfor glaubt, haben die Erfolge der kurdischen Kräfte in Nordsyrien die türkische Regierung so nervös gemacht, dass eine türkische Militär-Intervention dort kurz bevorsteht.

Ansonsten wird es im Syrien-Konflikt wohl weitergehen wie bisher. Die Russen haben das Regime Baschar al-Assads erfolgreich stabilisiert und richten sich offenbar auf einen längeren Aufenthalt ein. Aber auch diese Festigung des Regimes wird den Friedensprozess wohl nicht voranbringen. Ein paar Waffenstillstände mag es geben, aber „eine umfassende Lösung sehen wir in diesem Jahr nicht", wie der Stratfor-Analyst Omar Lamrani erklärt.

Aggro-Nationalisten werden der EU noch mehr zu schaffen machen

Der enorme Anstieg von Flüchtlingen, die nach Europa kommen, hat auch zu einem Erstarken von rechten Bewegungen in fast allen EU-Mitgliedsstaaten geführt. In Dänemark, Frankreich und Schweden sind Parteien aus dem rechten Schmuddelrand in den Mainstream gedrängt—ohne irgendwas von ihrer Schmuddeligkeit verloren zu haben. Das Paradebeispiel ist natürlich Marine LePen vom französischen Front National, die sich mittlerweile sogar Chancen auf die Präsidentschaft 2017 ausrechnet. Auch in Deutschland wird die AfD wohl erstmal erhalten bleiben—zu gut verstehen es ihre Anführer, niedere Instinkte in leicht verständliche Politik-Memes zu übersetzen. Und auch wenn keine dieser Parteien am Ende eine Mehrheit bekommt—die Debatte in ihren Ländern versauen sie jetzt schon. Schön zu sehen ist das bei den unzähligen Strache-Auftritten und Strache-Videos, die uns wahrscheinlich auch 2016 nicht erspart bleiben.